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19.09.09 / »Friederisiko« / Stiftungs-Motto für das Friedrich-Jubiläum 2012 birgt Risiken

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-09 vom 19. September 2009

»Friederisiko«
Stiftungs-Motto für das Friedrich-Jubiläum 2012 birgt Risiken

Der 300. Geburtstag Fried­richs des Großen im Jahre 2012 wirft seine Schatten voraus. Die Organisation dieses Jubiläums liegt in den Händen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG). Sie verwaltet das Erbe des größten preußischen Königs und hat dementsprechend die Verpflichtung übernommen, das Jubiläumsjahr angemessen zu gestalten. Die Stiftung hat sich deswegen entschlossen, die Renovierung des Neuen Palais, die sowieso fällig war, zum Mittelpunkt der baulichen Aktivitäten zu machen, um dem Geschehen im Jahr 2012 einen würdigen Platz zu schaffen.

Der Bau des Neuen Palais in den Jahren 1763 bis 1769 war eine Demonstration politischer und wirtschaftlicher Stärke; mit der „Fanfaronade“ (Friedrich der Große) wollte er der Welt zeigen, dass die Preußen nach den schlimmen Kriegsjahren durchaus noch die Kraft hatten, 22 Millionen Thaler für den Bau eines Schlosses aufzubringen. Gleichzeitig wollte er damit demonstrieren, dass diese Mittel andernfalls in die Weiterführung des Krieges geflossen wären und er also durchaus in der Lage gewesen wäre, seinen Gegnern weiter die Stirn zu bieten.

Die Verbindung des Gedankens, das Jubiläum würdig zu gestalten, mit der Akquisition der Gelder für das Neue Palais war ein kluger Schachzug des Generaldirektors. Dass auch Schloss Rheinsberg, in dem sich Friedrich als Kronprinz von 1736 und 1740 aufgehalten und autodidaktisch geistig fortgebildet hat, mit in die Planung einbezogen wird, ist erfreulich.

Durchaus anerkennenswert ist auch die Idee, die geistige Auseinandersetzung mit dem König und seinem Wirken, die ja im Laufe der Geschichte ständig zeitgenössischen Tendenzen und Deutungen unterlag, nicht nur auf das Jubeljahr zu beschränken, sondern durch eine Reihe von Veranstaltungen im Vorfeld zu vertiefen. Dazu werden von der Stiftung seit dem 28/29. September 2007 alljährlich Konferenzen mit wechselnden Schwerpunktthemen durchgeführt. Die zweite Tagung fand am 10./11. Oktober 2008 statt. In diesem Jahr soll am 25./26. September das Oberthema „Friedrich und die historische Größe“ behandelt werden. Die auf den Konferenzen gehaltenen Vorträge sollen, soweit Manu­skripte vorliegen, im Internet unter www.perspectivia.net zugänglich gemacht werden.

Nach Rechnung der SPSG 1000 Tage vor dem 24. Januar 2012, am 29. April dieses Jahres, wurde in einer Presseinformation das Hauptmotto des Jubiläums verkündet: „Friederisiko“. Unter dieser Zielsetzung soll „… ein Blick hinter die Maske des Königs“ geworfen werden. Mit dieser Alliteration geht die SPSG selbst aber ein Risiko ein, denn das Wirken des Königs wird dann womöglich entweder einseitig auf den soldatischen Zusammenhang, in dem ja nun tatsächlich Risiken vorhanden waren, eingeschränkt, oder aus seinem Wirken werden diejenigen Facetten ausgeblendet, die philosophischer, literarischer oder musikalischer Provenienz waren. Gerade die phänomenale Geistigkeit des Königs, welche die ganze Breite des damaligen Lebens umfasste, kann unter einem solchen Slogan kaum hinreichend gewürdigt werden. Damit soll keinesfalls einer kritiklosen Apologie das Wort geredet werden – wohl aber einer authentischen Bestandsaufnahme, welche die privaten und öffentlichen Aspekte der Person „Friedrich II“ wertfrei erforscht und nicht von Anfang an eine prekäre Interpretation zugrunde legt. Wie problematisch sich der Bezug auf „risikoreich“ auswirken kann, zeigt sich schon in der Pressemitteilung, in der die beiden Versager August Wilhelm (Bruder) und Friedrich Wilhelm II. (Nachfolger des Königs) in einen Kontext gestellt werden, der den König mit Mutmaßungen diffamiert. Damit wird eine objektive Bearbeitung des Themas geradezu diskreditiert.

Mit der eher salopp wirkenden Reklame „Risiko“ provoziert man leider auch lockere Beiträge zum gesamten Vorhaben, zu dem sich beispielsweise der Feuilleton-Redakteur der „Frankfurter Allgemeinen“ am 29. April 2009 veranlasst sah: Er nennt den König einen „Zocker“. Aber solche wenig fundierten Beiträge werden durch das Motto der SPSG provoziert, denn jeder, der meint, etwas zu Friedrich dem Großen zu sagen zu haben, kann sich durch das Stichwort „Friederisiko“ ermutigt fühlen.  Jürgen Ziechmann


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