© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-09 vom 24. Oktober 2009

Für Sie gesehen

Ein Film über Hildegard von Bingen

Im Jahr 1098 – das genaue Datum ist unbekannt – erblickte Hildegard von Bingen das Licht der Welt. In das Benediktiner-Kloster Disibodenberg trat sie im Alter von acht Jahren ein, 1136 wurde sie Äbtissin. Die heilige Hildegard ist eine Mitbegründerin der christlichen Mystik in Deutschland und verfasste Bücher zu den Themen Religion, Medizin, Musik und Ethik. Ihre medizinischen Erkenntnisse haben auch heute noch Bedeutung.

Während der Synode in Trier bekam sie 1147 von Papst Eugen III. die Erlaubnis, ihre Visionen zu verbreiten. Dies stärkte ihre Bedeutung. Darüber hinaus stand Hildegard mit vielen geistlichen und weltlichen Mächtigen in Korrespondenz. Sogar Kaiser Barbarossa suchte ihren Rat. Ihr selbstbewusstes und charismatisches Auftreten führte zu ihrer großen Bekanntheit. Sie predigte als erste Nonne öffentlich dem Volk die Umkehr zu Gott. Wegen ihres Glaubens und ihrer Lebensart wurde sie für viele Menschen zur Wegweiserin und galt vielen bereits zu Lebzeiten als heilig. Schließlich verließ sie Disibodenberg und gründete zwischen 1147 und 1150 das Kloster Rupertsberg.

Die Regisseurin Margarethe von Trotta hat sich nun dieses Themas angenommen und es mit Barbara Sukowa in der Hauptrolle verfilmt. Der Film, in dem neben der Sukowa auch Sunnyi Melles, Hannah Herzsprung, Heino Ferch und Dietz-Werner Steck zu sehen sind, ist für den „Normalzuschauer“ durchaus sehenswert. In „Visionen“ erfährt er viel über die Frömmigkeit seiner Vorfahren und über die einflussreiche Rolle, die manche  Frauen schon im Mittelalter gespielt haben. Es sind schließlich nicht nur Männer, die Hildegard unterstützen oder ihr Schwierigkeiten machen. Wer an traditionellen christlichen Werten und an Geschichte interessiert ist, kommt bei diesem Film voll auf seine Kosten.          Hans Lody