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31.10.09 / »Auferstanden aus Ruinen« / Wie vor 60 Jahren die »Nationalhymne der DDR« entstand

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-09 vom 31. Oktober 2009

»Auferstanden aus Ruinen«
Wie vor 60 Jahren die »Nationalhymne der DDR« entstand

Gute drei Wochen vor der Gründung der DDR, am 13. September 1949 beriet das Politbüro der SED auch über die Hymne der zu gründenden Republik. Unter dem Stichwort „Deutsche Nationalhymne“ hielt Fred Oelßner im Protokoll fest: „Genosse Ackermann wird beauftragt, mit dem Genossen Johannes R. Becher und dem Komponisten Hanns Eisler über die Schaffung einer Nationalhymne zu sprechen. Frist: 1. Oktober.“

Der 1891 in München geborene Dichter und Politiker war Mitglied des Parteivorstandes der SED und Präsident des „Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands“, des späteren „Kulturbundes der DDR“. Insofern war er geradezu prädestiniert für die Schaffung des Textes der DDR-Hymne.

Am 12. Oktober schickte Becher aus bisher noch nicht geklärter Ursache seinen Textentwurf per Einschreiben an den Direktor der Staatlichen Hochschule für Musik in Weimar, Ottmar Gerster, mit der Bitte „ihn musikalisch zu bearbeiten“. Gerster kam der Aufforderung nach und Dichter und Komponist einigten sich auf ein Vorspiel der Gerster-Komposition am 4. November in Ost-Berlin

Vorher traf Becher jedoch noch Hanns Eisler, den das Politbüro für die Melodie der Staatshymne vorgesehen hatte und der diesem schon deshalb geeigneter erscheinen musste, weil er im Gegensatz zu Gerster während der NS-Zeit emigriert war. Die Gelegenheit zu dem Treffen boten die Feierlichkeiten in Polens Hauptstadt anlässlich des 200. Geburtstages Johann Wolfgang von Goethes. Im Warschauer Hotel Bristol übergab Becher Eisler Ende Oktober seinen Textentwurf mit der Bitte um Vertonung. Noch in Polen, nämlich im bei Warschau gelegenen Geburtshaus Frédéric Chopins, trug Eisler Becher seinen Vertonungsvorschlag auf einem Klavier vor. Becher zeigte sich beein­druckt, wollte sich allerdings nicht festlegen und lud auch Eisler zum Vorspielen für den 4. November nach Ost-Berlin ein.

An jenem 4. November nun trugen beide Komponisten im großen Saal des „Klubs der Kulturschaffenden“ in Berlin-Mitte ihren Vertonungsvorschlag auf dem Flügel vor, dabei unterstützt von einem eiligst aus jüngeren Angestellten der Zentralleitung des Kulturbundes zusammengestellten Chor.

Entscheidend war jedoch das Vorspiel einen Tag später vor dem Politbüro in der Wohnung Wilhelm Piecks in Berlin-Pankow, wobei diesmal neben dem jeweiligen Komponisten zwei professionelle Sänger der Berliner Staatsoper die beiden Versionen vortrugen. Hier fiel die Entscheidung für die Eisler-Melodie. Nachdem das Politbüro entschieden hatte, wurde die Entscheidung der Partei noch am Nachmittag desselben Tages von der Regierung nachvollzogen.

Nach Vorankündigung durch das SED-Zentralorgan „Neues Deutschland“ am 6. November wurde das Becher-Eisler-Lied der Öffentlichkeit bei einem Staatsakt der DDR-Regierung in der Berliner Staatsoper aus Anlass des 32. Jahrestages der Oktoberrevolution am 7. November 1949 erstmals als neue Nationalhymne vorgestellt.   Manuel Ruoff


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