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26.09.09 / Subtile Stimmungsmache im Nachrichtenteil

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-09 vom 26. September 2009

Gastbeitrag
Subtile Stimmungsmache im Nachrichtenteil
von Philip Baugut

Wahlen werden in den Massenmedien entschieden. Weil die meisten Wähler mit Politikern nicht persönlich in Kontakt kommen, orientieren sie sich an dem Bild, das Journalisten vom Wahlkampf zeichnen. Der große Einfluss dieser Berufsgruppe erscheint jedoch bedenklich, weil die Mehrheit der Redakteure im linken Lager zu verorten ist. Laut der letzten großen Journalisten-Studie  Hamburger Kommunikationswissenschaftler  um Professor Siegfried Weischenberg schlagen die Herzen in den Redaktionen überwiegend für Grüne (36 Prozent) und SPD (26 Prozent). Dem bürgerlichen Lager aus Union und FDP ist nicht einmal ein Sechstel der Journalisten zugeneigt. Dies wirft die Frage auf, wie sich die politischen Einstellungen in der Berichterstattung niederschlagen.

Dass in den Kommentarspalten Klartext gesprochen wird, ist legitim, weil die Leser nichts anderes erwarten und die journalistischen Überzeugungsversuche erkennen. Diese sind allenfalls dann erfolgreich, wenn mehrere Medien mit der gleichen Tendenz über ein Thema berichten, zu dem die Bürger noch keine feste Meinung haben. Wer die Wähler beeinflussen will, muss deshalb subtiler vorgehen und dort manipulieren, wo objektive Information erwartet wird: Vermeintlich neutrale Nachrichten sind daher die Spielwiese, auf der sich missionarische Journalisten austoben.

Täglich überschwemmt sie eine Flut von Meldungen, die nach Auswahlkriterien verlangt. So liegt es nahe, dass eher jene Nachrichten die Schleuse zur Berichterstattung passieren, die der vom Journalisten bevorzugten Partei nutzen. Wenn die linksalternative „taz“ über jede neue Studie zum Klimawandel berichtet und aus noch so banalen Pressemeldungen von Kernkraftgegnern Nachrichten formt, so ist dies auch Wahlkampfhilfe für die Grünen. Wenn in den ARD-Tagesthemen Menschen porträtiert werden, deren Verdienst zum Leben nicht ausreicht, freuen sich die Genossen über die verkappte Werbung für einen gesetzlichen Mindestlohn. Gerade die Nachrichten des publizistisch mächtigen öffentlich-rechtlichen Rundfunks sind mit Argusausgen zu beobachten, ist dieser doch aus Gebühren finanziert und schon deswegen zu Ausgewogenheit verpflichtet.

Medien sind deshalb so einflussreich, weil sie in Zeiten abnehmender Parteibindungen die Themen bestimmen, anhand derer die Bürger ihre Wahlentscheidung treffen. Es mag viele enttäuschte Unionsanhänger geben, welche die Wirtschaftspolitik der FDP schätzen, nicht aber ihre Sicherheitspolitik. Sie bleiben umso eher der Union treu, je mehr die Medien über das Thema Terrorabwehr berichten. Die journalistische Themensetzung hat der Union 2002 womöglich den Wahlsieg gekostet. Im Wahlkampf witterte Schröder in den US-Plänen für einen Irak-Krieg seine letzte Chance. Auf allen Kanälen wurde über die hypothetische Frage einer deutschen Beteiligung diskutiert. Plötzlich war der erfolglose rot-grüne Kampf gegen die Arbeitslosigkeit nicht mehr das zentrale Thema. Hätten die Medien Schröders anti-amerikanischen Inszenierungen weniger Aufmerksamkeit geschenkt, wäre er am Wahltag stärker an seiner wirtschaftlichen Bilanz gemessen worden.

