29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
10.10.09 / Wirklich benachteiligt? / Teilzeit, Auszeit, andere Berufe: Warum Frauen weniger verdienen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-09 vom 10. Oktober 2009

Wirklich benachteiligt?
Teilzeit, Auszeit, andere Berufe: Warum Frauen weniger verdienen

Frauen werden beim Gehalt benachteiligt. So das Resümee einer Studie des „Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts“ der DGB-nahen Hans-Böckler-Stiftung, die dieser Tage veröffentlicht wurde. Schon im Frühjahr kam eine Untersuchung des Bundesfamilienministeriums zum gleichen Ergebnis. Damals forderte Bundesarbeitsminister Olaf Scholz gar rechtliche Schritte gegen die mutmaßliche Diskriminierung von Frauen am Arbeitsplatz.

Auf den ersten Blick sehen die Zahlen in der Tat frappierend aus: So verdienen Frauen laut der jüngsten Studie schon beim Berufseinstieg im Schnitt 18,7 Prozent weniger als Männer. Im Laufe des Berufslebens erhöht sich die Spanne noch auf 21,8 Prozent.

Bei der Frage nach den Ursachen erscheint der Vorwurf der pauschalen, geschlechtsspezifischen Benachteiligung jedoch recht diffus. Denn der Eindruck, dass Frauen quasi am gleichen Arbeitsplatz ihres Geschlechts wegen schlechter entlohnt werden, lässt sich bei näherer Betrachtung kaum halten. So räumen die Wissenschaftler ein, dass Frauen sich in weit höherem Maße für Berufe entscheiden, die generell schlechter bezahlt werden, etwa solche im Einzelhandel, der Gastronomie oder im Reinigungsgewerbe. Auch Tätigkeiten in Erziehung und Jugendpflege sind bei jungen Frauen besonders beliebt und zählen ebenfalls selten zu den hochbezahlten Berufen. Unterrepräsentiert sind Frauen hingegen nach wie vor in technischen und höher qualifizierten kaufmännischen Berufen, bei denen die Entlohnung meist besser ausfällt.

Überdies ist der Anteil der Teilzeitbeschäftigten bei weiblichen Erwerbstätigen weit höher als bei männlichen. Dabei ist Usus, dass Teilzeitangestellte auch pro Stunde meist schlechter entlohnt werden als Vollzeittätige. Bei den Beamten und Richtern beispielsweise sind 80 Prozent der Teilzeitbeschäftigten Frauen.

Kritiker der wiederkehrenden Alarmmeldungen über die angeblich beträchtliche Benachteiligung der Frauen am Arbeitsplatz verweisen zudem darauf, dass Frauen ihre Karriere oft anders planten als Männer. Die Frauen legten ihre Schwerpunkte oftmals eher darauf aus, einen Ausgleich zwischen Berufs- und Familienleben zu finden, als sich einseitig auf die Karriere zu fixieren wie häufig die Männer. Auch legte die Studie offen, dass Frauen weniger Aufwand für berufliche Weiterbildung treiben.

Durch kinderbedingte Auszeiten und Teilzeitbeschäftigungen verschlechtern sich schließlich auch die Karriereaussichten der Frauen, was den wachsenden Abstand der Durchschnittsgehälter im Verlauf der Berufstätigkeit erklärt. Kritiker wenden ein, dass der Abstand zwischen den Durchschnittsgehältern auf wenige, statistisch kaum mehr aussagefähige Prozentpunkte schrumpfe, wenn man alle Sonderfaktoren wie geschlechterspezifische Vorlieben für bestimmte Berufssparten, unterschiedlich starkes Engagement für die eigene Fortbildung sowie die von den Männern abweichende Form der Lebensplanung in Rechnung stelle. Hans Heckel


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren