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24.10.09 / Unlösbarer Knoten / Neuwahl in Afghanistan: Der Westen kann am 7. November wenig gewinnen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-09 vom 24. Oktober 2009

Unlösbarer Knoten
Neuwahl in Afghanistan: Der Westen kann am 7. November wenig gewinnen

Nach massivem diplomatischen Druck hat der afghanische Präsident Hamid Karsai den Weg für eine Stichwahl um das höchste Amt im Land freigemacht. Wie auch immer es am 7. November ausgeht: Der Westen hat in dem Land wenig zu gewinnen.

Seit Wochen war klar, dass es bei der Wahl in Afghanistan am 20. August nicht ganz sauber zugegangen war. Obwohl die Wahlkommisson des Landes lange kein offzielles Ergebnis bekanntgeben wollte, behaupteten die Unterstützer von Karsai, der amtierende Präsident hätte 54 Prozent erzielt und sei deswegen im ersten Wahlgang bestätigt worden – weit vor seinem Herausforderer Abdullah Abdullah, der nur 28 Prozent geschafft habe.

Unabhängige Beobachter und insbesondere die Uno-gestützte Beschwerdekommission hatte daran schon lange Zweifel. Nun hat Karsai endlich zugegeben, die 50-Prozent-Hürde nicht geschafft zu haben. In zwei Wochen soll es eine Stichwahl geben.

Für die westlichen Länder, die seit fast acht Jahren versuchen, mit einer Mischung aus militärischer Macht, verstärkter Entwicklungshilfe, Geld und Diplomatie dem geschundenen und zur Terrorbasis herabgesunkenen Vielvölkerstaat eine neue Perspektive zu geben, ist diese Entwicklung zweischneidig.

Einerseits war die ohnehin begrenzte Autorität Karsais schwer beschädigt. Allenfalls ein „echter“ Wahlsieg im zweiten Durchgang könnte sie wieder stabilisieren. Die angeschlagene Glaubwürdigkeit des Westens in Afghanistan wäre ruiniert gewesen, hätten die USA, Europa und weitere Akteure unter den gegebenen Umständen an Karsai festgehalten. Positiv ist auch, dass sein Herausforderer Abdullah Abdullah, der nun gute Chancen hat, ein erklärter Gegner der Taliban ist. Der Mediziner, der auch Englisch und Französisch spricht, hat im Wahlkampf hauptsächlich mit der Kritik an der Korruption gepunktet, die sich im Umfeld der hoch subventionierten Regierung Karsai breitgemacht hat.

Obwohl also auch der Herausforderer im Westen als Gesprächspartner Respekt genießt, ist alles andere als sicher, ob ein demokratischer Wechsel in Afghanistan das Land irgendwie voranbringen würde. Viel zu wenig wird im Ausland oft bedacht, dass es in diesem Teil der Welt kaum demokratische Tradition gibt, weswegen übrigens auch die mittelasiatischen Nachfolgestaaten der Sowjetunion ausnahmslos autoritär geführt werden. Die Vorstellung, dass freie Wahlen – noch dazu mit Frauenstimmrecht – Machtausübung legitimieren müssten oder auch nur könnten, ist in diesem Teil der Welt ungefähr so beheimatet wie Dattelpalmen in Alaska.

Der zweite Wahlgang um das Amt des afghanischen Präsidenten muss von daher zwar nicht schaden. Nur spricht leider auch wenig dafür, dass er zur ersehnten Stabilisierung des Landes nennenswert beitragen könnte. Konrad Badenheuer

Foto: Der neue Präsident Afghanistans? Nachdem Amtsinhaber Hamid Karsai den Weg für einen zweiten Wahlgang freigemacht hat, sind die Chancen seines Herausforderers Abdullah Abdullah sprunghaft gestiegen.


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