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26.09.09 / Alte Schuld / Geheimnisvoller Nachlass

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-09 vom 26. September 2009

Alte Schuld
Geheimnisvoller Nachlass

Nach ihrer Flucht aus der ehemaligen DDR im Jahr 1986 nahm die mehrfach preisgekrönte Autorin Katrin Askan ein Studium der Germanistik und Philosophie auf und ist seit 1996 als freiberufliche Schriftstellerin tätig. Die Handlung ihres aktuellen Kriminalromans „Aufs Spiel gesetzt“ spielt irgendwo in Deutschland in einer ländlichen Gegend. Drei Menschen leben in einem Einzelhaus zusammen. Es sind die Schwestern Gunilla und Meggie im Alter von Mitte und Ende 60, und Bertram, Gunillas Sohn, der das Obergeschoss des elterlichen Hauses bewohnt. Bertram ist ein arbeitsloser Programmierer von fast 40 Jahren, Single und offenbar kontaktscheu. Die meiste Zeit verbringt er vor dem Computer. Wegen seiner Lebensführung wird er von Meggie, die nach einem langen Berufsleben als Gerichtsmedizinerin von ihrer guten Rente lebt, oft gehänselt. Was sie nicht weiß: Bertram glaubt, seit seiner Geburt auf mysteriöse Weise in die eigene, dunkle Familiengeschichte verstrickt zu sein. Er hat sich in die Annahme hineingesteigert, auf ihn sei irgendeine schuldhafte Belastung aus dem Leben seines Großvaters Hugo übergegangen. 

Nachdem Gunilla und Meggie, wie testamentarisch verfügt, zehn Jahre nach dem Tod ihrer Mutter Ilse im Keller eine Truhe mit deren schriftlichem Nachlass geöffnet haben, durchforsten sie die Dokumente. Gemeinsam scheinen sie einen bestimmten Plan zu verfolgen, weihen Bertram aber nicht in ihr Vorhaben ein. Immerhin erfährt er, dass seine Mutter und seine Tante auf das Tagebuch von Mila, dem früheren Hausmädchen ihrer Eltern, gestoßen sind. Vor mehr als 60 Jahren hatte Hugo nach Kriegs-ende die Waise Mila aus Ungarn mit nach Deutschland gebracht. Damals lebte er mit seiner Familie in einem Haus unweit des derzeitigen Wohnhauses. Mila wurde von Ilse und Hugo adoptiert, doch die junge Frau wurde dennoch weiter als Dienstmädchen beschäftigt. Als sie eines Tages erhängt auf dem Dachboden aufgefunden wurde, ging die Polizei zwar von Selbstmord aus, doch hielten sich Gerüchte über einen Mord. Eine Inschrift im Dachbalken, die angeblich von Mila stammte, könnte möglicherweise Aufschluss erbringen. Meggie und Gunilla beauftragen Bertram daher mit Nachforschungen in ihrem ehemaligen Haus, da die derzeitigen Besitzer gerade in Urlaub sind. Doch auf dem Dachboden des früheren Hauses seiner Großeltern hat Bertram eine unerwartete Begegnung, wird niedergeschlagen und verliert die Besinnung. Später erwacht er in einem Zimmer neben der Leiche einer Frau und flieht aus dem Haus.

Gekonnt spielt die Autorin mit den Imaginationen ihres Hauptprotagonisten und gleichzeitig mit denjenigen der Leser, indem sie Elemente aus dem Genre des psychedelischen Dramas einbringt. So werden Assoziationen wachgerufen, die Anlass zu weiteren Spekulationen geben. Raffiniert und feinsinnig ist dieser Psychokrimi, und natürlich endet das Buch mit einer Überraschung. Dagmar Jestrzemski

Katrin Askan: „Aufs Spiel gesetzt“, Langen Müller, München 2009, geb., 220 Seiten, 17,95 Euro


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