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19.09.09 / Tatort Gesundheitswesen / Staatsanwälte auf der Spur von Betrügereien und Korruption

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-09 vom 19. September 2009

Tatort Gesundheitswesen
Staatsanwälte auf der Spur von Betrügereien und Korruption

Sind Ärzte besonders anfällig für Korruption? Klinikeinweisungen gegen Prämie, nur auf dem Papier behandelte Patienten – aus Praxen und Krankenhäusern kommen immer neue Fälle von Betrug und Korruption ans Licht. In den vergangenen Tagen begannen in Nordrhein-Westfalen aufsehenerregende Betrugsprozesse gegen zwei ehemalige Chefärzte.

Hintergrund solcher Meldungen ist der steigende Ermittlungsdruck im Gesundheitswesen. In Frankfurt geht Staatsanwalt Alexander Badle seit sieben Jahren den Betrügereien im Medizinbetrieb nach. „Pro Jahr schultern unsere drei Staatsanwälte rund 400 Ermittlungsverfahren“, sagt der Chef der Ermittlungsgruppe Betrug und Korruption im Gesundheitswesen. „Der Klassiker ist die Abrechnung von tatsächlich nicht erbrachten Leistungen.“ Patienten ahnen im konkreten Fall oft nichts.

Doch nicht nur Ärzte betrügen die Krankenkassen und somit die Beitragszahler – auch Kliniken, Pharmafirmen, Optiker, Apotheker, Hebammen mischen mit. „Betrug kommt überall vor“, sagt der Hannoveraner Juraprofessor und Autor einer einschlägigen Studie, Bernd-Dieter Meier. Mit rund einem Viertel der aufgeflogenen Fälle gehe das Gros aber auf Ärzte und Zahnärzte zurück. Aber auch Leistungsempfänger betrügen, etwa, indem sie falsche oder fremde Kassenkarten benutzen. „Die Dunkelziffer ist hoch“, sagt Meier und schätzt den Schaden auf insgesamt rund 20 Millionen Euro pro Jahr. Die internationale Agentur „Transparency International“ beziffert ihn weit höher: auf sechs bis 20 Milliarden. H. E. Bues


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