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14.11.09 / An der Schnittstelle zur Jugend / Elke Eisenschmidt: Mit 15 getauft, mit 28 als Jüngste in den EKD-Rat gewählt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-09 vom 14. November 2009

An der Schnittstelle zur Jugend
Elke Eisenschmidt: Mit 15 getauft, mit 28 als Jüngste in den EKD-Rat gewählt

In den schummrigen Gängen der Magdeburger Mathematik-Fakultät riecht es nach Linoleum. Hier deutet nichts auf Veränderung, Aufbruch oder Frische hin. Aber all das repräsentiert die junge Elke Eisenschmidt. Sie ist eines der 14 Mitglieder des neu gewählten Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Der Rat entspricht der Regierung der Evangelischen Kirche.

Beim Hinweis auf ihr hohes Amt lacht die dunkelhaarige Frau auf. „Es ist nicht so gewaltig, wie es klingt.“ Es? Eisenschmidt ist mit 28 Jahren das jüngste Mitglied des Rates. Sie ist neben dem Präses des Rates, Nikolaus Schneider, die einzige, die schon im zweiten Wahlgang die notwendige Zweidrittelmehrheit erhielt. Sie ist als Mathematikerin die einzige Naturwissenschaftlerin dort und die einzige Person, die aus Mitteldeutschland stammt. Auf all diese Einzigartigkeiten gibt die junge Frau mit der schwarzen Brille nichts. Sie denkt so klar und strukturiert, wie auch das einfach weiß gestrichene Büro wirkt. Auf dem Standard-Unitisch steht ein kleiner Laptop, hinter ihr hängt eine weiße Tafel mit Zahlenkolonnen. Eine Kollegin sitzt ihr am Schreibtisch gegenüber. Sie teilen sich das Telefon, das in regelmäßigem Abstand klingelt. Presseanfragen. Die kommen nicht von ungefähr. Schließlich hat Eisenschmidt bei der Synode, die Ende Oktober in Ulm stattfand, die Latte für sich hochgehängt. „Ich will die Kluft zwischen der Kirche und der Jugend überwinden.“ Wer könnte das besser als eine, die selbst noch eine junge Erwachsene ist? Und die ihren Glaubensweg erst als Jugendliche begann?

Elke Eisenschmidt hatte eine von der DDR geprägte Kindheit. „Meine Mutter ist eine wirkliche Atheistin, mein Vater war bei der evangelischen Kirche, aber mehr als Auffangbecken für Andersdenkende.“ „Glauben konnte ich zu Hause nicht leben.“ Zum Glauben fand sie über ihre Schule – das ökumenische Domgymnasium in Magdeburg. Im dortigen Religionsunterricht entdeckte sie für sich, „dass es ein höheres Wesen gibt“. Sie ging zu einer Pastorin und sagte: „Erzählen Sie mir mehr von diesem Gott.“ Und das tat diese Pastorin, Renate Höppner, die Frau des früheren sachsen-anhaltischen Ministerpräsidenten Reinhard Höppner. Mit 15 Jahren ließ sich Eisenschmidt taufen. Seither geht sie unbeirrt ihren Glaubensweg. Sie engagierte sich in der Jungen Gemeinde, war Stipendiatin des evangelischen Begabtenförderungswerkes Villigst und hat sich nun für den EKD-Rat aufstellen lassen. Aus Überzeugung und Verantwortung – als Christin und Naturwissenschaftlerin. „Viele sehen einen Widerspruch zwischen Kirche und Naturwissenschaft. Aber den gibt es nicht unbedingt“, sagt die frisch Promovierte.

Der Bezug zur Naturwissenschaft und zur Jugend haben ihr wohl auch den schnellen Wahlerfolg beschert. Von den anderen 13 deutlich älteren Ratsmitgliedern werde sie ernst genommen. Vielleicht auch, weil sie die einzige mit einer DDR-Prägung ist. „Natürlich, hier im Osten sind noch ganz anderer Probleme als im Westen. Die Jugend hier hat eine viel größere Sehnsucht nach Lebensinhalt. Das in der EKD zu erklären ist meine Aufgabe.“ Victoria v. Gottberg


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