25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
07.11.09 / Kein Aufbruch

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-09 vom 07. November 2009

Kein Aufbruch
von Wilhelm v. Gottberg

Margot Käßmann, seit zehn Jahren leitende Bischöfin der Hannoverschen Landeskirche, wurde in der vergangenen Woche zur Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gewählt. Sie erzielte ein überragendes Wahlergebnis. Nur zehn der 142 Synodalen verweigerten ihr die Stimme.

Es gab durchaus respektable Mitbewerber für den Ratsvorsitz. Aber keiner von ihnen wurde in der Öffentlichkeit so wahrgenommen wie Frau Käßmann. Was hatte die Hannoversche Bischöfin den anderen voraus? Ihre Ehe wurde 2007 geschieden. Vorher hatte sie eine Krebserkrankung durchzustehen. Dennoch verblieb sie im Amt. Sie – und das gilt auch für ihren Vorgänger im Ratsvorsitz – hat den Zusammenhang von Religion und Mediengesellschaft begriffen und verinnerlicht. Keiner ihrer Brüder und Schwestern auf der Bischofsebene ist ihr da ebenbürtig. Sie hat, wie auch andere leitende Bischöfinnen, dem Feminismus in der Kirchenhierarchie zur weiteren Akzeptanz verholfen.

Eine besondere Qualifikation für das Spitzenamt der EKD kann das alles nicht sein. Offenbar sieht die überwiegende Mehrheit der Synode das anders. Möglicherweise wollten die Delegierten mit der Wahl Käßmanns ein besonderes ökumenisches Signal setzen, weiß man doch, dass die Ökumene der Bischöfin besonders am Herzen liegt. Dieses Signal wird sich als Bärendienst für die Ökumene erweisen.

Ihre kirchliche Sozialisation erhielt Frau Käßmann im friedensbewegten Links-Protestantismus der 80er Jahre. Die damals verinnerlichten kirchlichen Werte haben ihr Tun und Handeln als Bischöfin bestimmt. Politische Fragen wie Kinder- und Altersarmut, die Ökumene, Laien- und Frauenarbeit, Probleme der Zuwanderer sind ihr wichtig. Für ihre Überzeugungen tritt sie mutig ein und nimmt Streit in Kauf. Gleich nach ihrer Wahl tat sie kund, dass die Evangelische Kirche nochmals über menschenwürdiges Sterben nachdenken müsse. Es könne dazu nicht nur ein kategorisches Nein der Kirche geben, wenn der Wunsch zu sterben mit Nachdruck artikuliert werde.

Die leitende Bischöfin der Hannoverschen Landeskirche – sie bekleidet weiterhin dieses Amt – wird als Ratsvorsitzende der EKD keinen neuen Aufbruch in der gehörig säkularisierten evangelischen Kirche erzeugen. Viele, allzu viele Kirchenmitglieder fühlen sich in dieser politisierenden Kirche nicht mehr zu Hause. Viele sind bereits gegangen, weitere werden gehen oder in freie Gemeinden wechseln. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.

Was wünschen sich bibeltreue Christen von der neuen geistlichen Spitzenfrau? Sie sollte das Wort Gottes lauter und rein verkündigen. Sie sollte die befreiende Botschaft des Evangeliums zum Mittelpunkt ihrer Arbeit und ihrer Verkündigung machen. Sie sollte immer wieder den Menschen den Ausweg aus persönlicher Schuld und Sünde weisen, sie kann von der immerwährenden Gnade Gottes zeugen und die Vergebung aller Schuld nach vorheriger Buße durch Jesus Christus verkündigen. Das müsste die Losung einer neu ins Amt kommenden Ratsvorsitzenden sein. Damit ließen sich viele der Gegangenen zurückholen.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren