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24.10.09 / Sprüche klopfen / Verständnis von Redewendungen untersucht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-09 vom 24. Oktober 2009

Sprüche klopfen
Verständnis von Redewendungen untersucht

Menschen brauchen länger, um Redewendungen zu verstehen als wörtlich gemeinte Sätze. Das fanden italienische Forscher von der Milano-Bicocca-Universität in Mailand in Studien heraus, bei denen die Teilnehmer entscheiden

mussten, ob ein Satz, der entweder im wörtlichen oder übertragenen Sinn zu verstehen war, zu einem dem Satz folgenden Wort passte. Dabei maßen die Forscher die Gehirnaktivitäten und Reaktionszeiten der Versuchsteilnehmer und entdeck-ten, dass die Reaktionszeit bei nicht wörtlich gemeinten Sätzen länger war – wie beispielsweise bei der Redewendung: „jemanden mit Samthandschuhen anfassen“. Auch waren jeweils andere Hirnareale für die verschiedenen Arten der Sprachverarbeitung zuständig. 

15 Studenten mussten während der Studie 360 Sätze danach beurteilen, ob sie inhaltlich mit einem Zielwort zusammenhingen, das im Anschluss an die Sätze auf einem Bildschirm erschien. Die eine Hälfte der Sätze war wörtlich zu verstehen, die andere nur als Metapher. Die Wissenschaftler zeichneten dabei auf, wie lange die Studenten brauchten, bis sie sich entschieden hatten, ob ein Zusammenhang zwischen Satz und Zielwort bestand oder nicht. Außerdem registrierten die Forscher mit 128 Elektroden auf den Köpfen der Probanden deren Gehirnaktivitäten. Die Studenten reagierten schneller, wenn die Sätze wörtlich zu nehmen waren, als wenn sie nur im übertragenen Sinn verständlich waren. Zudem verarbeiteten sie die Sprache auf unterschiedliche Art, je nachdem, ob Metaphern enthalten waren oder nicht.

Grundsätzlich sind mehrere Bereiche beider Hirnhälften in die Sprachverarbeitung einbezogen. Einige Prozesse werden aber vermehrt in der rechten Hälfte ausgeführt. Die Leiterin der Studie mit dem passenden Namen Alice Proverbio (italienisch für Sprichwort) erklärt, die Aktivität der rechten Hirnhälfte sei entscheidend für das Verständnis von Redewendungen, sogenannter idiomatischer Sprache.

Kindern ist es egal, mit welcher Gehirnhälfte sie Redensarten verstehen. Sie werden eher fragen, woher diese oder jene Redensart kommt. Da hat sich Rolf-Bernhard Essig ein paar lustige Geschichten einfallen lassen, die sich hinter gängigen Redensarten verbergen: „Da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt“ (Hanser Verlag, München 2009, 144 Seiten, illustriert von Marei Schweitzer, geb., 12,90 Euro). Der Hund in der Pfanne ist übrigens auf Till Eulenspiegel zurück-zuführen, der diesen versehentlich „in die Pfanne gehauen hat“.      ddp/os


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