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07.11.09 / Verkappter Rassismus / Volker Seitz erklärt, warum die Entwicklungshilfe des Westens falsch ist

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-09 vom 07. November 2009

Verkappter Rassismus
Volker Seitz erklärt, warum die Entwicklungshilfe des Westens falsch ist

„Was ist das größte Kapital Mosambiks“, beginnt ein Witz, der auf den Straßen der Hauptstadt Maputo kursiert. „Es sind nicht der Boden oder die Rohstoffe oder die berühmten Langustenschwärme vor der Küste. Es ist die arme Bevölkerung, denn sie sorgt dafür, dass weiter Entwicklungshilfe ins Land fließt.“ Erkenntnisse wie diese hat Volker Seitz in seinem Buch „Afrika wird armregiert oder Wie man Afrika wirklich helfen kann“ zusammengetragen. Der Autor, der viele Jahre für das Auswärtige Amt in Afrika tätig war und seine Berufslaufbahn als Botschafter in Kamerun beendete, lehrt Befürworter und Profiteure der klassischen Entwicklungshilfe das Grauen. Seine Fakten stellen all ihr Streben und ihre Daseinsberechtigung in Frage. „Bei einer ehrlichen Bestandsaufnahme stellt man fest, dass das Gros der Hilfe unter der Sonne Afrikas verdurstet ist. Mangels guter Regierungsführung, das heißt Transparenz, Verantwortlichkeit, Effizienz, demokratischer Teilhabe an den Entscheidungen und vor allem Rechtsstaatlichkeit, haben die meisten Länder Afrikas auch nach 50 Jahren Unabhängigkeit den Kampf gegen Armut und Korruption und die Überwindung des Stillstandes nicht angepackt.“

Seitz findet es unfassbar, dass Entwicklungshilfe ohne Erfolgskontrollen vergeben wird, daher schlägt er einen internationalen Rechnungshof hierfür vor. Jeder Investor wolle wissen, was mit seinem Geld passiert, doch die meisten westlichen Entwick-lungshelfer würden freihändig Millionen an die korruptesten Regierungschefs vergeben, ohne zu kontrollieren, was mit ihrem Geld geschieht.

„Der Kolonialismus ist nicht Ursache des Elends“, behauptet der Autor und führt zahlreiche Argumente an, warum der von afrikanischen Regierungschefs gern aktivierte Schuldkomplex des Westens unangebracht sei. „Als Ghana 1957 unabhängig wurde, war die ehemalige Goldküste nicht nur schuldenfrei, sondern verfügte sogar über Auslandsguthaben. Das Bildungswesen galt als vorbildlich, das Land hatte eine gut erschlossene Infrastruktur, einen relativ unbestechlichen Staatsapparat sowie unabhängige Gerichte. Im Jahr 1957 war das Pro-Kopf-Einkommen so hoch wie in Spanien.“ Doch das war einmal. Korrupte Machteliten hätten all das zerstört, aber im Westen traue man sich nicht, diesen am Schick-sal ihres Volkes Uninteressierten Widerworte zu geben. Aus irgendeinem Grund teile man in Europa und den USA die Sicht, dass Afrika Opfer sei, so Seitz und behauptet, dass der Rassismus-Vorwurf schon irgendwie stimme, nur eben anders als die Beschuldiger es meinen. Wer afrikanischen Staaten weniger Fähigkeiten als den Asiaten und Lateinamerikanern unterstellt und sie daher besonders mit Hilfe überschüttet, sei verkappter Rassist, zieht Seitz die These des ARD-Korrespondenten Kurt Gerhardt heran.

An dieser Stelle regt sich der Autor vor allem über naiv-dümmliche rockende Millionäre und Schauspieler auf, die immer wieder behaupten, der Westen müsse das arme Afrika mit noch mehr Millionen retten.

Der Westen müsse erkennen, dass Afrika zwar seine eigenen Wertvorstellungen habe, doch Ehrlichkeit gegenüber ihrem Volk trotzdem möglich sei. So könne es nicht sein, dass beispielsweise in Kamerun der Bürger gegenüber Beamten immer im Unrecht sei, und zwar so lange, bis er genug bezahlt habe. Und dass es in vielen Ländern Afrikas mehr Waffen als Wasserhähne gebe, zeige doch, wie die Lage der Menschen dort sei, ohne dass die Regierungen jedoch – zum Teil trotz hoher Einnahmen aus Bodenschätzen und Öl – etwas dagegen unternähmen. Katastrophale Straßen samt hohen Zöllen sorgten dafür, dass der Güterverkehr quer über den Kontinent teuer und beschwerlich sei. Beispielsweise seien von 60000 Straßenkilometern in der Republik Kongo nur 2500 asphaltiert. Selbst Reisen per Flugzeug würden zum Abenteuer. Wer von Ost nach West wolle, solle lieber über Paris oder London fliegen, das gehe schneller, so Seitz.

Durch Unterdrückung von anderen schwarzen Ethnien und Frauen, ja sogar Sklaverei, hätten viele Menschen in Afrika keinerlei Rechte. Solange diese Missstände nicht bekämpft würden, sei eine solidarische Gesellschaft in allen Ländern Afrikas Utopie.             Bel

Volker Seitz: „Afrika wird armregiert oder Wie man Afrika wirklich helfen kann“, dtv premium, München 2009, kartoniert, 218 Seiten, 14,90 Euro


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