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24.10.09 / Wider die Traditionalisten / Junge Deutsch-Türkin kämpft gegen Verwandtenehen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-09 vom 24. Oktober 2009

Wider die Traditionalisten
Junge Deutsch-Türkin kämpft gegen Verwandtenehen

In der Gemeinde der Großmoschee in Duisburg-Marxloh ist sie als Nestbeschmutzerin verschrien, doch Yasemin Yadigaroglu hält an ihrem Vorhaben fest, die Menschen in Deutschland über die Gefahren von Verwandtenehen aufzuklären. Diese kommen in Deutschland fast nur noch in den türkischen Familien vor, daher auch die Abwehrhaltung der Moschee gegenüber Yadigaroglus Ansinnen. Zwar gibt es keine genauen Zahlen über die Ehen, die zwischen Cousin und Cousine geschlossen werden, allerdings wird davon ausgegangen, dass fast jede fünfte Ehe von Türkischstämmigen unter nahen Verwandten geschlossen wird.

Die 28-jährige Sozialwissenschaftlerin Yadigaroglu warnt davor, dass man in Deutschland bestenfalls das damit verbundene Problem der Zwangsheirat im Blick habe, die gesundheitlichen Folgen, die sich aus der engen Verwandtschaft der Eheleute ergeben, jedoch nicht bedenke. Berliner Pränataldiagnostiker weisen darauf hin, dass unter Verwandten die Wahrscheinlichkeit, ein behindertes Kind zur Welt zu bringen, deutlich höher sei. In einzelnen Orten in der Türkei, in denen seit mehreren Generationen Cousin und Cousinen untereinander heiraten, hat fast jede Familie ein bis zwei behinderte Kinder. 

Yasmin Yadigaroglu, die vor einigen Monaten ihr Kopftuch abgelegt hat und damit ihre Gegner zusätzlich erzürnte, verteilt seit gut zwei Jahren Postkarten in türkischen Vereinen und Moscheen. „Heiraten ja, aber nicht meinen Cousin!“ lautet der allerdings oft ins Leere gehende Slogan. Denn auch wenn es keine Studien über die gesundheitlichen Schäden von Verwandten-ehen gibt, so zeigen doch die Erfahrungen, dass die Gefahren vorhanden sind. Die Traditionen, gegen die Yadigaroglu ankämpft, sind stärker als die bekannten Folgen. Häufig sind Cousin und Cousine sich auch von klein auf versprochen und keine der Parteien möchte ihren Geschwistern eine Absage erteilen. Außerdem bleibt das Geld in der Familie, lautet ein Argument, mit dem die als sozialpädagogische Fachkraft in Oberhausen arbeitende Doktorantin konfrontiert wird.

Und so spricht die junge Frau in Schulklassen über ihr Anliegen und erntet oft Unverständnis. Häufig wird sie auch wild beschimpft. Sie biedere sich doch nur bei den Deutschen an, weil sie auf ein politisches Amt hoffe, so ein Vorwurf. „Wenn ich ein politischen Amt angestrebt hätte, dann, glauben Sie mir, hätte ich auch ein Mandat in Duisburg bekommen“, so Yadigaroglu gegenüber der PAZ. „Diese Verleumdungen sind von einer Gruppe Menschen, die alles verhindern möchten, um Integration in Duisburg zu vermeiden. Ich selber finde diese Äußerungen lächerlich und gebe meine Arbeit erst recht nicht auf!“

Und so lässt sich die Aktivistin selbst von Drohungen nicht abschrecken, schließlich gibt es auch genügend türkische Familien, die ihr Engagement begrüßen. Außerdem hat sie einen Erfolg zu verzeichnen. Dank eines Artikels im „Spiegel“ wurde das nordrhein-westfälische Integrationsministerium offiziell auf Yadigaroglus Kampagne aufmerksam gemacht und nahm Kontakt zu ihr auf.         Rebecca Bellano


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