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03.10.09 / Hafenausbau angekündigt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-09 vom 03. Oktober 2009

Hafenausbau angekündigt

Russland wird nach den Worten seines stellvertretenden Regierungschefs Sergej Iwanow die Häfen von St. Petersburg und Königsberg ausbauen und zusätzlich in Wyssozk, Ust-Luga und Primorsk weitere Hafenkapazitäten schaffen. Dies erklärte Iwanow am 11. September 2009 in Königsberg. Bislang laufen viele Im- und Exporte Russlands über die Häfen des Baltikums. „Bereits im zurückliegenden Jahr schrumpfte der Anteil der russischen Güter, die in baltischen Häften umgeschlagen werden, um ein Fünftel“, so Iwanow weiter. „In zwei bis drei Jahren werden wir die geplanten Umschlagskapazitäten fertigstellen und auf Dienste unserer baltischen Nachbarn verzichten können. Davon bin ich überzeugt.“

Nach Ausführung dieser ehrgeizigen russischen Pläne würde kein einziger Container mehr über Reval (Tallin), Libau (Liepaja), Windau (Ventspils) oder Riga verschifft werden. Lettland wäre von dieser Entwicklung weit mehr betroffen als Estland, das sich in den letzten Jahren eng an das benachbarte Finnland angelehnt hatte. Insbesondere Riga ist in den letzten Jahren einer der wichtigsten Verschiffungshäfen für russisches Erdöl gewesen. Diese Aufgabe sollen nun Wyssozk und Primorsk übernehmen. In Primorsk wurde erst kürzlich ein neuer Verladeterminal in Dienst genommen. Hierzu reiste Ministerpräsident Wladimir Putin persönlich dorthin. Der Terminal ist Teil des neuen Öltransport-Systems namens „Sewer“ (Nord). Die Anlage umfasst neben dem Terminal eine Pipeline, die aus Kstowo (Gebiet Nischni Nowgorod) über Jaroslawl und Kirischi nach Primorsk führt. Durch das System sollen zunächst 8,4 Millionen Tonnen Ölprodukte im Jahr transportiert werden. Binnen zehn Monaten soll die Jahreskapazität auf 17 Millionen Tonnen steigen.

 In Ust-Luga soll künftig Schüttgut umgeschlagen werden. Nach dem Ausbau dieser Kapazität soll St. Petersburg sich auf den Verkehr mit Containern und Fahrzeugen sowie auf die Beförderung von Passagieren spezialisieren. Zu den Königsberger Plänen wurde nichts Konkretes verlautbart. Die Perspektiven sind hier auch beschränkt, denn Königsbergs Hafen ist kein Tiefwasserhafen und könnte dazu auch nicht ausgebaut werden. Der Warenumschlag dort könnte vermutlich nur dem eigenen Bedarf dienen, es sei denn, Litauen wäre bereit, einen Teil seines Außenhandels darüber abzuwickeln. Dazu hat das Land aber keine Veranlassung. Mit dem ostpreußischen Memel verfügt Litauen selbst über einen gut ausgebauten Hafen für den eigenen Bedarf. Auch die Abwickelung von Tran­sit­handel für Polen, Weißrussland oder Litauen ist eine wenig glaubwürdige Option. So könnte die Bekanntgabe der russischen Hafenausbaupläne für die Ostsee von Königsberg aus letztlich „nur“ eine politische Demonstration gewesen sein.   Hans Lody


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