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14.11.09 / Suche nach sich selbst / Endzwanziger verabschiedet sich vom Partyleben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-09 vom 14. November 2009

Suche nach sich selbst
Endzwanziger verabschiedet sich vom Partyleben

In Italien ist Fabio Bonetti alias Fabio Volo bekannt wie ein bunter Hund. Das 37-jährige Multitalent aus Brescia schreibt, schauspielert und moderiert diverse Radio- und Fernsehsendungen. Im deutschen Literaturbetrieb ist Volo dagegen ein Unbekannter. Das könnte sich bald mit dem Erscheinen seines Bestsellers „Einfach losfahren“ auf dem hiesigen Buchmarkt ändern. Es ist die Geschichte zweier Freunde, Michele und Federico, die sich schon seit Kindertagen kennen. Während Federico erfolgreich im Immobiliengeschäft ist, arbeitet Michele als freier Journalist. Die beiden teilen alles vom Wohnungsschlüssel über lange Partynächte bis hin zu den Frauen. Doch eines Tages stellt Federico seinen bisherigen Lebensstil in Frage. Er will sich nicht länger der „Illusion des Straßenbahnführers“ hingeben, der nur eines könne: bremsen und beschleunigen. Die Richtung gäben dagegen die Gleise vor. „Gymnasium, Uni, Arbeit, Heirat, Kinder, Endstation! Am Ende bestimmen wir nur, wie viel Zeit wir dafür brauchen.“

Seinen Wunsch, aus dieser festgefahrenen Situation auszubrechen, hält Michele zunächst für den Ausdruck einer vorübergehenden Endzwanziger-Krise. Doch am nächsten Tag ist Federico verschwunden. Später erfährt Michele, dass sein Freund die Welt umreist hat und nun auf den Kapverden mit seiner Freundin Sophie lebt. Als Federico überraschend zu Besuch auftaucht, erkennt Michele ihn nicht wieder.

Federico hatte auf der Insel Sophie kennengelernt, der er als Maurer, Elektriker und Installateur half, eine Ferienanlage zu bauen. Sein Leben wendete sich um 180 Grad. Er tauschte Kopfarbeit gegen Handarbeit, ausgelassenes Stadtleben gegen bescheidenes Landleben ein. Zum ersten Mal erkennt er fernab der Alltagsroutine einen tieferen Sinn im Leben: „Denn es war die Stille, die intime Beziehung zur Natur und ihre Betrachtung, die mir die Begegnung mit jenem Teil von mir geschenkt hat, mit dem ich mich verlobt hatte. Es war ihr Klang, ihre Stimme, ... die mich ins Reich der Bedeutungen getragen hat. Und die mich lehrte, dass ich auf der tiefen Stille schwimmen und mich frei dahintragen lassen konnte, ... von einer geheimnisvollen Kraft gehalten, die ich in allen Dingen zu erkennen begann.“

„Einfach losfahren“ ist ein gefühlvoller Roman über Freundschaft, die große Liebe und über die Suche nach sich selbst. Volo erzählt vom Glück des einfachen Lebens. Humorvoll verbindet der Autor die großen Fragen der Menschheit mit den Anekdoten seiner Helden. Es würde nicht verwundern, wenn manch einer in Zukunft am Regal für Lebenshilfe vorbeigeht und in der Belletristikabteilung nach Volos Büchern greift. Sophia E. Gerber

Fabio Volo: „Einfach losfahren“, Diogenes, Zürich 2009, geb., 285 Seiten, 19,90 Euro


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