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31.10.09 / Mit dem Leben bezahlt / PAZ-Serie über ostpreußische Märtyrer (Teil 1): Hans Koch

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-09 vom 31. Oktober 2009

Mit dem Leben bezahlt
PAZ-Serie über ostpreußische Märtyrer (Teil 1): Hans Koch

Hans Koch gehörte zum engen Umfeld der Attentäter des 20. Juli 1944, und wenn das Attentat Erfolg gehabt hätte, so wäre dieser brilliante Jurist aus dem ostpreußischen Bartenstein nach dem Willen der Hauptverschwörer Präsident des Reichsgerichts geworden. Die gefassten Verschwörer verrieten ihn nicht, und so überlebte der vierfache Vater zunächst die Welle der Hinrichtungen nach dem 20. Juli. Todesmutig versteckte Koch sogar selbst einen der Beteiligten. Doch im Januar 1945 wurde er denunziert, danach sofort verhaftet und in der Nacht vom 23. auf den 24. April im von den Russen bereits fast eingeschlossenen Berlin ohne Urteil erschossen.

Koch gehörte in den dreißiger Jahren zu den gerichtlichen Verteidigern von Widerstands-Größen wie Pfarrer Martin Niemöller und Hermann Ehlers. Beide spielten nach 1945 im öffentlichen Leben Deutschlands lange eine prominente Rolle, was nicht verhinderte, dass Koch fast in Vergessenheit geraten ist. Ein Grund dafür war zweifellos, dass er aus Sorge um seine Familie und sich selbst keine Aufzeichnungen über seine Aktivitäten hinterließ.

Fest steht, dass Koch mehr als mancher andere Angehörige des 20. Juli – einschließlich Graf Stauffenberg persönlich – nie mit dem NS-Regime sympathisierte und sich zu keinem Zeitpunkt von dessen Anfangserfolgen blenden ließ. Schon vor der Machtergreifung lehnte er die NS-Bewegung aus Überzeugung ab, bereits 1933 schloss er sich der eben erst entstehenden Bekennenden Kirche an.

Hans Koch, Sohn eines Gymnasialprofessors war 1903 wegen der Berufung seines Vaters zum Direktor eines Gymnasiums in Charlottenburg mit den Eltern nach Berlin gekommen und machte 1911 Abitur. Er studierte zunächst in Königsberg zwei Semester Jura, schlug dann die Offizierslaufbahn ein und wurde als junger Leutnant in der Marne-Schlacht 1914 schwer verwundet. Die längste Zeit des Krieges verbrachte er in französischer Gefangenschaft, aus der er 1919 zurückkehrte. Koch schloss dann sein Jura-Studium mit Bestnoten ab und wurde zunächst Beamter im Handelsministerium. Obwohl er bald befördert wurde, wandte er sich dem Anwaltsberuf zu – und geriet rasch in Konflikt mit dem NS-Regime. Als er im Herbst 1935 eine jüdische Industriellen-Familie in einem Enteignungssprozess „zu gut“ und mutig verteidigte, wurde er kurzerhand verhaftet und blieb ohne Prozess oder irgendeine Erklärung bis Ende 1935 in Haft.

Sofort nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde Hans Koch als Reserveoffizier einberufen – eine beliebte Methode des NS-Regimes, Gegner aus dem gesellschaftlichen Verkehr zu ziehen. Wegen seiner Verwundung kam der 46-jährige Ostpreuße dann aber doch nicht an die Front, sondern fand beim Rüstungsamt des Oberkommandos der Wehrmacht in Berlin Verwendung. So konnte er weiter als Anwalt tätig sein und hatte Verbindung zu zivilen und militärischen Widerstandsgruppen. Die genaue Stellung, die Koch dabei eingenommen hat, kennen wir nicht. Das NS-Regime sah ihn jedenfalls als Gegner an, nach dem 20. Juli 1944 wurde er für kurze Zeit mitsamt Familie verhaftet.

Seine Ablehnung des NS-Re­gimes war unzweideutig christlich motiviert. Hans Koch ist darum nicht nur ein politischer Widerstandskämpfer, sondern auch ein christlicher Märtyrer.      K.B.


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