20.04.2024

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31.10.09 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-09 vom 31. Oktober 2009

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,

liebe Familienfreunde,

dem Gesetz der Serie unterliegt anscheinend auch unsere Ostpreußische Familie. Nachdem wir zwei Fragen, die Westpreußen und den späteren Warthegau betrafen, behandelt hatten, liegt nun prompt die dritte auf dem Tisch. Allerdings scheint sie einen Ort zu betreffen, der in dem angegebenen Gebiet nicht zu finden ist. Das ist nicht verwunderlich, denn „Irrtümer mit eingeschlossen“ hatte kürzlich ein Leser so treffend in seinem Antwortschreiben formuliert. Also da schreibt Frau Waltraud Fleddermann aus Lindewitt, dass sie den Rat bekommen habe, sich an uns zu wenden, denn niemand konnte ihr bisher helfen, den Geburtsort ihres Vaters zu finden. Der liege im Kreis Kulm, und da ihr Vater 1905 geboren sei, handele es sich also um Westpreußen. So weit, so gut, aber der Name des gesuchten Ortes lautet „Konstantinow“, und dieser ist auf alten wie auf neuen Karten nicht verzeichnet. Nun haben wir über das Internet herausgefunden, dass es zwei Ortschaften dieses Namens gibt: Ein Konstantinow ist als Kreisstadt im russisch-polnischen Gouvernement Sjedlez verzeichnet, ein zweiter Ort als industrielle Siedlung im Kreis Lodz. Man könnte annehmen, dass der Vater von Frau Fleddermann im erstgenannten Ort geboren ist und dann bei der Umsiedlung der Wolhyniendeutschen im Winter 1939/40 in die damals neuen Reichsgaue Warthegau und Danzig-Westpreußen kam. Vielleicht wurde die Familie im Kulmer Land angesiedelt, es kann dadurch bei Frau Fleddermann zu der irrtümlichen Angabe gekommen sein. Dagegen spricht aber die Tatsache, dass die Tochter 1936 in Ostpreußen, und zwar in Schabinen, Kreis Angerapp, geboren wurde. Natürlich besteht noch eine weitere Möglichkeit: Es gab Anfang des 20. Jahrhunderts tatsächlich in Westpreußen eine Ortschaft dieses Namens, die aber auf den uns zur Verfügung stehenden Karten nicht verzeichnet ist. Hier ist also wieder unsere Familie gefordert, die ja bisher auf fast alle ähnlichen Fragen eine – und zwar die richtige – Antwort gefunden hat. (Frau Waltraud Fleddermann, Schulstraße 15 in 24969 Lindewitt, Telefon 04604/1318.)

Kein Wunder also, dass unsere erfolgreiche Sucharbeit weite Kreise zieht, und so kommt aus Kanada eine Suchfrage, die ein Denkmal bei Frankfurt an der Oder betrifft. Das Ehepaar Klaus und Gudrun Wiedenfeld aus Ontario besuchte auf einer Europareise auch die deutschen Ostgebiete. Hinter Frankfurt bogen sie auf die Autobahn Richtung Breslau ab, und hier erblickten sie ein großes Denkmal, das ihr Interesse er­weck­te, so dass sie es sich näher ansehen wollten. Und da entdeckten sie etwas Seltsames: Über dem Eingang des turmartigen Gebäudes war die Inschrift ausgekratzt worden Und zwar so gründlich, dass kein Wort mehr zu entziffern war. Zweifellos handelt es sich um ein Denkmal aus der Zeit vor der sowjetischen Eroberung, wahrscheinlich wurde es schon vor dem Ersten Weltkrieg errichtet, wie das im oberen Teil der Vorderseite angebrachte Relief vermuten lässt. Hinter dem Turm befindet sich ein kleineres Gebäude, zu dessen mit Ziegelsteinen vermauertem Eingang zwei Steintreppen hinabführen. Das Ehepaar konnte nirgends einen Hinweis entdecken, anscheinend hat man alle Spuren, die auf die deutsche Vergangenheit hinweisen, radikal vernichtet. Frau Wiedenfeld hat uns nun um Auskunft gebeten, wann, wofür und von wem dieses Denkmal errichtet worden ist. Die konnten wir ihr leider nicht geben, wenn wir auch Vermutungen haben – vielleicht ein Denkmal zur Besiedlung des Oderbruches? –, aber mit Sicherheit werden sich Leser finden, die etwas über diese historische Anlage aussagen können. Antworten können auch an uns gerichtet werden. (Anschrift von Mr. Klaus und Mrs. Gundrun Wiedenfeld, 18 Empress Dr. Kemptville Ont.KOG 1J0, Kanada)

