23.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
03.10.09 / Führungsstreit / Konflikt bei der Unesco – Unmut in Nahost

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-09 vom 03. Oktober 2009

Führungsstreit
Konflikt bei der Unesco – Unmut in Nahost

Die Unesco, die UN-Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur, findet in den Medien meist nur Erwähnung, wenn es um die Zu- oder Aberkennung des Titels „Weltkulturerbe“ geht. Die Bestellung eines Nachfolgers für den Ende November scheidenden Unesco-Generaldirektor Koïchiro Matsuura  hat sich allerdings zu einer Kontroverse auf höchster Ebene entwickelt und hinterläßt nachhaltige Verstimmungen.

Unter den anfangs neun Bewerbern – darunter EU-Kommissarin Benita Ferrero-Waldner – hatte der ägyptische Kulturminister Faruk Hosni lange Zeit als Favorit gegolten. Für ihn war auch der französische Präsident Nicolas Sarkozy eingetreten, wie er dies beim Kuhhandel um die „Mittelmeer-Union“ seinem ägyptischen Amtskollegen Hosni Mubarak versprochen hatte.

Doch nach mehreren Wahlgängen entschied sich der Unesco-Exekutivrat in einer Stichwahl mit 31 zu 27 für die frühere bulgarische Außenministerin Irina Bokowa. Dem Ägypter zum Verhängnis geworden waren antiisraelische Äußerungen, die er gegenüber islamistischen Abgeordneten gemacht hatte und die − wie meist in solchen Fällen − zur „richtigen“ Zeit groß publiziert wurden. Nobelpreisträger Elie Wiesel hatte Hosni eine „Schande“ genannt, und ähnliche heftige Kritik kam von französischen Linksintellektuellen, die jetzt einen „Sieg über Sarkozy“ feiern. Bokowa wurde von den USA und Deutschland – und nach dem Aufgeben Ferrero-Waldners auch von Österreich unterstützt.

Ob Bokowa weniger „Schande“ ist? Ihr Vater Georgi Bokow war Politbüromitglied und Propagandachef von Todor Schiwkow. Sie selbst durchlief die höhere Kader-Karriere mit Ausbildung in Moskau − und sie war und ist Teil der bulgarischen Nomenklatura, welche das korrupteste EU-Land auch nach der Wende führt und die „Privatisierung“ fest im Griff hat. Die muslimische Welt sieht sich jedenfalls wieder „in Vorurteilen bestätigt“. Doch unrühmlich ist die Affäre auch für die EU, die keine gemeinsame Linie finden konnte, und für die österreichische Regierung, deren halbherzige Diplomatie eher den Eindruck vermittelte, man wolle Ferrero-Waldner bloß mit einem Posten versorgen.          RGK


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren