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26.09.09 / Warum der Goldpreis glänzt / Das Misstrauen gegenüber dem Dollar wächst, und eine Ersatz-Leitwährung der Welt ist nicht in Sicht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-09 vom 26. September 2009

Warum der Goldpreis glänzt
Das Misstrauen gegenüber dem Dollar wächst, und eine Ersatz-Leitwährung der Welt ist nicht in Sicht

Wo liegt eigentlich der „normale“ Goldpreis, fragen Anleger. Den gibt es nicht, doch die Schwäche der Papierwährungen beschert dem Metall Zulauf.

Die Ankündigung des Internationalen Währungsfonds (IWF), 403,3 Tonnen Gold in den kommenden Jahren zu verkaufen, hat den Preis des Edelmetalls zunächst wieder unter 1000 US-Dollar gedrückt. Der IWF besitzt nach den USA (8200 Tonnen) und Deutschland (3400 Tonnen) die drittgrößten Goldreserven der Welt mit (noch) 3200 Tonnen.

Der Goldmarkt hat sich in den vergangenen eineinhalb Jahren radikal verändert. Bis 2008 gab vor allem die Schmuckindustrie den Ton an, sie stellte rund zwei Drittel der Nachfrage. Den Rest teilten sich Goldinvestitionen wie Barren, Münzen und Fonds sowie die Industrie.

Im ersten Quartal 2009 hingegen nahmen die Schmuckhersteller nur noch 34 Prozent des Angebots ab. Gänzlich ins Hintertreffen geriet auch die Industrie, bei der nur noch sechs Prozent landeten, was den weltweiten Einbruch der Produktion widerspiegelt. Stattdessen schöpften Investoren rund 60 Prozent ab, davon vier Fünftel Goldfonds („ETF“), die Gold einlagern und dafür Anteilsscheine ausgeben.

Für den Rückgang in der Schmucknachfrage sind vor allem die Hauptabnehmer Indien, China und die Türkei verantwortlich. Dort spielt Gold als Hochzeitsgeschenk eine große Rolle. Es wird meist über Jahre angesammelt. Erscheint der Preis zu hoch, erlahmt daher der Verkauf. Experten glauben jedoch, dass der Verkauf bei 800 bis 850 Dollar pro Unze (31,1 Gramm) wieder anlaufen werde. Das könne allerdings auch passieren, heißt es, wenn sich der Preis über längere Zeit etwa beim derzeitigen Niveau halte. Dann würde der höhere Kurs irgendwann vom Schmuck­markt als „normal“ akzeptiert, die Sorge vor dem schnellen Wertverlust wäre überwunden.

Womit die zentrale Frage für jeden Anleger auf dem Tisch liegt: Wie hoch ist eigentlich der „normale“ Goldpreis? Wann also ist Gold teuer, wann günstig?

Die Frage ist schon deshalb schwer zu beantworten, weil Gold im Unterschied zu anderen Edelmetallen wie Platin und Silber oder den weniger bekannten Palladium und Rhodium kaum Verwendung in der Industrie findet. Die Industrie-Edelmetalle folgen in ihrem Preisverlauf mehr oder minder der Industrieproduktion, Gold nicht. Als nahezu reines Schmuck- und Anlagemetall führt es sein eigenes Leben.

Allerdings auch nicht ganz: Für gewöhnlich verläuft der Goldpreis entgegengesetzt zum US-Dollar. Fällt der Dollar, steigt Gold und umgekehrt. Das hat seinen Grund: Die US-Währung gilt wegen der Dominanz der USA als sicherster Hafen unter den Papiergeldangeboten. Verlieren die Menschen das Vertrauen in diese Bastion, sehen viele nur noch Gold als letzten Ausweg, um ihren Besitz vor den Fährnissen von Inflationen, Pleiten und Zusammenbrüchen zu bewahren.

Genau dies läuft derzeit, der Dollar schwächelt, und was die Sache bedenklich macht: Angesichts der horrenden Verschuldung der USA vermuten Finanzmarktbeobachter, dass die US-Notenbank Fed im Einklang mit der US-Regierung den Dollar  (entgegen ihren Beteuerungen) bewusst schwächt. Nur auf diese Weise nämlich könnten sich die USA ihrer jetzt eingegangenen Belastungen wieder entledigen.

Eine andere Fluchtwährung steht für große internationale Anleger kaum bereit: Im Euro-Raum ächzen etliche Länder unter ähnlichen Lasten wie die USA, das Pfund ist so krank wie die britische Wirtschaft, und Japan ist (gemessen am Bruttoinlandsprodukt) dreimal so stark verschuldet wie Deutschland, was den Yen nicht eben solide erscheinen lässt.

So träumen die Freunde des Goldes bereits davon, dass das gelbe Metall dereinst seine Rolle als eigentliches „Welt-Geld“ zurückerobern könne. Denn im Unterschied zum Papiergeld könnten es Notenbanker nicht uferlos vermehren und damit entwerten. Also jetzt einsteigen? Vorsichtige, langfristig denkende Anleger kaufen lieber über lange Zeiträume jeweils kleine Mengen. So „mitteln“ sie die temporären Preisschwankungen einfach heraus.                         Hans Heckel

Foto: „Sicherer Hafen“ gesucht: Gold oder Dollar?


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