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14.11.09 / Königsberger Musikleben / Das Museum Stadt Königsberg in Duisburg zeigt abwechslungsreiche Ausstellung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-09 vom 14. November 2009

Königsberger Musikleben
Das Museum Stadt Königsberg in Duisburg zeigt abwechslungsreiche Ausstellung

Eine umfang- und facettenreiche Dokumentarausstellung zum Thema Musik ist derzeit im Duisburger Museum Stadt Königsberg zu sehen.

Über 300 Jahre lang wurde fast täglich um 11 Uhr am Morgen vom Königsberger Schloss die Melodie „Ach bleib mit Deiner Gnade“ geblasen. Das Lied stammt zwar nicht von einem Königsberger Komponisten oder Liederdichter, wurde aber wegen seines tieferen Sinnes gewählt: Man wollte Gott bitten, alles Böse von der Stadt und ihren Bewohnern fern zu halten.

Allerdings hat das mehr als 500jährige Königsberger Musikleben auch viel Authentisches zu bieten, wie eine umfangreiche Dokumentarschau in Duisburg anschaulich belegt.

Das Museum Stadt Königsberg beherbergt bis zum 31. März 2010 eine Ausstellung, der monatelange Vorbereitungen vorausgegangen waren und die vom Kompetenzteam rund um Museumsleiter Lorenz Grimoni in mühevoller Arbeit geplant und realisiert wurde. Anhand von Texten, Gemälden, Notenblättern, Büchern, historischen Fotografien, Konzertprogrammen sowie Skulpturen und Musikinstrumenten wird die reiche Musiktradition der früheren ostpreußischen Hauptstadt veranschaulicht.

Bei einem Rundgang durch die chronologisch gegliederte Ausstellung erfahren die Besucher, dass man in Königsberg von richtiger Musik eigentlich erst mit der Regierungszeit des letzten Hochmeisters des Deutschen Ordens und ersten Herzogs von Preußen - dem Hohenzollern Albrecht von Ansbach bei Nürnberg − sprechen kann. 1525 führte Albrecht als erster deutscher Fürst die Reformation ein, aus der Ordensburg in Königsberg wurde ein Schloss. Und hierher zog Kultur ein − eben auch die Musik. Hans Kugelmann, Hofkapellmeister des Herzogs, der mit seinen drei Brüdern vom Frankenland nach Preußen gekommen war, formulierte es so: „Auch hier im Preußenland wohnen die Musen, dem frommen und milden Herrscher sind sie bis an die Ostsee gefolgt.“

Albrecht praktizierte selbst das Lautenspiel. Und er holte immer wieder neue und interessante Menschen nach Preußen. Die Liederdichter und Komponisten sollten die einheimischen Poeten und Kantoren unterstützen, aus den Untertanen gute Evangelische Christen zu machen. So wurde Königsberg zu einem Zentrum des Evangelischen Kirchenliedes.

Eine weitere Station der Ausstellung ist dem in Memel geborenen Simon Dach gewidmet, der weit über 1000 Lieder geschrieben hat – eines der bekanntesten dürfte „Ännchen von Tharau“ sein.

So wie Thüringen einen Bach hatte, kann sich Königsberg mit Georg Riedel rühmen. Aus seiner Feder stammen Vertonungen biblischer Texte, des ganzen Matthäus Evangeliums, die 150 Psalmen und die Offenbarung des Johannes.

Mit Beginn des 18. Jahrhunderts zieht die Musik auch in die Häuser der Bürgerschaft ein, natürlich zuerst in die Häuser derer, die es sich leisten konnten − die Adligen und die reichen Kaufleute. Liebhaber der Musik nannten sie sich, bald gab es auch erste Aufführungen von Singspielen und Opern. Beispielhaft sei auf die Musikpflege im Hause des Ehepaars Keyserlingk hingewiesen.

„In Königsberg schallt es bis um Mitternacht. Abends auf den Gassen wird zu allen Jahreszeiten gepfiffen und gesungen. Alle Konzerte sind stark besucht, Beethoven wurde bekannt oder Haydn. Liedertafeln, also Chöre blühen, der Orchesterverein bietet uns im Konzertsaal des Schauspielhauses die besten Ouvertüren und Sinfonien“ − so sprach 1827 Professor Karl Rosenkranz, der Nachfolger auf Kants Lehrstuhl.

Königsberg hatte sogar vor Leipzig das erste Theater für Singspiele und Opern. Nun gelangte Mozart zum Beispiel mit der „Zauberflöte“ oder mit „Figaros Hochzeit“ zur Aufführung. Mitte des 19. Jahrhunderts kam die Musik Richard Wagners nach Königsberg und wurde dort sehr gerne gehört, 53 Mal bis zur Jahrhundertwende wurde Lohengrin aufgeführt.

Unter den wichtigsten Königsberger Musikschaffenden findet auch E.T.A. Hoffmann seinen Platz, dessen Verdienste sich nicht allein auf die erste deutsche romantische Oper „Undine“ beschränken. In der Duisburger Ausstellung werden ferner berühmte Persönlichkeiten berück-sichtigt, darunter J. G. Herder und J. F. Reichardt, O. Nicolai und H. Goetz, der Violinenspieler und Dirigent Max Brode sowie die Schlagerkomponisten W. R. Heymann und L. Olias.

Mit Exponaten und Dokumenten wird der Königsberger Orgel- und Klavierbau belegt sowie Aspekte der Musik an der Universität und beim Militär beleuchtet. Aus den Jahren 1900 bis 1945 stammen einige Ausstellungs-stücke, die viele Königsberger Musikfreunde in ihrem Flüchtlingsgepäck retten konnten. Dieter Göllner

Foto: Kulturhistorisch sehr interessant: Musik kann viel über die Geschichte ihrer Zeit aussagen.


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