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24.10.09 / Wie Königsberg auf die Schweinegrippe reagiert / Touristen schleppen die Krankheit aus den russischen Lieblingsreiseländern Spanien und Türkei ein – Noch keine Todesfälle

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-09 vom 24. Oktober 2009

Wie Königsberg auf die Schweinegrippe reagiert
Touristen schleppen die Krankheit aus den russischen Lieblingsreiseländern Spanien und Türkei ein – Noch keine Todesfälle

In den vergangenen Monaten fand die Schweinegrippe weltweit viel Beachtung, und Experten gaben viele Ratschläge, wie Russland damit umgehen sollte. Trotz Warnungen vor Auslandsreisen flogen viele Russen weiter in ihre Lieblingsreiseländer Spanien und Türkei.

Erste Erkrankungen tauchten in Königsberg mit Beginn des neuen Schuljahres auf. Innerhalb weniger Tage kamen 45 Kinder mit Grippesymptomen in eine der städtischen Polikliniken. Bei jedem dritten wurde das Virus A-H1N1 festgestellt. Bis Anfang September war erst bei 22 Menschen im gesamten Königsberger Gebiet die Schweinegrippe diagnostiziert worden.

Die Schule Nr. 30 in Königsberg wurde vorübergehend geschlossen, nachdem elf ihrer Schüler positiv getestet worden waren. Die Schulleitung hatte die Empfehlungen des russischen Gesundheitsamts zur Untersuchung der Schüler missachtet und auch diejenigen ohne vorsorgliche Quarantänemaßnahmen am Unterricht teilnehmen lassen, die eben erst aus der Türkei zurück­gekehrt waren.

An der Schule Nr. 32 musste eine Klasse geschlossen werden, weil über 20 Prozent der Schüler nicht zum Unterricht erschienen waren. Die verbliebenen Schüler mussten Masken tragen. Ähnliche Maßnahmen wurden auch an der Schule Nr. 44 getroffen, wo gleich mehrere Klassen geschlossen blieben.

Die Schließung von Schulen zum Herbstbeginn ist beispiellos. Bislang kam es dazu nur hin und wieder bei gewöhnlichen Grippeepidemien am Ende des Winters oder zu Beginn des Frühlings.

Die Ärzte gehen davon aus, dass das Virus A-H1N1 aus dem Westen und aus asiatischen Ländern in die Region eingeschleppt wurde. In Spanien und in der Türkei gibt es die meisten Erkrankungsfälle und genau dorthin verreisen die Gebietsbewohner am liebsten. Besteht der Verdacht auf Schweinegrippe, werden zunächst im virologischen Labor des „Hygiene- und Epidemiologie-Zentrums“ in Königsberg Untersuchungen durchgeführt. Danach wird das Material nach Moskau geschickt und erst nach Bestätigung der Diagnose wird der Fall offiziell als Schweinegrippe registriert.

Im Mai wurde im Königsberger Gebiet ein operativer Stab zur Vermeidung der Einschleppung und Ausbreitung der Schweinegrippe gebildet. Er koordiniert alle mit der Epidemie-Kontrolle beauftragten staatlichen Organe und Organisationen und sorgt für die Durchführung der notwendigen Schutzmaßnahmen.

Dem Stab gehören neben Gouverneur Georgij Boos der Vizepremier der Regierung, die regionalen Minister für Gesundheit, Finanzen und Infrastruktur sowie Vertreter der Sicherheitsbehörden, des Zolls, der Veterinärbehörde und der Einwanderungsbehörde an. Zurzeit werden die Sanitär- und Quarantänekontrollen auf allen Grenzposten verstärkt, für die Mitarbeiter von Eisenbahn und Flughäfen werden Kurse eingerichtet. Für die Desinfektion möglicher Grippeherde in Verkehrsmitteln wurden vier „Desinfektionsbrigaden“ zusammengestellt. Die Maßnahmen zum Kampf gegen die Schweinegrippe sind nicht neu, sie folgen einem standardisierten Schema. Wichtig ist die medizinische Beobachtung von Kontaktpersonen, ähnlich wie bei der gewöhnlichen Grippe. Bislang verliefen die Fälle von Schweinegrippe im Königsberger Gebiet leicht und es gab keine Todesfälle. Nach Meinung der Mediziner ist die Sterblichkeit bei der traditionellen Virusgrippe weit höher und der Grund, warum dennoch soviel Wind um die Schweinegrippe gemacht wird, sei das wirtschaftliche Interesse der Pharmaindustrie, die ihre Antiviruspräparate zur Prophylaxe und zur Heilung der Grippe verkaufen will. Jurij Tschernyschew


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