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21.11.09 / »Ihr Dozent ist jetzt online« / Moderne Formen der Weiterbildung und phantasievolle Namen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-09 vom 21. November 2008

»Ihr Dozent ist jetzt online«
Moderne Formen der Weiterbildung und phantasievolle Namen

Innovative Technologien und kreative Lernmethoden“, so preist das Institut für Berufliche Bildung Hamburg (IBB) sein Weiterbildungsangebot an, „unterstützen die modulare Fortbildung mit Computer-Based-Training-Anteilen ebenso wie individuelle, frei kombinierbare Lernmodule und individuelle Lernzeiten.“ Doch was so exklusiv und ganz speziell auf einen Teilnehmer zugeschnitten zu sein scheint, bedeutet keineswegs, dass dieser allein von einem Dozenten unterrichtet wird. Denn die meisten dieser Kurse gibt es nur in den Weiten des Internets und der Dozent ist nicht körperlich vor Ort, sondern begegnet den Teilnehmern nur online. Durchschnittlich einmal die Woche kommt er per Chat „vorbei“ und bespricht mit seinen Schülern aus verschiedenen Fachrichtungen eine Stunde lang die Inhalte in dem eigens dafür konzipierten virtuellen Klassenraum. Trotz allem muss der Teilnehmer jeden Tag pünktlich bei dem Bildungsträger erscheinen, auch wenn er nur in einem Raum mit anderen Onlinekursteilnehmern sitzt, den das IBB übrigens „Campus“ nennt. Der Kursteilnehmer soll sich auf diese Weise gewissenhaft sieben Stunden mit dem Stoff des jeweiligen Kurses beschäftigen. Die Rolle des im Raum präsenten, zumeist fachfremden und freiberuflichen Tutors beschränkt sich laut Aussage von Hamburger IBB-Absolventen auf eine reine Kontrollfunktion der Anwesenheitspflicht und Organisationsaufgaben. Denn fehlt der Teilnehmer zu häufig, wird sein Bildungsgutschein (siehe Kasten) aberkannt und er muss die Seminarkosten von zirka 700 bis 1200 Euro selbst tragen. Ansonsten ist es der Steuerzahler, der für diesen offiziell zugelassenen Kurs aufkommt, der im Übrigen mit der lückenlosen Anwesenheit und nicht mit einer erfolgreichen Prüfung als bestanden gilt.

Zu den beim Arbeitsamt im Angebot befindlichen Kursen, die der Integration in den Arbeitsmarkt oder Wiedereingliederung dienen, zählen neben EDV-Kursen und Schwerpunktkursen wie Buchführung, Personalwesen und Controlling Seminare mit so phantasievollen Namen wie FRECH oder CHIC. „FRECH“ („Frauen ergreifen Chancen“) wird für Aussiedlerinnen und Migrantinnen zwischen 25 und 40 Jahren angeboten und ist ein Projekt zur Eingliederung in den Arbeitsmarkt durch Verbesserung der Sprachkenntnisse und weitere berufliche Förderung. Die Maßnahme „Chic“ verfolgt ein ähnliches Projekt bei den Jugendlichen. Auch hier möchte man vor allem den Teilnehmern bessere Chancen durch Weiterbildung geben.

Richtiges Anleiten der Arbeitslosen, persönliche Begleitung im Bewerbungsprozess und vor allem Schulungen mit straffen, gut strukturierten Konzepten könnten Auswege aus der Arbeitslosigkeit bieten und nicht nur die Arbeitslosenzahlen schönen. Doch: „Das ist im Grunde nur ein Weg von der Straße“, spottet eine Absolventin, die sich mit ihrem PC und ihren Aufgaben, die sie als unsinnig empfand, alleingelassen fühlte. „Wir sind für die nur so lange interessant, bis sie unseren Bildungsgutschein haben.“         Rita Möller / Bel


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