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17.10.09 / Vollmundig mit leeren Händen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-09 vom 17. Oktober 2009

Vollmundig mit leeren Händen
von Hans-Jürgen Mahlitz

Linke-Geschäftsführer Dietmar Bartsch fand starke Worte: Was sich da an der Saar unter den Farben Jamaikas anbahne, sei „eine Koalition von Wahlverlierern und Wahlbetrügern“. Da sprach der Fachmann – seine Partei ist schließlich zu wesentlichen Teilen die direkte Fortsetzung einer Wahlbetrüger-Ver­einigung namens SED.

Freilich geht das Wutgeheul der Linken an der Sache völlig vorbei. Die Grünen an der Saar hatten sich eben nicht vorab festgelegt, ob sie links oder rechts nach Regierungspartnern Ausschau halten würden – wo soll da der „Betrug“ liegen?

Doch wohl eher bei Brandenburgs altem und neuem Regierungschef Matthias Platzeck. Der hatte noch vor Jahresfrist, an die Adresse der Linken gerichtet, getönt: „Ihr habt dieses Land vor die Wand gefahren ... und wenn ihr sagt, ihr seid jetzt auch mal dran – ihr seid es nicht. Mit Sicherheit nicht.“

Die Sicherheit sollte nicht lange währen. Die Art und Weise, wie Platzeck ohne jede sachliche Begründung die Sondierungsgespräche mit dem langjährigen Koalitionspartner CDU abbrach und auf Rot-Rot umschwenkte, ist die Fortsetzung von Ypsilanti mit fast den gleichen Mitteln – eben das, was der künftige Partner anderswo Betrug nennt.

So findet die Linke denn doch noch an unverhoffter Stelle Trost. Wie anders hatte das noch am Abend des Wahltages geklungen. Genosse Oskar in Champagnerlaune – das Lafontaine-Gysi-Linkskartell wähnte sich endlich in ganz Deutschland angekommen. Wenn schon das rot-rot-grüne Projekt auf Bundesebene knapp scheiterte, so konnte man sich wenigstens in Thüringen und Saarland realistischen Machtträumen hingeben.

Doch ist der vollmundige Jubel über nahezu flächendeckende Stimmenzuwächse nach nicht einmal drei Wochen verflogen. Lediglich der wankelmütige Platzeck, unter den acht SPD-Chefs nach Willy Brandt eine der schwächsten und traurigsten Figuren, sorgt nun dafür, dass die Linke, die sich vorschnell selbst zum eigentlichen Wahlsieger erklärt hatte, nun nicht vollends mit leeren Händen dasteht.

Ausschlaggebend für die überraschenden Entwicklungen in Thüringen, Brandenburg und Saarland waren offenbar weniger programmatische oder ideologische Unterschiede innerhalb des noch ungewohnten Fünf-Parteien-Systems, sondern „menschliche“ Kriterien.

Hier ein unzuverlässiges, unsympathisches und an verbaler Dreistigkeit kaum zu übertreffendes Führungspersonal bei der Linken, da Landespolitiker bei SPD (Erfurt) und Grünen (Saarbrücken), die noch ein Gespür dafür haben, mit wem man sich an einen Tisch setzt und mit wem nicht. Der Mensch, das „Menschliche“ als Maß aller Dinge – das steht einer Demokratie gut an.

Foto: Noch bei der Bundestagswahl sah es für Lafontaine und seine „Linke“ gut aus. Doch jetzt bleibt der Partei nur Brandenburg. In Berlin, Saarbrücken und Erfurt wurde es nichts mit dem erhofften Durchbruch zur Macht, im Gegenteil: Zerwürfnisse im linken Lager sichern bürgerliche Regierungen.


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