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19.09.09 / Ströbele herausgefordert / In Friedrichshain-Kreuzberg können 25 Prozent für ein Direktmandat ausreichen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-09 vom 19. September 2009

Ströbele herausgefordert
In Friedrichshain-Kreuzberg können 25 Prozent für ein Direktmandat ausreichen

Seit Hans-Christian Ströbele bei der Bundestagwahl 2002 in Friedrichshain-Kreuzberg bundesweit erstmals für die Grünen ein Direktmandat errang, ist seine Popularität links der Mitte beträchtlich angestiegen. Der Neffe des legendären Sportreporters von der WM 1954 und Ritterkreuzträgers Herbert Zimmermann gilt als unangefochtener Platzhirsch in seinem Wahlkreis. Wäre er jünger, dann könnte er sein Mandat vermutlich noch viele Wahlperioden halten.

Aber der aus Halle an der Saale stammende Jurist hat am 7. Juni sein 70. Lebensjahr vollendet. So warf Grünen-Landespolitiker Özlan Mutlu bereits 2008 seinen Hut in den Ring – für den Fall, dass der „Alte“ nicht mehr wolle. Doch der wollte noch mal.

Für die anderen Kandidaten ist der Bezirk eher ein Übungsfeld, auf dem sie sich für Aufgaben andernorts empfehlen können. Halina Wawzyniak von der Linkspartei ist weithin unbekannt, obwohl sie in der Partei hinter den Kulissen eine wichtige Rolle spielt. Die 18 Prozent Erstimmen, die die Dunkelroten hier 2005 erreichten, sind in erster Linie auf die Zusammensetzung des Wahlkreises aus ehemaligen Ost- und Weststadtteilen zurückzuführen.

Die CDU kam bei der letzten Bundestagswahl auf aussichtslose 11,3 Prozent. Mit der aus Thüringen stammenden früheren DDR-Bürgerrechtlerin Vera Lengsfeld haben die Christdemokraten jetzt  eine Kandidatin aufgeboten, die bundesweite Aufmerksamkeit sichert. Der CDU-Landtagsabgeordnete des Bezirks Kurt Wansner gab sich gegenüber dieser Zeitung optimistisch, was einen Zugewinn angeht. In der Tat könnte ein Ergebnis von auch unter 20 Prozent für die CDU bereits einen Hoffnungsschimmer bedeuten für die Zeit nach Ströbele. Denn anders als in den meisten anderen Bezirken gibt es in diesem Wahlkreis vier „starke“ Parteien. Da reichen unter Umständen bereits gut 25 Prozent für ein Direktmandat.

Derartige Überlegungen müssen auch den 1978 in Geldern geborenen Björn Böhning nach Kreuzberg-Friedrichshain getrieben haben. Im Unterschied zu seinen Mitbewerbern von Grünen, Linkspartei und CDU hat der Ex-Bundeschef der Jusos immer nur von der Politik gelebt. Deutscher Gewerkschaftsbund, Jusos, SPD und schließlich die Berliner Senatskanzlei boten ihm durch die Bank Vollstellen ohne Berührung mit dem gemeinen Arbeitsleben. Auf der Suche nach Gründen, ihm die Stimme zu geben, hatte er die gleiche Idee wie Gabriele Pauli in der Schlussphase ihrer politischen Laufbahn: Er sei als Kämpfer gegen „rechts“ unentbehrlich. So ließ er sich auch nicht lange bitten, als unlängst eine Jugendmannschaft von „Türkiyemspor “ in der brandenburgischen Provinz in eine Schlägerei verwickelt wurde. Böhning zeigte sich empört über die „ausländerfeindliche Attacke“. Derweil hat aber der türkische Fußballverein die beteiligten Jugendlichen gefeuert. In der Begründung heißt es: „Sie ... haben offenbar unsere Philosophie, Integration und Miteinander zu fördern, nicht verinnerlicht.“ Wie sich nämlich herausstellte, waren die (bewaffneten) „Türkiyemspor“-Jungs keineswegs unschuldig an der Rangelei mit den brandenburgischen Jugendlichen.

Vera Lengsfeld kritisierte Böhnings Vorverurteilung danach heftig. Der PAZ sagte sie: „Böhning ist ein Rassist, wenn er die Jugendlichen der neuen Bundesländer diskriminiert.“ Alles in allem jedoch schleppt sich der Wahlkampf selbst im schrillsten Bezirk der Hauptstadt mehr dahin, als dass er brodelte.         Hans Lody


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