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14.11.09 / »Wir erleben einen Epochenwandel« / Die Landesvertretung hat getagt – Preußisch-solide Finanzen und neue Initiativen für die PAZ

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-09 vom 14. November 2009

»Wir erleben einen Epochenwandel«
Die Landesvertretung hat getagt – Preußisch-solide Finanzen und neue Initiativen für die PAZ

Im Sinne des Vereinsrechts ist die Ostpreußische Landesvertretung „nur“ die Mitgliederversammlung, doch politisch handelt es sich eher um ein Exilparlament der über zwei Millionen vertriebenen und ausgesiedelten Ostpreußen. Auf ihrer Jahrestagung in Bad Pyrmont wurde deutlich, wie viel die Volksgruppe nach wie vor für ihre Heimat unternimmt.

„Wir erleben zur Zeit einen Epochenwandel. Die Nachkriegszeit ist zu Ende. Die Vertreibung wird von Jahr zu Jahr mehr Historie“, so beschrieb Wilhelm v. Gottberg in seinem Lagebericht die Gesamtsituation. Der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen spannte einen weiten Bogen von der allgemeinen politischen Lage über die Situation der Vertriebenen zur Lage im dreigeteilten Ostpreußen. Der vierte Teil seines Bericht, der mit einem Dank an die Mitarbeiter der LO schloss und den diese Zeitung demnächst in langen Auszügen  veröffentlichen wird, befasste sich mit der Situation des Verbandes.

Vorangegangen waren diesem Höhepunkt der OLV-Tagung die traditionelle Totenehrung, die der stellvertretende Sprecher Wolfgang Thüne vornahm, und ein Bericht von Kaplan Schmeier aus der Heimat. Der vergleichsweise junge Domherr hat seit nunmehr weit über zehn Jahren seinen Lebensmittelpunkt im Ermland und betreut dort die weiter schrumpfende deutsche Volksgruppe. Sein aktueller und lebendiger Bericht war in den Schlussfolgerungen gedämpft: Die Rest-Volksgruppe überaltere, schon in der Rentnergeneration überwiegen stark die gemischten Ehen. Nur wenn auch Deutsche wieder nach Ostpreußen zurückkehrten, hätte die Volksgruppe dort eine Zukunft.

Stefan Hein berichtete über die Arbeit des Bundes Junger Ostpreußen (BJO), der eben erst eine neue Ausgabe des Magazins „Fritz“ herausgebracht habe. Hein appellierte an die Gliederungen der LO, dem BJO junge Mitglieder und Interessenten zu benennen. Uta Lüttich, zugleich Landesvorsitzende von Baden-Württemberg und Vorsitzende des Frauenverbandes, berichtete über deren vielfältige Aktivitäten hier und in der Heimat.

Ein weiterer Tagesordnungspunkt am Sonnabend war die Preußische Allgemeine Zeitung. Die Erneuerung des Blattes geht weiter, im Internet haben Ende September Werbeaktivitäten begonnen, die bereits zu 290 zusätzlichen Probebestellungen geführt haben. Eine größere Werbekampagne im Jahre 2010 ist beschlossene Sache und auch angemessen finanziert. Die Zeitung tue schon jetzt alles, um ihre zu geringe Bekanntheit zu vergrößern. Erst am Vortag hatte der Vorstand der LO beschlossen, nach entsprechender Abklärung mit dem Finanzamt die Zeitung an Kiosken anzubieten. Im April 2010 soll das 60-jährige Bestehen der Zeitung in festlichem Rahmen in Berlin gefeiert werden. Das große Interesse und die Sympathien der Delegierten an der beziehungsweise für die Zeitung führte dazu, dass v. Gottberg am Nachmittag unter „Verschiedenes“ weiter ausführlich über die Zeitung diskutieren ließ.

Wahrhaft „preußisch korrekt“ stellen sich die Finanzen des Verbandes dar, wie sowohl im Rechenschaftsbericht über das Jahr 2008 als auch bei den Haushaltsberatungen für 2010 deutlich wurde: Mit dem glücklichen Verkauf ihres langjährigen Domizils in der Parkallee im Jahre 2008 konnte die LO ihre Rücklagen weiter stärken. Da der Verband zudem in etlichen Positionen bei den Ausgaben unter den Etatansätzen blieb, fiel die Rücklagenstärkung sogar noch etwas größer aus als erhofft. Kassenprüfer Siegbert Nadolny berichtete sichtlich beeindruckt, dass er bei der stichprobenartigen Prüfung der Belege nicht die geringste Ungenauigkeit, noch nicht einmal einen Flüchtigkeitsfehler oder dergleichen gefunden habe.

Das Bild kerngesunder Finanzen bestätigt der Haushaltsentwurf für 2010, den Bundesgeschäftsführer Sebastian Husen präsentierte. Er vertrat damit Schatzmeister Friedrich-Wilhelm Böld, den ein Bandscheibenvorfall „außer Gefecht“ gesetzt hatte.

Perspektiven für die weitere Arbeit des Verbandes eröffnete der Bericht des Bundesgeschäftsführers über die Planungen für das nächste Deutschlandtreffen der Ostpreußen Ende Mai 2011 in Erfurt. Fast einstimmig beschloss die OLV die hier im blauen Kasten widergegebene politische Entschließung. Die Initiative dazu geht zurück auf einen Resolution der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen (Vorsitzender Jürgen Zauner) vom 24. Oktober, noch vor dem unseligen Beschluss des EU-Rates. Der Entwurf wurde angesichts der eingetretenen Entwicklung zu einer Protestnote umformuliert. Der letzte Absatz zitiert wörtlich eine längere Stellungnahme von Bayerns Sozialministerin Christa Stewens (CSU) in dieser Sachen (die PAZ berichtete), die vom Sprecher verlesen und von der Versammlung mit Dank und Zustimmung begrüßt wurde.

Wie immer bot die Sitzung der  Landesvertretung reichlich Gelegenheit zum Austausch über Heimatliches, Politisches, aber auch Persönliches und Privates, nicht zuletzt in der gemütlichen „Höhle“ im Keller des Ostheims in Bad Pyrmont bei Bier, Wein und original ostpreußischem „Bärenfang“.

Ein ganz besonderes Zeitdokument war die Filmvorführung über das Deutschlandtreffen 1966 in Düsseldorf. Reiter auf gestriegelten Trakehnern begrüßten die vielen Zehntausend Teilnehmer. Die dort gehaltenen Reden, auch von SPD-Politikern, fielen aus heutiger Sicht im Ton sehr pathetisch aus, doch mit der Beteiligung französischer und belgischer Kriegsveteranen wurde schon damals die Völkerverständigung nicht etwa nur beschworen, sondern auch praktiziert. Konrad Badenheuer


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