29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
07.11.09 / Deutscher Schicksalstag

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-09 vom 07. November 2009

Deutscher Schicksalstag

Am 9. November 1989 ist die Mauer gefallen. Was ist dagegen das politisch gewählte Datum des 3. Oktober? Die Größe eines Tages liegt ja nicht darin, dass bedeutende Männer ihre Unterschrift unter ein Schriftstück gesetzt haben, sondern darin, dass der friedlichen Revolution des Volkes der Durchbruch gelang. Der 9. November wäre darum gerade für eine Republik und Demokratie ein mehr als angemessenes Datum für einen Nationalfeiertag.

Nun wird dem entgegengehalten, dass der 9. November nicht nur in positiver Hinsicht ein deutscher Schicksalstag sei. Dabei wird auf den Hitler-Putsch 1923 und die „Reichskristallnacht“ 1938 verwiesen. Doch wo steht geschrieben, dass ein Nationalfeiertag nur fröhlich und nicht auch nachdenklich-besinnlich begangen werden dürfte? Letzteres wäre einem Volk der Dichter und Denker nicht unangemessen.

Auf der anderen Seite ist es ja ganz nett, dass die politisch Verantwortlichen dem angeblichen „Tätervolk“ auch einmal einen Tag uneingeschränkter Freude gönnen wollen. Doch ist der 3. Oktober hierfür das richtige Datum? Immerhin regelte der Zwei-plus-vier-Vertrag für Deutschland nicht nur die Rück-gewinnung der Souveränität und die Vereinigung seines westlichen mit dem mittleren Teil, sondern auch die sang- und klanglose Aufgabe seines Ostens.

Zudem ist der Nationalfeiertag der Franzosen, der den Bundesbürgern so gerne als Vorbild präsentiert wird, der 14. Juli, auch nicht frei von Belastungen. Schließlich wurden bei der Erstürmung der Bastille nicht nur Verbrecher und Geisteskranke befreit, sondern auch unschuldige Wachleute brutal ermordet. Und die am 14. Juli 1789 ausgelöste Revolution brachte neben „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ weit mehr Tote als der „Marsch auf die Feldherrnhalle“ und die „Reichskristallnacht“ zusammen.            M.R.

Foto: Über dem Zehn-Punkte-Programm: Bundeskanzler Kohl und Vizekanzler Genscher


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren