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31.10.09 / Integration durch Leistung und Fleiß / Younes Ouaqasse, Vorsitzender der Schüler Union: »Der Hintergrund eines Schülers darf keine Rolle spielen«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-09 vom 31. Oktober 2009

Integration durch Leistung und Fleiß
Younes Ouaqasse, Vorsitzender der Schüler Union: »Der Hintergrund eines Schülers darf keine Rolle spielen«

Diskutieren statt Demonstrieren lautet das Motto der Schüler Union, die noch bis Ende 2010 von Younes Ouaqasse, Sohn marokkanischer Eltern, geführt wird.

PAZ: Vor einigen Monaten sind Tausende Schüler auf die Straßen gegangen, um für Verbesserungen im Bildungssystem zu demonstrieren. Hat es nach dem Bildungsstreik Zugeständnisse von Bund oder Ländern auf die Forderungen der Schüler gegeben?

Ouaqasse: Der Bildungsstreik hat noch nicht einmal konkrete Forderungen gestellt. Schwammigen Aussagen, die wiederum von Stadt zu Stadt abgewichen sind, kann auch nicht konkret von Politikern entgegnet werden. Die unionsgeführten Landesregierungen kämpfen seit jeher gegen Lehrerausfall. Aber viele Forderungen waren realitätsfern und sind nicht finanzierbar. Als Schüler Union lehnen wir diesen Streik daher ab und setzen uns lieber mit den bildungspolitischen Entscheidungsträgern an einen Tisch, anstatt auf den Straßen Chaos anzurichten.

PAZ: Die Schüler Union (SU) tritt für die Beibehaltung des dreigliedrigen Schulsystems ein. Selbst Unionspolitiker weichen inzwischen davon ab, etwa in Hamburg. Was sind für die SU die Vorteile des dreigliedrigen Systems?

Ouaqasse: Das dreigliedrige Schulsystem hat sich bewährt. Hier können Schülerinnen und Schüler entsprechend ihren Begabungen und Neigungen gefordert und gefördert werden. Statt ideologischer Gleichmacherei macht sich die Schüler Union für Reformen innerhalb des bestehenden Systems stark. Wir fordern beispielsweise eine stärkere Durchlässigkeit zwischen den Schulformen und die Aufwertung des Ansehens der Hauptschule.

PAZ: Was sind die dringlichsten Forderungen der Schüler Union?

Ouaqasse: Die Stärkung des christlichen Religionsunterrichts und die klare Ablehnung des Islamunterrichts gehören zu unseren grundlegenden Forderungen. Ebenso muss unser dreigliedriges Schulsystem beibehalten und die Durchlässigkeit gestärkt werden.

PAZ: In vielen Bundesländern werden die Schulen reformiert. Welche Reformen bereiten der Schüler Union am meisten Sorgen?

Ouaqasse: Die Reformen, die das dreigliedrige Schulsystem beseitigen wollen, sehen wir selbstverständlich sehr kritisch. Und wenn die Schulzeit verkürzt wird, müssen auch die Unterrichtsinhalte neu strukturiert werden. Wir fordern dabei Qualität statt Quantität! In einigen Kultusministerien hat man das Gefühl, dass die Verkürzung der Schulzeit von heute auf morgen stattfand.

PAZ: Die Schüler Union bezeichnet sich als christlich-sozial, liberal und konservativ. Woran machen Sie das fest?

Ouaqasse: In der Schüler Union engagieren sich über 10500 Mitglieder. Damit sind wir nicht nur die mit Abstand größte politische Schülerorganisation bundesweit, sondern verstehen uns auch als Interessensvertretung aller Schülerinnen und Schüler in Deutschland. Daher wollen wir sehr offen sein und möglichst viele politische Strömungen abdecken. Klar ist aber auch: Wir stehen zu unseren Überzeugungen und geben diese nicht auf, um ein gewisses Klientel abzudecken. Wir versuchen, alle drei Strömungen in unserer Programmatik abzubilden.

PAZ: Die Schüler Union ist nahezu ein Unikum in der links-dominierten Welt der Schüler- und Studenten-Organisationen. Wie behauptet sich die SU gegen diese linke Dominanz beziehungsweise wie reagieren die anderen auf sie (Akzeptanz oder Verleumdung als „böse Rechte“)?

Ouaqasse: Was uns stark macht, ist unsere Glaubwürdigkeit und unsere Arbeit, bei der wir auch unbeliebte Themen anpacken. Viele Schüler haben erkannt, dass wir uns für ihre Interessen einsetzen und begrüßen daher unsere Arbeit. Linke Weltverbesserer, die eine Einheitsschule fordern, das gesamte Notensystem abschaffen möchten und sich nicht von Linksextremismus distanzieren, können die bestehenden Probleme in der Schulpolitik nicht lösen. Mit Verunglimpfungen können wir leben, insofern eine bessere Bildungspolitik erstritten werden kann.

PAZ: Hat Ihr eigener marokkanisch-muslimischer Hintergrund schon mal für Verwirrung gesorgt, schließlich steht die Schüler Union ja den C-Parteien nahe?

Ouaqasse: Für mich spielen Werte in unserer Gesellschaft und in der Politik eine sehr große Rolle. Ein offener Islam und ein liberales Christentum haben sehr viele Gemeinsamkeiten. Daher engagiere ich mich gerne in der CDU und ihren Jugendorganisationen, wo ich zudem nicht auf Widerspruch, sondern auf Zuspruch stoße.

PAZ: Schüler mit Migrationshintergrund erlangen seltener Schulabschlüsse und wenn, dann häufig schlechtere. Woran liegt das aus Sicht der Schüler Union?

Ouaqasse: Jeder Schüler, der in unserem Land zur Schule geht, muss die deutsche Sprache einwandfrei beherrschen. Dies ist eine Grundvoraussetzung für den schulischen Erfolg. Daher begrüße ich auch den Vorstoß einiger Politiker, dass auf unseren Schulhöfen ausschließlich Deutsch gesprochen werden soll. Zudem zählt aber gerade der Wille des einzelnen Schülers. Ich habe auch an einer Hauptschule angefangen. Durch eifriges Arbeiten habe ich später den Realschulabschluss und das Abitur erlangt. Es ist alles möglich, wenn man nur will.

PAZ: Wie kann man Schüler mit Migrationshintergrund besser ins deutsche Bildungssystem integrieren?

Ouaqasse: Wir brauchen eine stärkere individuelle Förderung. Dies kann nur im dreigliedrigen Schulsystem geschehen. Ich wünsche mir von vielen Lehrern aber mehr Engagement, sich mit Leidenschaft jedes Schülers anzunehmen und wenn nötig, auch einmal nach Unterrichtsende sich Schülern mit Bedarf nach weiterer Förderung zu widmen. Eine spezifische Behandlung von Migranten halte ich jedoch für kontraproduktiv. In der Schule sollte es in erster Linie um Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft gehen. Der kulturelle oder soziale Hintergrund eines Schülers darf keine Rolle spielen.

Die Fragen stellte Rebecca Bellano.

Foto: Der Wille zählt: Younes Ouaqasse ist in Marokko aufgewachsen. Aufgrund schlechter Deutschkenntnisse besuchte er in Deutschland erst die Hauptschule, 2009 machte er Abitur. Bild: Schüler Union


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