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19.09.09 / Für einen Dominik-Brunner-Platz

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-09 vom 19. September 2009

Für einen Dominik-Brunner-Platz
von Konrad Badenheuer

Was der 50jährige Dominik Brunner vor wenigen Tagen gemacht hat, ist mehr als verdienstvoll: Um eine Gruppe von 13- und 14-Jährigen in der S-Bahn vor den Übergriffen brutaler Schläger zu schützen, alarmierte er   nicht nur die Polizei, sondern er bot den Gefährdeten an, mit ihnen die S-Bahn zu verlassen, um sie vor der unmittelbar drohenden Gewalt zu schützen. Das Ergebnis ist bekannt: Brunner wurde auf offener Straße und unter den Blicken mehrere Gaffer von seinen 17- und 18-jährigen Mördern erschlagen.

Brunner hat alles richtig gemacht: Weder hat er in aussichtsloser Lage – etwa bei Tätern mit Schusswaffe – den Helden gespielt, noch hat er gemeint, der Gedanke der bürgerlichen Selbsthilfe gehe soweit, dass es nicht mehr nötig wäre, die Polizei zu rufen.

Er konnte das ungeheuere Maß an Gewaltbereitschaft seiner späteren Mörder nicht ahnen. Für seine Hinterbliebenen ist es ein Trost, dass die jungen Leute, die er vor den Verbrechern schützen wollte, tatsächlich heil davonkamen. Niemand weiß, ob sich das aggressive Potenzial der vorbestraften Drogenkonsumenten sonst an ihnen ausgetobt hätte.

Der Vorschlag des früheren Bundesministers Carl-Dieter Spranger (CSU), dem Getöteten posthum das Bundesverdienstkreuz zu verleihen, ist richtig und sollte verwirklicht werden. Unser Volk, das dringend Vorbilder benötigt, sollte Brunner aber noch in anderer Weise in Erinnerung behalten: Wie wäre es mit einem Dominik-Brunner-Platz in München? Oder besser noch mitten in Berlin, vielleicht in der Nähe des Bundesjustizministeriums, das seit Jahren ungezählte wohlüberlegte Vorschläge zur Bekämpfung der Kriminalität, verwässert, verschleppt und verhindert hat?

Der Vorfall aus München wirft viele Fragen auf: Wie schaffen wir es, ohne von jedem Bürger Heldenmut zu verlangen, dass bei solchen Vorfällen nie wieder ganze Gruppen von Passanten unbeteiligt danebenstehen? Diese Menschen sind ja auch nicht Zyniker, sondern der gute Wille wäre wohl da, aber einer wartet auf den anderen, es fehlt das letzte Quentchen Tatkraft und Mut.

A propos „Mut“: Warum reden eigentlich so viele Politiker, Jounalisten und Wissenschaftler mit Blick auf Ereignisse wie das in München-Solln von „Zivilcourage“, wenn sie Mut meinen? Gibt es denn eine eigene Variante des Mutes namens „Militärcourage“? Laut Umfragen halten große Teile der Bevölkerung das komische Ding namens „Zivilcourage“ für einen Brotaufstrich oder eine Gerichtsinstanz. Vielleicht antworten die Befragten ja absichtlich so, weil ihnen das Wortungetüm missfällt. Bleibt die Frage, warum es verwendet wird. Geht man ganz fehl mit der Annahme, dass die klassischen Tugenden, zu denen der Mut seit jeher gehört, nicht ins Spiel gebracht werden sollen, weil manchen die Dekadenz unseres Landes ins Konzept passt?


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