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10.10.09 / Warum bleibt Friedrich II. »groß«? / Gedanken zu einer Tagung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-09 vom 10. Oktober 2009

Warum bleibt Friedrich II. »groß«?
Gedanken zu einer Tagung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) hat am 25. und 26. September die dritte vorbereitende Tagung zum 300. Geburtstag Friedrichs des Großen am 24. Januar 2012 durchgeführt. Das Thema „Friedrich und die historische Größe“ wurde unter verschiedenen Gesichtspunkten dargestellt und aus dem Auditorium kompetent und lebhaft kommentiert.

Friedrich war die letzte historische Person der Weltgeschichte, der das schmückende Beiwort (epitheton ornans) „groß“ zugesprochen wurde. Vor ihm waren der Grieche Alexander, der deutsche Kaiser Karl und der russische Zar Peter mit dem Attribut „groß“ ausgestattet worden. Wenigstens war hinsichtlich dieser Personen das Wort „groß“ international immer wieder verwendet worden, während sich „Otto der Große“ nur im deutschen, „Arhur the Great“ nur im englischen Kulturkreis, Papst Gregor der Große nur im klerikalen Jargon und – als einzige Frau – Katharina die Große nur im russischen Sprachgebrauch haben durchsetzen können. Spätere deutsche Bemühungen, Kaiser Wilhelm I. zu „Wilhelm den Großen“ zu ernennen, scheiterten bekanntlich bereits in der deutschen Sphäre.

Man kann bei Friedrich schon sehr früh sein Bewusstsein für historische Größe feststellen: Seine Schwester Wilhelmine bestärkte ihn bereits vor seiner Thronbesteigung darin, den Nachruhm anzustreben und Voltaire machte ihn gleich zu Beginn ihres Briefwechsels auf die künftige Bedeutung seines Handelns als König aufmerksam.

Aber diese privaten Äußerungen können selbstverständlich nicht erklären, warum Friedrich bereits viereinhalb Jahre nach seiner Thronbesteigung als „Fridericus magnus“ gefeiert wurde. Das war am 28. Dezember 1745, als er nach dem Zweiten Schlesischen Krieg in Berlin eintraf und ihm die Bevölkerung zujubelte.

Auch wenn der Boden für die „Größe“ im militärischen Bereich bereitet worden war, denn der König hatte im Ersten Schlesischen Krieg eine neue Provinz für Preußen gewonnen, so liegen die Gründe für die Nachhaltigkeit der Benennung nicht nur im militärischen Erfolg. Schon vor dem 28. Dezember 1745 hatten preußische Pfarrer in Dankespredigten darauf hingewiesen, dass wegen des Verzichts auf weiteren Gebietserwerb durch den Preußen-König der Friede rasch gesichert worden war. Auch wären die militärischen Erfolge in Vergessenheit geraten und damit die Fortdauer des epitheton ornans verblasst, wenn Friedrich nicht durch weiteres Handeln die Bezeichnung gerechtfertigt hätte.

Diese Konkretisierung seiner Größe leistete er durch eine umfassende Justizreform, durch Erfolge in allen wirtschaftlichen Belangen, durch kulturelle Aufgeschlossenheit sowie geistige und religiöse Toleranz. Der Beiname „der Große“ setzte sich durch, während die Bezeichnung „Fried-rich der Einzige“, wie ihn sein Vorleser Charles Dantal in einem Buch (1791) bezeichnete, nicht weiter verwendet wurde.

Die Nachhaltigkeit der Bezeichnung „Friedrich der Große“ wurde auch dadurch vertieft, dass sie bereits zu Lebzeiten und dann in der Folgezeit durchaus kontrovers bearbeitet wurde. Auf der einen Seite traten zahllose apologetische

Anekdoten über den „Alten Fritz“ zutage; andererseits hat der Wiener Schriftsteller Joseph Richter (1749−1813) in seinem „Lexikon aller Anstößigkeiten und Prahlereien, welche in denen zu Berlin in 15 Bänden erschienen sogenannten „Schriften Friedrichs des Zweyten vorkommen“ (1789) eine eindeutige Verunglimpfung des Königs publiziert. Später gehörten Onno Klopp (1822–1903), Werner Hegemann (1881–1936) und Rudolf Augstein (1923–2002) zu den schärfsten Kritikern des Königs. Aber auch die korrupte Einvernahme Friedrichs durch den Nationalsozialismus konnte seinen Ruhm nicht wirklich beschädigen, so dass er „der Große“ auch dann genannt wird und genannt werden kann, wenn man ihm oder Teilen seines Wirkens kritisch gegenübersteht. Jürgen Ziechmann


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