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10.10.09 / Von Deutschen und Russen gemeinsam geehrt / Gedenktafel am Wohnhaus der Dichterin Frieda Jung in Insterburg angebracht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-09 vom 10. Oktober 2009

Von Deutschen und Russen gemeinsam geehrt
Gedenktafel am Wohnhaus der Dichterin Frieda Jung in Insterburg angebracht

Die letzten gut 13 Jahre bis zu ihrem Tod 1929 lebte die ostpreußische Dichterin Frieda Jung in Insterburg. In der Friedrichstraße 16 hatte sie sich ihre gemütliche Wohnung mit Bücherschrank, Schreibtisch, Klavier und vielen Blumen eingerichtet und zuletzt den Band „Gestern und heute“ mit Gedichten und Kurzgeschichten veröffentlicht. 80 Jahre später – am 4. September 2009 – wurde die Ehrenbürgerin Insterburgs in der heute von den Russen „Tschernjachowsk“ genannten Stadt im Rahmen eines Stadtfestes mit Kulturtagen geehrt. Vertreter der Stadt und die Heimatgruppe der Insterburger aus Darmstadt enthüllten in einer Feierstunde eine aus Granit gefertigte Gedenktafel am Wohnhaus in der früheren Friedrichstraße 16, der heutigen Teatralnaja (Theaterstraße) 11.

Nach zweijähriger Planung mit Gesprächen und Briefwechseln zeigte sich auf deutscher Seite Projektleiter Klaus Marczinowski hoch zufrieden. Alles sei nach Plan gelaufen. Freundschaftlich habe man mit russischen Behörden dabei zusammengearbeitet, im Königsberger Gebiet an eine Persönlichkeit aus der Zeit vor der russischen Verwaltung und Souveränität zu erinnern.

Dabei war zunächst durchaus nicht sicher, ob der Plan zur Enthüllung einer zweisprachigen Gedenktafel je Gestalt annehmen würde. Würde sich nach dem Wechsel des Bürgermeisters der neue an die Abmachung halten und die 1865 in Kiaulkehmen bei Gumbinnen geborene Lehrers-tochter und Dichterin wie die deutsche Seite einer Ehrung würdig erachten? Zu diesen Zweifeln kam die von der oberen Denkmalbehörde in letzter Minute vorgebrachte Forderungen des Nachweises, dass die Schöpferin der Gedichte „Herr, gib uns helle Augen“, „Im Schnee“ und „Dat Scheenste“ wirklich an dieser Adresse gelebt hat.

Die Sorgen, die Projektleiter und Buchautor Marczinowski sich bis zur Fahrt mit über 30 Ostpreußen gemacht hatte, zerstoben erst endgültig, als alle zur Feierstunde kamen. Bei herrlichem Wetter kamen der Stadtbürgermeister, der Kreisbürgermeister, die dort federführenden Bibliotheksleiterinnen und der Chor „Harmonie“. Er sang einige vertonte Gedichte der Geehrten; Schülerinnen trugen ihre Gedichte vor. Nachdem die Hülle von der Tafel gezogen war, legten zahlreiche der rund 100 Teilnehmer, darunter viele gebürtige Insterburger, Blumen nieder.

Und Stadtbürgermeister Andrej Naumow sprach nicht nur von der Fortsetzung der freundschaftlichen Zusammenarbeit von Russen und Deutschen, sondern verwies auch auf das kulturelle Erbe der geschichtsträchtigen Stadt. An sie müsse erinnert werden. Er schlage deshalb vor, dass der Stadtrat die Tradition fortführe und ein Ehrenbürgerbuch anlege. Frieda Jung solle so die erste Ehrenbürgerin des unter russischer Souveränität stehenden Insterburg werden und an erster Stelle des neuen Buches stehen. eju


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