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19.09.09 / Zwischen Kunst und Kitsch / Eine Ausstellung im Museum Georg Schäfer zeigt 100 Meisterwerke zum Thema »schön und hässlich«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-09 vom 19. September 2009

Zwischen Kunst und Kitsch
Eine Ausstellung im Museum Georg Schäfer zeigt 100 Meisterwerke zum Thema »schön und hässlich«

Was ist schön? Was ist hässlich? Diese Fragen wurden insbesondere hinsichtlich der „Schönheit“ seit der Antike stets unterschiedlich beantwortet. Das Museum Georg Schäfer in Schweinfurt zeigt jetzt in einer Auswahl aus seinen Beständen, wie Künstler diese Fragen beantworten.

Vorgestellt werden in der Präsentation 53 Gemälde und 47 Zeichnungen aus dem Bestand des Museums – darunter Werke, die bisher noch nicht gezeigt wurden – darüber hinaus 44 Objekte und 24 historische Bücher sowie illustrierte Folianten. Die Ausstellung umfasst zehn Ausstellungsräume und widmet sich verschiedenen Aspekten wie „Schönheit“ und das Wunschland Arkadien – Tod, Teufel und das Böse – Das Schöne in Religion und Mythos – Landschaft – Körperbild und Jugendidealisierung – Mode und Karikatur. Aus konservatorischen Gründen erfolgt ab 12. Dezember eine neue Präsentation von Arbeiten auf Papier, die weitere Bestände öffnet.

So manchem Besucher wird der Atem stocken, wenn er etwa eine Barbiepuppe oder einen Plastiktroll mit wirren Haaren in der Ausstellung entdeckt. „Die opulente Schau im Museum Georg Schäfer widmet sich den schnell beschädigenden Werturteilen von ,schön‘ und ,hässlich‘ – einer Wanderung zwischen Körperlust und Körperleid, der schönen Venus und dem hässlichen Silen, zwischen bösem Diabolischem und Heiligkeit, Gründerzeit-Schwulst und Karikatur, letztendlich zwischen Geschmacksnervenkitzel (Kitsch) und Elegie des 19. Jahrhunderts (Kunst)“, erläutert Sigrid Bertuleit, Direktorin des Schweinfurter Museums die Auswahl. „Das Hässliche ist nicht das Gegenteil des Schönen, es konstituiert sich gesellschaftlich in voller Breitseite, je näher wir an das 20. Jahrhundert heranrücken. Die Ausstellung macht deshalb vor dem Bruch zwischen Kunst und Kitsch nicht Halt. Überhöhungen in der Darstellung zum Ausgang des 19. Jahrhunderts sind bewusst in das Zentrum der Ausstellung gerückt, so dass sich die Frage stellt: Wann kippt die Darstellung ins Bizarre? Wie viel an Authentizität benötigt das ,Schöne‘? Die abgebildete Frau des Künstlers von Adalbert Begas zelebriert die Schönheit vor ihrem Spiegel, der Venus gleich. Der Künstler hyperventilierte das klassische Schönheitsideal so sehr, dass auch dem Betrachter der Atem stocken bleibt ob der Üppigkeit der polierten Formensprache.“

Schön oder hässlich, diese Frage ist im Laufe der Jahrhunderte immer wieder anders beantwortet worden. So galt im alten Griechenland ein dicker Bauch als Zeichen der Verweichlichung, während er später (bis ins 17. Jahrhundert) als durchaus erotisch angesehen wurde.

In der Renaissance ist die ideale Frauenfigur wohlbeleibt, hat starke Hüften und einen hochsitzenden Busen. Selbst ein leichtes Doppelkinn wurde verziehen und als Zeichen der Wohlgenährtheit geschätzt. Auch zu Zeiten von Rubens sind die Frauen eher mollig. Fast drei Jahrhunderte, dann zwängte sich die Frau in ein Korsett, um ihre Figur einer Sanduhr gleichen zu lassen. Verformungen der Wirbelsäule nahm sie billigend in Kauf. Im 20. Jahrhundert setzte die Mode andere Prioritäten und befreite die Frau von Fischbein, Federstahlband, Stahlspiralen und Horn.

Auch heute erliegen Frauen dem Schönheitswahn, nicht zuletzt geprägt durch Kampagnen in den Medien. Und wer nicht mithalten kann, der begibt sich unters Messer. Nach Angaben der Gesellschaft für Ästhetische Chirurgie Deutschland (GÄCD) legen sich die Deutschen zu Zehntausenden auf die OP-Tische, um Lider, Busen oder Nase korrigieren zu lassen. Insgesamt nahmen die Mitglieder der GÄCD im vergangenen Jahr rund 130000 Schönheitsoperationen und 105500 Faltenbehandlungen vor.        Silke Osman

Das Museum Georg Schäfer, Brückenstraße 20, Schweinfurt, ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr geöffnet, Eintritt 7/6 Euro.


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