23.04.2024

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03.10.09 / »Fremdes Zuhause« / Ausstellung im Freilichtmuseum Molfsee

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-09 vom 03. Oktober 2009

»Fremdes Zuhause«
Ausstellung im Freilichtmuseum Molfsee

Eigentlich hätte die Landsmannschaft Ostpreußen allen Grund, die seit dem 1. Juni laufende (die Ausstellung geht noch bis zum 26. Dezember 2010) Dauerausstellung im Bergenhusen-Haus im Freilichtmuseum Molfsee zu ignorieren, war doch die Trennung von ihr, ebenfalls von der Landsmannschaft Pommern und der Stadtgemeinschaft Tilsit seitens der neuen Museumsleitung im Jahr 2000 nicht gerade spannungsfrei und einfühlsam verlaufen.

Aber die preußische Tugend Toleranz sollte um der Sache willen Schatten und Negatives wegwischen.

Der zur Zeit beurlaubte Museumsdirektor Prof. Dr. Hermann Heidrich hatte den Anstoß zu dem Ausstellungsprojekt gegeben, das das Schicksal der Flüchtlinge und Vertriebenen und den Neubeginn in Schleswig-Holstein nicht nur für die Betroffenen und freiwillig ins Land Gekommenen darstellen sollte. Es sollte auch für die heutige Generation nachvollziehbar und verständlich gemacht werden, was für Schwierigkeiten beim Neuanfang in Stadt und Land entstanden. Kiel war 1945 zu 80 Prozent durch Bomben zerstört. Ungeheurer sozialer Sprengstoff lag in der Luft, wenn es nicht gelingen würde, eine einigermaßen menschenwürdige Lösung des Alltags für 1,2 Millionen Flüchtlinge im Land zu finden. Das betraf alle Lebensbereiche, Wohnungsbereich, Schule, Berufsleben, Versorgung mit dem Notdürftigsten an Nahrung und Kleidung.

Im Bergenhusen-Haus kann der Besucher in einer umfang­reichen, durch viele Exponate ausgestatteten Ausstellung diese schwere Zeit des Neuanfanges nachvollziehen.

Durch einen Aufruf in den „Kieler Nachrichten“ Anfang März 2008 ist sehr viel Material zusammengekommen. Die Museumsvolontärin Ilka Hillstedt und der Kameramann Kay Gerdes haben viele Zeitzeugen besucht. Ihre Berichte sind unter anderem auf einer DVD zusammengefasst. Der Film wird in der Ausstellung selbst gezeigt und liegt auch in dem Begleitbuch „Fremdes Zuhause“ (ISBN 978-3-529-02800-7), Internet: www.­wach­holtz.de, es ist im Wachholtz-Verlag Neumünster 2009 erschienen und kostet 19,80 Euro.

Ein Besuch der Ausstellung lohnt sich. Der Eintritt beträgt  7 Euro, die Öffnungszeiten sind täglich von 9 bis 18 Uhr. Es gibt abweichende Winteröffnungszeiten vom 1. November 2009 bis 28. März 2010 / sonntags von 11 bis 16 Uhr. Schleswig-Holsteinisches Freilichtmuseum e.V., Hamburger Landstraße 97, 24113 Molfsee, Telefon (0431) 659660. Diese Ausstellung soll in verkleinerter Form später im Haus Dahmsdorf, einer Armenkate, in der nach 1945 auch Flüchtlinge lebten, ständig gezeigt werden. H. Berg

Foto: Greifbare Erinnerung: Exponate der Ausstellung in Molfsee.


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