Medien beeinflussen das Wahlverhalten auch insofern, als sie über die Wahrnehmung der Wirtschaftslage entscheiden. Überwiegen die negativen Meldungen, schadet dies normalerweise den Regierungsparteien. Zwar gibt es immer auch vor Regierungswechseln positive Statistiken, wie der Rückgang der Arbeitslosigkeit am Ende der Regierung Kohl zeigt. Derlei Zahlen sind jedoch außerhalb des Sichtfelds von Journalisten, die hoffnungsvoll in Richtung Machtwechsel blicken. Nur selten sind die wirtschaftlichen Kennzahlen so eindeutig negativ wie am Ende von Rot-Grün. Linken Journalisten blieb nur die Interpretation, die Ursachen für die katastrophale Wirtschaftslage seien außerhalb Deutschlands zu suchen. So häuften sich gerade in SPD-nahen Medien die Meldungen über einen Abschwung der Weltwirtschaft. Derartige journalistische Schützenhilfe durchschauen allenfalls politisch hochinteressierte Wähler.

Selbst wenn Medien nur die Bühne für politischen Streit bilden, verhalten sie sich nicht neutral. Ein Beispiel: Im Bundestagswahlkampf streiten bürgerliches und linkes Lager über den gesetzlichen Mindestlohn, ein Thema, das der SPD nutzt, da die Mehrheit der Deutschen dafür ist. Der renommierte Mainzer Publizistikwissenschaftler Hans-Mathias Kepplinger hat festgestellt, dass Nachrichtenredakteure in solchen publizistischen Konflikten den Argumenten jener Seite mehr Raum schenken, mit der sie sympathisieren. So verwundert nicht, wenn in einem TV-Beitrag die Mindestlohn-Befürworter ausführlich zitiert werden, von den vielen Gegenargumenten hingegen nur eines genannt wird. Der flüchtige Zuschauer fühlt sich auf den ersten Blick neutral informiert.

Journalisten wissen, dass von ihnen kritische Berichterstattung erwartet wird. Jubelartikel sind mit ihrem Selbstverständnis unvereinbar. So kommt es, dass Medien über konkurrierende Parteien durchweg negativ berichten, also beispielsweise die Wahlprogramme von Union und SPD kritisieren. Dies wirkt unparteilich, doch Kepplinger hat genauer hingeschaut und bemerkt, dass Journalisten weniger negativ über die Partei berichten, mit der sie sympathisieren. So lassen sich politische Einstellungen in einen kritischen Deckmantel hüllen.

Die Beispiele zeigen, wie undurchsichtig sich journalistische Einstellungen in Nachrichten widerspiegeln. Daher sollten die Medienkunden stets wissen, welche redaktionelle Linie den Inhalten zugrunde liegt. Freilich ist es nahezu unmöglich, völlig neutral und objektiv zu berichten. Doch sollten sich gerade die tagesaktuellen Medien im Sinne einer freien Meinungsbildung mehr darum bemühen. Entsprächen die journalistischen Präferenzen einigermaßen denen der Wähler, würden sich die subjektiven Färbungen der Nachrichten neutralisieren. So lange eine klare Mehrheit der Redakteure aber nach links tendiert, erscheint die Trennung von Nachricht und Meinung unverzichtbar.

Den Eifer linker Volkserzieher begrenzt zumindest der ökonomische Druck, unter dem zunehmend auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk steht. Will die ARD im Wettbewerb mit den Privaten weiterhin den Gebühren-Vorteil genießen, müssen sich dort sämtliche Bevölkerungsschichten, nicht zuletzt die konservativen, umfassend informiert fühlen. Dass die Regierung Kohl in den 1980ern gegen den Widerstand der SPD privaten Rundfunk ermöglichte, war auch eine Reaktion auf einseitige Berichterstattung, vor allem des WDR. Daran ist zu erinnern, wenn heute die wettbewerbsbedingten Qualitätsverluste der TV-Nachrichten beklagt werden. Mit der Ökonomisierung der Medien hat sich auch das journalistische Selbstverständnis gewandelt. Griffen früher überwiegend hochpolitische Missionare zur Feder, muss sich die heutige Journalistengeneration stärker als Dienstleister verstehen.

Da die Medienlandschaft mit der Informationsflut im Internet unübersichtlich geworden ist, lässt sich eine generelle Linkslastigkeit der Berichterstattung wissenschaftlich kaum nachweisen. Dass diese nicht von der Hand zu weisen ist, legt jedoch die eingangs zitierte Journalisten-Studie nahe. Ein beruhigendes Ergebnis hat sie dann doch: Auf der Seite der PDS/Linkspartei steht nicht einmal ein Prozent der Redakteure.


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