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10.10.09 / Desaster für Verkehrsplaner / S-Bahn-Sperrungen gefährden jahrzehntelange Arbeit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-09 vom 10. Oktober 2009

Desaster für Verkehrsplaner
S-Bahn-Sperrungen gefährden jahrzehntelange Arbeit

Noch vor Monaten fuhren täglich 1,3 Millionen Berliner mit ihrer S-Bahn. Nach den vielen Betriebseinschränkungen haben sich rund 75 Prozent von ihnen andere Fortbewegungsalternativen gesucht. Und die verbliebenen S-Bahn-Kunden benötigen gute Nerven: Es fahren kaum noch Züge und die sind auch noch kürzer als normal. Schuld ist die miserable Wartung, die zur amtlichen Stilllegung zahlloser Züge führte (PAZ berichtete). Auf manchen Stationen ist der Andrang so groß, dass viele Fahrgäste nicht sofort in einen Zug einsteigen könnten, weil er überfüllt ist, und auf den nächsten warten müssen.

Profitiert hat davon die der Stadt Berlin gehörende U-Bahn. U-Bahn-Direktor Hans-Christian Kaiser jubelt: „Zur Zeit werden die U-Bahnen werktags für 1,6 Millionen Fahrten genutzt, rund 300000 mehr als sonst. Die U-Bahn ist das Arbeitstier im Nahverkehr dieser Stadt.“ Andere sind auf Busse, Straßenbahnen oder Regionalzüge umgestiegen. Die Zunahme des Fahrradverkehrs ist eher gering. Indes: Auf den Linien U2 und U5 stößt auch die Untergrundbahn bereits an die Grenzen ihrer Kapazität.

Schätzungsweise bis zu 500000 frühere S-Bahn-Fahrer verabschiedeten sich ganz vom öffentlichem Nahverkehr und benutzen das Auto. „Wir beobachten einen Zuwachs des Verkehrsaufkommens auf den Autobahnen und Straßen in Berlin“, so Jens Pätsch von der Verkehrsmanagementzentrale (VMZ). Das hat Folgen: Selbst auf bisher wenig befahrenen Straßen treten jetzt Staus auf. Andernorts sind die Staus länger und dauerhafter geworden.

Die Frage, die die Planer umtreibt: Werden diese Fahrer auf die öffentlichen Verkehrsmittel zurückkehren, wenn die S-Bahn wieder planmäßig läuft? Es sei erfahrungsgemäß schwierig, Fahrgäste, die sich einmal ans Autofahren gewöhnt hätten, wieder für Bahnen und Busse zurückzugewinnen, heißt es aus der VMZ.

Damit wären durch die schweren Versäumnisse bei der Instandhaltung der S-Bahn, die bundesweit für Schlagzeilen sorgten, jahrzehntelange Bemühungen zunichte gemacht. Gerade die erste rot-grüne Stadtregierung in den 80er Jahren hatte einen Feldzug gegen den Individualverkehr geführt. Jetzt müssen sich die Bus- und Bahnbetreiber etwas einfallen lassen. Von den geplanten Fahrpreiserhöhungen haben sich die Bahn und der Verkehrsverbund Berlin (VBB) erst einmal verabschiedet.             Hans Lody


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