Jetzt aber zurück in das Stammland unserer Ostpreußischen Familie. Zuerst nach Königsberg. Herr Franz Kluge aus Tettau hat in einer Autobiographie des Dichters Ernst Wiechert den Namen Kapp gefunden. Es handelt sich nicht um den Juristen und Politiker Wolfgang Kapp, Generaldirektor der Ostpreußischen Landschaft (Kapp-Putsch), sondern um den Studienrat für Physik am Königsberger Hufengymnasium. Der aus einer Gelehrtenfamilie stammende Pädagoge war für Wiechert eine beeindruckende Persönlichkeit. Herr Kluge nimmt an, dass Studienrat Kapp auch seinen Vater in den 20er Jahren, als dieser das Hufengymnasium besuchte, unterrichtet hat. Wer kann Näheres über Wolfgang Kapp und seine Familie mitteilen? (Franz Kluge, Lichtenhainer Straße 19 in 96355 Tettau, Telefon 09269/307.)

Es gibt eine unendliche Geschichte, und die heißt „Bern­stein­zimmer“. Wohlgemerkt: das Original – ein neues gibt es ja inzwischen –, das seit Kriegsende verschwunden ist und wohl bleiben wird. Was auch die meisten Forscher annehmen, wie die vorherrschende These beweist, dass es in Königsberg geblieben sein muss. Unterschiedlich sind aber die Angaben über die vermeintlichen seinerzeitigen Auslagerungsstätten und deren damaligen Standort. Damit beschäftigt sich auch Herr Otto Fischer aus Bad Homburg, der die wichtigsten Publikationen über das Bernsteinzimmer gelesen hat und dabei auf unterschiedliche Angaben über die vermutlichen Lageplätze gestoßen ist. Deshalb fragt er bei uns, ob wir ihm helfen können, und wir reichen die Frage an unsere Ostpreußische Familie weiter. Herr Fischer schreibt: „So wird immer wieder auf einen Bunker III hingewiesen, der angeblich am früheren Steindamm oder in dessen Nähe gewesen sein soll. Eine andere Quelle weist auf einen Bunker in oder nahe der Langen Reihe hin. Es wird auch ein Hochbunker im oder beim Botanischen Garten genannt sowie der Tiefkeller einer Zweigstelle der Stadtbank.“ Herr Fischer möchte nun wissen, wo genau der Bunker III gelegen hat, und ob er mit dem an der Langen Reihe identisch ist. Die angegebenen Plätze liegen ja dicht beieinander. Die Lange Reihe zweigt von dem in der Mitte des Steindamms gelegenen Heumarkt ab und führt zur Neuroßgärter Kirche, die neben dem Botanischen Garten liegt. Sie kreuzt die Wagnerstraße, die über die Drummstraße zum Steindamm führt, auch diese Straßenkreuzung ist als möglicher Bunkerplatz im Visier. Es wird sicher noch Zeitzeugen geben, die den Bunker III oder einen anderen der hier im Klinikviertel liegenden Bunker aufsuchen mussten oder die deren Lage gekannt haben. Genaue Angaben möchte Herr Fischer auch zur Lage der Stadtbankfiliale auf dem Steindamm haben. Er würde sich freuen, wenn wir ihm bei seinen Recherchen helfen würden – na, das sollte doch klappen!

(Erich Otto Fischer, Hasselmannring 2 a in 61352 Bad Homburg.)

