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31.10.09 / Fußball statt Physik / Berlin: Senator will Unterricht in Naturwissenschaften reduzieren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-09 vom 31. Oktober 2009

Fußball statt Physik
Berlin: Senator will Unterricht in Naturwissenschaften reduzieren

Berlins Elternvertreter sind in Aufruhr: Nach neuesten Plänen von Schulsenator Jürgen Zöllner (SPD) sollen Schüler an Berliner Sekundarschulen künftig in Biologie, Physik und Chemie zusammen nur noch so viele Stunden bekommen wie in Sport.

Es ist schon jetzt nicht gut bestellt um die naturwissenschaftlichen Kenntnisse vieler Berliner Schüler. Auch und besonders in der Hauptstadt klagen Unternehmen über immer weniger geeignete junge Bewerber, weil oft minimale Grundkenntnisse fehlen. Bei einer Fernsehdokumentation war jüngst ein Friseurmeister aus Neukölln zu sehen, der Jugendliche vor laufender Kamera zu Vorstellungsgesprächen geladen hatte. Ein Mädchen wurde gefragt, was zehn Prozent von 400 sei. Stille. „Soll ich das jetzt ausrechnen, oder was?“, fragte die 19-Jährige zurück.

Zöllners Vorhaben droht, so die Befürchtung, die Lage noch weiter zu verschlimmern. Der Unterricht in Chemie, Biologie und Physik soll demnach an den siebten bis zehnten Klassen der Sekundarschulen um zwei Stunden reduziert werden. Sekundarschulen – das sind die neuen Gesamtschulen in Berlin, die in Konkurrenz zum Gymnasium alle anderen Schulformen zusammenfassen. Bei den Gymnasien soll alles beim Alten bleiben.

Zöllner führt zwei Gründe für sein umstrittenes Vorhaben an: Einerseits müsse er durch die geplante Schulreform mehr Unterrichtsstunden mit der gleichen Lehrerzahl durchführen lassen. Unter anderem ist der rot-rote Senat fest entschlossen, Ganztagsunterricht einzuführen, was einen höheren Personalaufwand zur Folge hat. Außerdem habe jede Schule ja das Recht, drei Stunden pro Woche nach eigenem Willen zu gestalten. Diese Extrastunden sollen dazu dienen, sich ein eigenes Profil zu bilden, sie heißen deswegen auch Profilstunden.

Doch schon ist durchgesickert, dass noch eine andere Überlegung dahintersteckt. Eine Zeitung will erfahren haben, der Senator wolle die lernschwachen Schüler der früheren Hauptschulen nicht überfordern – Fußball statt Physik, weil die Hauptschüler sonst nicht mitkommen.

Auch Lehrer sind entsetzt. So hat die Lehrerkonferenz Physik von Wilmersdorf-Charlottenburg bereits heftig protestiert. Die Pädagogen der Clay-Gesamtschule in Neukölln kritisieren, Naturwissenschaften wären nach der Reform nur noch eine „Randerscheinung“ im Stundenplan.      M.S.


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