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17.10.09 / Liebe auf den ersten Klick / Immer mehr Menschen finden einen Partner im Internet − Boomender Markt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-09 vom 17. Oktober 2009

Liebe auf den ersten Klick
Immer mehr Menschen finden einen Partner im Internet − Boomender Markt

Balzplatz Internet: Mehr als 2500 Dating-Portale, Singlebörsen und Partnervermittler bieten online ihre Dienste an. Das Angebot wächst beinahe täglich, denn die Sehnsucht nach der großen Liebe lockt immer mehr Singles ins weltweite Netz.

Für Christine kam das Liebesglück per Mausklick. Die 27-jährige Versicherungsfachfrau lernte ihren Mann Robert im Internet kennen. „Schon die ersten Zeilen, die er mir schickte, haben mich total angesprochen“, erzählt sie. „Anfangs haben wir uns E-Mails geschrieben, dann haben wir die Telefonnummern ausgetauscht und uns kurze Zeit später auch schon getroffen – seitdem sind wir zusammen.“

Die Liebe fürs Leben, die aus der Cyber-Romanze entsteht: Eine solche oder ähnliche Geschichten hat mittlerweile wohl jeder schon gehört. Die Partnersuche übers Internet ist zu einem modernen Mythos geworden, der mit dem Film „E-Mail für dich“ seinen Weg sogar bis nach Hollywood fand.

Was noch vor ein paar Jahren belächelt wurde und als peinlich galt, wundert heute keinen mehr – es ist normal geworden, online anzubandeln. Weit mehr als 40 Prozent aller Singles haben sich bereits im Internet nach einem passenden Gegenstück umgesehen. Über 6,3 Millionen Deutsche nutzen monatlich eines der zahlreichen Dating-Portale, schätzt der Branchenverband Bitkom. Jedes elfte Paar in Deutschland lernt sich hiernach bereits im Internet kennen. „Das Internet wird gerne genutzt, weil es einfach und praktisch ist“, erklärt Diplom-Psychologin Sabine Wery v. Limont. Bei der Online-Partnersuche sind alle Generationen vertreten, „am aktivsten zeigen sich aber die 30- bis 55-Jährigen und immer öfter auch die über 60-Jährigen ... Hierbei teilt es sich in Erstbeziehungen mit dem Wunsch nach Familiengründung und Zweitbeziehungen nach Beendigung langer Partnerschaften mit dem Wunsch, nicht allein alt zu werden“, weiß v. Limont, die als Beraterin für Alleinstehende (Neudeutsch: „Single-Coach“) bei einem Partnervermittler tätig war.

„Viele Leute haben auch keine Lust oder keine Zeit mehr, sich nach der Arbeit in Schale zu werfen und auszugehen“, meint die Pädagogin Ramona Weil, die in der Volkshochschule Flirt-Kurse anbietet, „man setzt sich dann lieber vor den Computer und guckt, was das Internet so bietet, Lieferung frei Haus, so zu sagen.“ Ein weiterer Vorteil: „Man bleibt im Internet erst mal anonym und bewegt sich auf sicherem Terrain; die Wahrscheinlichkeit, dass man dadurch als Person wahrgenommen wird, ist viel größer“, glaubt Wery v. Limont, „denn beim Baggern in der Bar wird man allzu schnell bewertet und in eine Schublade geschoben.“

Flirtwilligen bietet das Internet genügend Möglichkeiten der Kontaktanbahnung – die große Reichweite verspricht gute Erfolgschancen für Singles: Während es in einem 500-Seelen-Dorf mitunter schwierig ist, auf das passende Gegenstück zu treffen, erhöht sich bei weltweit mehr als 300 Millionen Internetnutzern die Wahrscheinlichkeit schon um einiges.

Wie aber finden die Kontaktsuchenden im Internet Anschluss? Das weltweite Netz ist an sich keine interaktive Angelegenheit. Deshalb bedient man sich bestimmter Programme und Dienste, die mehr Leben in die Online-Welt bringen, wie etwa Dating-Portale oder Singlebörsen, bei denen man sein Gesuch aufgeben kann. Über sich selbst erstellt man ein Profil, das heißt, man nennt wie bei einer Kontaktanzeige bestimmte Eckdaten, zum Beispiel Alter, Größe, Augen- und Haarfarbe, Hobbys und Interessengebiete, Sternzeichen und ähnliches; gegebenenfalls werden Fotos hinterlegt, die von Interessenten angesehen werden können.

Derartige Kontaktanzeigen erfreuen sich einer ungebrochenen Popularität. Dass bei dieser Form der Kontaktanbahnung das Potenzial noch immer nicht ausgeschöpft ist, sondern im Gegenteil wächst, zeigen Partnertreffs wie das „Dating Café“ oder „Kontakt“.

Spezielle Lebensweisen, Orientierungen oder Vorlieben finden in eigenen Online-Plattformen Raum: So gibt es welche für Alleinerziehende, für Berufsgruppen sämtlicher Sparten, für Christen, für Menschen mit Behinderung, für Vegetarier und Veganer.

Sehr viel direkter als in der beschriebenen Weise läuft der Flirt in Chat-Foren, in denen überhaupt erst der Live-Austausch, das heißt elektronische Kommunikation in Echtzeit, möglich wird. Die Vorteile liegen dabei auf der Hand: Da man nur über Text miteinander kommuniziert, fällt das Ansprechen leichter als im wirklichen Leben. Zudem kann man im Internet beliebig an seiner Identität feilen: Wer sich für zu schmächtig hält, wählt sich als „Herkules“ ein, und das Mauerblümchen kann kurzerhand als Domina auftreten. Ob das bei der Kontaktanbahnung hilfreich ist, darf bezweifelt werden, auf alle Fälle hilft das Rollenspiel aber, seine Phantasien und Wunschvorstellungen auszuleben.

Partnervermittler wie „be2“, „eDarling“ oder „Paarship“, die online ihre Dienste anbieten, haben gegenüber klassischen Vermittlungsinstituten drei große Vorteile: Der gesamte Prozess wird automatisiert über das Internet abgewickelt, ist somit bequemer, kostengünstiger und vielversprechender, da sich mehr Mitglieder für die Kartei registrieren lassen. Und dann geht’s los: Der Partnersuchende meldet sich an, beschreibt sich selbst und den Wunschpartner, führt einen Persönlichkeitstest durch. Mittels Computer erfolgt dann ein Matching, das heißt, es werden zueinander passende Singles ermittelt; der Partnersuchende erhält dann die Profile der entsprechenden Personen und kann per E-Mail Kontakt mit diesen aufnehmen.

Die Partnersuche im Internet kostet ab 4,90 Euro im Monat aufwärts, je nach Umfang der gewünschten Leistung. Wer länger dabei bleibt, kommt günstiger weg. Bei einigen Anbietern ist die Mitgliedschaft für Frauen unentgeltlich.

Vor enttäuschten Erwartungen und Zurückweisungen ist man jedoch auch im Internet nicht gefeit. Wiederum hat das World Wide Web Lösungen parat: eigens eingerichtete Foren, in denen man sich online über seinen Liebeskummer austauschen kann. Corinna Weinert

Foto: Im Netz: Nicht nur junge Frauen schätzen die Anonymität, die das Internet bietet.


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