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19.09.09 / Brust als Lehrer und Verführer

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-09 vom 19. September 2009

Brust als Lehrer und Verführer

Ein tiefer Glaube an die Mächte des Schicksals geht durch alle seine Dichtungen, prußischer Geist lebt in ihnen, magische Kräfte sind lebendig“, schrieb Carl Lange, Herausgeber der „Ostdeutschen Monatshefte“ 1937 über das Werk des Dichters Alfred Brust. Und: „Sein Schöpfertum, aus unerhört beispielhaft gelebtem Leben steigend, greift weit über den Begriff Dichtertum hinaus...“

Hugo von Hoffmannsthal sah Brust eher als einen Propheten denn als einen Dichter – „vielleicht ist er ein erotischer Träumer – er ist eine gefährliche hybride Natur, Liebender und Hassender und Lehrer und Verführer zugleich“. Alfred Brust selbst hat sich immer gewehrt, mit seiner Dichtung in eine „Schublade“ gesteckt zu werden. An seinen Freund, den Dichter Richard Dehmel, schrieb er: „Ich bleibe jedenfalls dabei, keiner Richtung nachzulaufen und einfach immer nur das zu sagen, was mir das Herz bewegt.“

Nach dem Tod des Dichters – er starb am 18. September 1934 in Königsberg an Lungentuberkulose – ist es still geworden um diesen eigenwilligen Mann. Neben lyrischen Versen und erzählenden Werken („Die verlorene Erde“, 1926; „Jutt und Jula“, 1928; „Festliche Ehe“, 1930) schuf Alfred Brust vor allem Dramen von besonderer Eindringlichkeit, in denen er den Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Natur und Zivilisation, zwischen Licht und Finsternis schilderte. Regisseure wie Piscator, Jessner und Reinhardt wagten sich an diese Stoffe; das Publikum allerdings war oft schockiert – zu weit war der Dichter seiner Zeit voraus.

Geboren wurde Alfred Brust am 15. Juni 1891 – durch einen Zufall – in Insterburg, da sich seine Mutter zu der Zeit gerade auf der Reise zu ihren Eltern nach Göttingen befand. Der Vater besaß in Coadjuthen im Memelland eine Gemischtwarenhandlung mit Gastwirtschaft und Hotel. Einen Teil seiner Kindheit und Jugend verbrachte Brust bei seinen Großeltern in Göttingen. In Tilsit besuchte er die Schule und bereitete sich auf den Beruf des Kaufmanns vor.

Erste Dichtungen entstanden; das Tilsiter Stadttheater führte frühe Stücke auf. Brust volontierte bei der „Tilsiter Zeitung“, wurde Redakteur des „Annaberger Wochenblatts“ im Erzgebirge. Den Ersten Weltkrieg erlebte er als Zensor in der Presseabteilung beim Oberbefehlshaber Ost, wo er auch mit Richard Dehmel und Karl Schmidt-Rottluff zusammentraf. Als 1923 seine engere Heimat Litauen zugeschlagen wurde, siedelte Brust in das Ostseebad Cranz, später nach Königsberg über, wo er im Alter von nur 43 Jahren starb. os


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