Klappen wie bei Herrn Dirk Oelmann, der auf seiner Suche nach Werner Kraft aus Schulitz bei Bromberg dank unserer Familie erheblich weiter gekommen ist. Herr Oelmann schreibt: „Seine Zeit in Dänemark ist gut erforscht. Über sieben Ecken habe ich durch Ihre Zeitung einen ehemaligen dänischen Lehrer kennen gelernt. Er hat mir schon Seiten von Klassenbüchern aus der Zeit von 1937 bis 1945 in Dänemark geschickt. Was sehr interessant ist, da die Adressen und Berufe der Väter der Mitschüler von Werner darin stehen. Das Ver­rück­teste ist, dass er schon zehn Mitschüler von Werner gefunden hat! Das ist schon Wahnsinn!“ Und solche Erfolge will er nun auch bewirken, indem er anderen Suchenden hilft, und da ist er in dem brandneuen Suchwunsch von Frau Gertrud Bischof schon ein ganzes Stück weiter gekommen. Es geht um die wahrscheinlich im Jahr 1889 nach Amerika ausgewanderte Familie Potrafke (a), aus deren Chronik wir die dort angegebenen Namen und Daten veröffentlichten. Gesucht wird nach Verwandten der aus Ostpreußen stammenden Familie. Die sind zwar noch nicht gefunden, aber es hat sich eine heiße Spur ergeben, die Herr Oelmann uns vorlegt. Zuerst hat er herausbekommen, dass der Name „Portafke“ etwa 330-mal in 60 Städten vertreten ist, darunter gibt es drei Telefonanschlüsse unter diesem Namen in Deutschland, einen in Polen. Der Unterschied mit dem „r“ im Namen – mal vor, mal nach dem „t“ – spielt keine Rolle. Schon in der Chronik, die in ungelenker, fehlerhafter Schrift verfasst ist, könnte der Name nicht richtig geschrieben sein. Aber nun kommt das Beste: Herr Oelmann hat in Amerika einen Wayne Portafka ausfindig gemacht, der Maler und Galeriebesitzer ist. Er schreibt, dass sein Großvater aus Deutschland nach Michigan auswanderte, er hatte in der Nähe der polnischen Grenze gelebt. Der Name kommt vermutlich aus der Ukraine. Ein Teil der Familie soll nach Europa (Polen?) zurückgegangen sein. Wayne Portafka sucht nun Verwandte. Ob und wie dieser Mann mit der in der Chronik nachgewiesenen Familie zusammenhängt, muss geklärt werden. Herr Oelmann – und unsere Familie – bleiben am Ball. (Dirk Oelmann, Bernauer Straße 61 in 16515 Oranienburg, Telefon 0160/97479766, E-Mail: Dirk69Oe@aol.com)

Oliver Fürbeth aus Wetzlar ist dabei, die Familiengeschichte aufzuarbeiten, vor allem den Lebenslauf seines Vaters Heinrich Fürbeth. Dieser lag im Frühling 1941 mit seiner Einheit, der Nachrichten Abteilung 251, auf dem Weg zum Baltikum in einem ostpreußischen Ort im Quartier. Er sandte von dort eine Karte, daher weiß der Sohn noch den Namen des Ortes: Klein Thierbach. Die Karte ist leider verloren gegangen, deshalb kann der Sohn dieses kleine Kapitel der Lebensgeschichte seines Vaters nicht bildlich belegen. Aber vielleicht kann es unsere Familie? Bei Klein Thierbach handelt es sich um ein Gut im Kreis Preußisch Holland, elf Kilometer südöstlich der Kreisstadt gelegen. Es gehörte zur Gemeinde Groß Thierbach. Mich macht allerdings stutzig, dass es sich um eine Ansichtskarte gehandelt hat. Gab es diese von einem Gut, das als Sonderheit allerdings eine große Merino-Schafzucht aufwies. Gewöhnlich zeigten ja früher Postkarten von kleineren Orten mehrere Ansichten aus ihrem Bereich wie Kirche, Dorfstraße, Gasthof und besonders schöne landschaftliche Plätze, so könnte auch das Gut auf einer Karte von Groß Thierbach abgebildet gewesen sein. Nun dreht es sich allerdings nicht nur um die Karte, sie ist nur ein Ansatzpunkt für die Fragen von Herrn Fürbeth: Wer erinnert sich an die Einquartierung im Frühjahr 1941, wer besitzt Aufnahmen von dem Gut und seiner Umgebung und kann etwas über die Geschichte dieses Ortes im schönen Oberland erzählen, der heute von den Polen „Gradowko“ genannt wird. (Oliver Fürbeth, Morgenweide 40 in 35578 Wetzlar, Telefon 0163/6534639.)

Noch ein Nachschrapselchen im wahrsten Sinne des Wortes: Es geht um die Kakelinskis. „Ich denke noch heute mit Wonne daran, wie gut sie mir als Kind schmeckten, wenn meine Mutter sie gebacken hat“, schreibt Frau Gertrud Bürger aus Bremen. „Sie hat dafür nicht zu weich gekochte Salzkartoffeln vom Vortag durch den Fleischwolf gedreht. Dazu kamen Eier oder nur Eigelb, Mehl und etwas Salz. Sie hat auch ganze Körner Anis untergeknetet, ich mochte die dann ganz besonders gern. Geformt wurden sie wie Klopse, flach und rund in der Pfanne mit Öl gebacken. Noch warm wurden sie mir Muschkeboad – Zucker! – bestreut. Dazu tranken wir Malzkaffee. Eine liebe Bekannte kam dann immer zum Mitessen. Das war in Angerapp (Darkehmen). Ich backe sie manchmal noch heute, doch so gut wie damals, als ich noch Kind war, schmecken sie mir nicht.“ Geht mir übrigens genau so mit meinem als Kind heiß geliebten Klunkermus, liebe Frau Bürger.

Eure Ruth Geede

Foto: Wer kennt dieses Denkmal?


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