19.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
03.10.09 / Aufarbeitung eines Massakers

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-09 vom 03. Oktober 2009

Aufarbeitung eines Massakers

Mit zweijähriger Verspätung – der Streifen war bereits 2007 in Polen zu sehen – ist An­drzey Wajdas 2008 für den „Oscar“ nominierter Film „Das Massaker von Katyn“ nun auch in Deutschland angelaufen. Während in Polen über dreieinhalb Millionen Zuschauer an den Kinokassen gezählt wurden, ist der Zuspruch in Deutschland sehr mäßig. In Russland hat der Film keinen Verleih gefunden.

Letzteres verwundert nicht, thematisiert der Film doch ein sowjetisches Verbrechen, das die Sowjets zu leugnen beziehungsweise den Deutschen in die Schuhe zu schieben versuchten: Im Frühjahr 1940 ermordeten Einheiten des sowjetischen NKWD in einem Wald bei Katyn mindestens rund 22000 polnische Offiziere und Zivilisten.

Wajdas Film schildert nicht die Gesamtumstände der Tat, sondern beschränkt sich auf die polnischen Befindlichkeiten, was ihm zuzugestehen ist, da er das Trauma seines Volkes aufarbeiten will. Voll Bitternis schildert er das gute Einvernehmen der russischen und deutschen Besatzer. An einer Brücke kommt es zu Beginn des Filmes zu einem großen Durcheinander, als die geschlagenen polnischen Soldaten aus dem Westen und Osten auf der Flucht vor Wehrmacht und Roter Armee aufeinander prallen. Später zeigt sich in Gesprächen die dumpfe Furcht vor den Sowjets: „Sie haben die Genfer Konvention nicht unterschrieben.“ Der Zuschauer fängt an zu ahnen: Die deutsche Herrschaft wird als das kleinere zweier großer Übel eingeschätzt. Nichts für schwache Gemüter sind die letzten 20 Minuten des Filmes. Minutiös wird die Ermordung und das Verscharren von Offizieren gezeigt. Das Blut gefriert dem Zuschauer in den Adern.

Zwischen dem Lagerdasein und dieser Erschießungsszene zeigt der Film das Leben in Nachkriegspolen unter der Sowjetherrschaft mit der Katyn-Lüge, dass die Deutschen für das Massaker verantwortlich seien. Jene, die sie nicht nachplappern wollen, werden erschossen, begehen Selbstmord, müssen flüchten, greifen zur Flasche, werden auf jeden Fall diskriminiert. Wajda klagt hier die Mitläufer, die Zuträger, die Mittäter und die Wegschauer an. Drei aufrechte Frauen widerstehen der Versuchung und nehmen die Widrigkeiten in Kauf. Eine von ihnen, Ehefrau eines Katyn-Opfers, hat die Hoffnung nicht aufgegeben, dass ihr Mann noch lebt – immerhin stand sein Name nicht auf den Listen mit den Namen der toten polnischen Offiziere, welche die Deutschen 1943 veröffentlicht hatten. Doch dann besucht sie ein früherer Kamerad ihres Ehemannes, der nun als Major der Polnischen Volksarmee angehört. Dieser berichtet ihr, er habe ihrem Mann seinen Pullover mit seinem Namenszug geborgt, daher stehe fälschlicherweise sein Name statt dem ihres Mannes auf der Verlustliste. Einige Zeit später erhält Anna, so ihr Name, die Tagebuchaufzeichnungen ihres Mannes, die beweisen, dass die Offiziere von den Sowjets ermordet wurden.         H.L.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren