© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-09 vom 14. November 2009
Es menschenrechtelt wieder
Was Menschenrecht ist und was nicht,
beurteilt und bescheinigt
Europas Menschenrechtsgericht –
nur ist’s damit
bereinigt?
Ob Menschen recht ist, was dabei
für richtig man erklärte,
ist nämlich oft recht einerlei
den Dienern höh’rer Werte!
Da hat für jederlei Geschlecht
man beispielsweis’ entschieden:
Der Fötus hat kein Menschenrecht
und gebe endlich Frieden.
Beim Kopftuch lief’s nicht ganz so glatt,
doch hat man’s dann gedrechselt
und gab dem Klagbegehr nicht statt –
denn Leyla hat’s verwechselt:
An Türken-Unis das Verbot
ist keine Volksverhetzung,
drum zählt’s auch nicht, wenn dort es droht,
als Menschenrechtsverletzung!
Vom Kreuz hingegen hört man jetzt,
dass es im Klassenzimmer
sehr wohl ein Menschenrecht verletzt,
und das ist sicher schlimmer.
Das Urteil war, wie jeder sieht,
recht simpel zu begründen –
nur bloß nicht schon vorm
Plebiszit
in Irland zu verkünden!
Das Kreuz ist halt ein alter Zopf –
wohl besser gleich
um Längen
wär’s, einen hohlen Kürbiskopf
im Schulraum aufzuhängen.
Wer weiter denkt, der kann bereits
die nächsten Klagen ahnen,
denn Kreuze gibt’s auch anderweits,
so etwa auf den Fahnen!
Der Richterspruch wird radikal:
Dann heißt’s in vielen Ländern
und in Gemeinden sonder Zahl
die Wappen abzuändern.
Und bei der Rede, welch Malör,
verbietet man Vokabeln,
denn Kreuzung, Kreuzstich, Kreuzverhör
sind nimmer akzeptabel.
Ja, Kreuzworträtsel macht man gar
zu Menschenrechtsproblemen –
doch kreuzweis, nein, das lass fürwahr
ich mir von keinem nehmen!
Pannonicus
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