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26.09.09 / Treuhänder: Opel ist Ende 2011 pleite / Volkswagen und BMW wollen Magna Aufträge entziehen – Eigene Technologie soll nicht an die Konkurrenz

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-09 vom 26. September 2009

Treuhänder: Opel ist Ende 2011 pleite
Volkswagen und BMW wollen Magna Aufträge entziehen – Eigene Technologie soll nicht an die Konkurrenz

Ob Wirtschaftminister Theodor zu Guttenberg doch noch Recht behält mit seiner pessimistischen Haltung zum Opel-Kauf, ist derzeit noch völlig offen. Zwar hat der Mutterkonzern von Opel, General Motors (GM), dem Verkauf unter bestimmten Bedingungen zugestimmt. Das aber hat die Verhandlungen mit dem von der Bundesregierung favorisierten Automobilzulieferer Magna und den beteiligten europäischen Regierungen in den letzten beiden Wochen nicht einfacher gemacht.

Denn jetzt kommt Magna selbst in Schwierigkeiten. Der größte Automobilhersteller Europas, die deutsche Volkswagen-Gruppe, droht dem Opel-Retter mit Auftragsentzug. Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch äußerte sich wie immer kurz und bündig: „Wir finden locker andere Zulieferer.“ Auch Premium-Hersteller BMW fürchtet Interessenkonflikte, wenn die eigene Technik nun nicht mehr an einen Automobilzulieferer, sondern an einen konkurrierenden Autohersteller gehen sollte. Wenn diese beiden großen Hersteller ihre Aufträge zurück­zögen, wäre Magna selbst gefährdet. Dass Piëch nicht lange fackelt, wenn er einen Konkurrenten vom Markt drängen kann, ist bekannt.

Auch von der Politik her drohen neue Schwierigkeiten wegen des Opel-Verkaufs. Die Aufteilung der 4,5 Milliarden Staatshilfe unter den europäischen Ländern ist derzeit umstritten. Nicht nur die belgische Regierung, deren Opel-Werk geschlossen werden soll, auch Spanien hat Bedenken und verlangt mehr Informationen. Man unterstütze das Projekt nicht und halte die russische Sberbank als Partner von Magna für nicht so geeignet wie den Finanzinvestor RHJI.

Die deutschen Vertreter im Treuhand-Ausschuss für den Opel-Verkauf, Manfred Wennemer und Dirk Pfeil, sehen bei Opel kein betriebswirtschaftlich funktionierendes Konzept. Da durch GM der Verkauf von Automobilen in zentrale Zukunftsmärkte wie Indien und China in den nächsten Jahren blockiert werde, sei Opel auch mit Staatshilfen schon Ende 2011 pleite. Solche Argumente will Bundeskanzlerin Merkel nicht gelten lassen und bügelte – wohl wegen der bevorstehenden Bundestagswahl – die beiden erfahrenen Experten und Sanierer ab.

Enttäuscht zeigten sich auch die Opel-Mitarbeitervertreter angesichts des angekündigten Arbeitsplatz-Abbaus. Man fürchte, dass Magna nun mit der „Motorsäge“ auch an das Tarifsystem herangehe. So sieht es derzeit nicht nach einer schnellen Einigung beim Opel-Verkauf aus. Das schwedische Modell im Fall Saab – nach einer Insolvenz die Firma mit eigenen Mitteln ganz zu übernehmen – ist also noch nicht ganz vom Tisch.        Hinrich E. Bues


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