19.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
21.11.09 / China hält Rohstoffe zurück / Wirtschaft ist exportstark, aber dennoch einseitig ausgerichtet – westliche Hochtechnologie als Chance

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-09 vom 21. November 2008

China hält Rohstoffe zurück
Wirtschaft ist exportstark, aber dennoch einseitig ausgerichtet – westliche Hochtechnologie als Chance

Seit Jahren sichert sich Peking die Rohstoffe dieser Welt. Bei den Seltenen Erden ist China fast Monopolist und begrenzt nun den Export dieser wichtigen Rohstoffe. Die deutsche Industrie ist besorgt.

Äußerst skeptisch blickt Berlin auf die afrikanischen Aktivitäten Chinas. Peking, das schon im eigenen Land die Menschenrechte wenig achtet, legt in Afrika noch weniger wert auf diese. Und während Deutsche und alle anderen Europäer ihre Hilfsgelder an afrikanische Staatschefs zumindest mit der Einhaltung von Menschenrechten verknüpfen, kümmern sich die Chinesen absolut nicht darum, was ihre Geschäftspartner und Kreditnehmer mit ihrem Volk anstellen. Deswegen sind die kapitalistischen Kommunisten in Afrika besonders gern gesehen, und so bauen sie ihre Machtbasis auf dem schwarzen Kontinent Stück für Stück weiter aus. Ob Rohstoffe oder Ackerland, das Reich der Mitte interessiert sich für fast alles.

Doch auch wenn sich der Westen über Chinas Vordringen in Afrika ärgert, so klammert er diese Verstimmung bei gemeinsamen Verhandlungen weitgehend aus. Inzwischen allerdings sichert sich Peking nicht nur Ackerland, Öl, Erz, Kupfer und ähnliches außerhalb seiner Grenzen, es behält auch immer mehr der im eigenen Land geförderten Rohstoffe für sich. Derzeit wehren sich nur die USA lautstark dagegen, dass die asiatische Weltfabrik den Export von Zink, Magnesium, Seltenen Erden und seltenen Metallen limitiert. Sie erheben nun selbst Zölle auf einige chinesische Waren und haben die Welthandelsorganisation (WTO) um Unterstützung gebeten. Die WTO soll die Chinesen davon abhalten, mit ihrem Verhalten die Welthandelspreise in die Höhe zu treiben. Dabei geht es den Chinesen keineswegs darum, durch eine künstliche Verknappung auf dem Weltmarkt höhere Preise für ihre Rohstoffe zu erzielen. Vor allem die Seltenen Erden und seltenen Metalle werden aus absolut wirtschaftspolitischen Gründen im Land behalten. Tantal, Neodym, Ferrit, Indium, Niob, Gallium, Kobalt, Germanium heißen einige dieser begehrten Stoffe. Sie alle gelten als Schlüsselmaterialien für die Industrie des 21. Jahrhunderts. So wird Indium für die Dünnschicht-Photovoltaik, Germanium für Glasfaserkabel und Infrarotoptik, Kobalt für Lithium-Ionen-Akkus und Neodym für Hybridmotoren und Windkraftanlagen benötigt. All jenes sind Materialien, die vor allem die deutsche Industrie dringend benötigt, denn es sind diese zukunftsweisenden, innovativen Endprodukte, denen Deutschland seine Stellung als größte Exportnation eben neben China verdankt. Doch das wissen auch die Chinesen, die im Rahmen der Weltwirtschaftskrise feststellen mussten, dass Textilien, Kinderspielzeug und einfache Technikartikel weniger nachgefragt wurden. Ein Drittel der Aufträge aus dem Westen ging den chinesischen Billigfabriken Ende 2008 verloren. Zwar wurde versucht, neue Märkte im eigenen Land, im übrigen Asien, im Nahen Osten und Afrika zu erschließen, doch häufig fehlen die kaufkräftigen Kunden. Auch sind gerade diese Länder Chinas Konkurrenten auf dem Feld der Billigproduktion. Inzwischen muss das Reich der Mitte erleben, wie Unternehmen ihre Produktion nach Bangladesch oder Vietnam verlagern, weil die Herstellung dort billiger ist. Auch die Tatsachen, dass das gigantische staatliche Konjunkturpaket das Land in eine riesige Baustelle verwandelt hat und so Teile der entlassenen Fabrikarbeiter als Bauarbeiter weiterbeschäftigt und auch die weltweite Nachfrage wieder angestiegen ist, täuschen nicht darüber hinweg, dass die Weltfabrik ein Strukturproblem hat. Zwar hält Peking den Yuan künstlich billig, um so die Weltmarktpreise seiner Schuhe, Hemden und Computer konkurrenzfähig zu halten, doch auf die Dauer geht auch das ins Geld und somit an die Substanz.

Da die anderen Schwellenländer näher an China heranrücken, rückt China näher an die Industrienationen heran und das bedeutet, dass auch die Asiaten mehr auf Hochtechnologie setzen. Bereits jetzt produzieren sie beispielsweise verstärkt Solaranlagen und Windräder. Als Folge  wächst der Eigenbedarf an Seltenen Erden und seltenen Metallen. Und da China 95 Prozent der weltweit geförderten Seltenen Erden und auch den Großteil der seltenen Metalle abbaut, hat es nahezu eine Monopolstellung. Diese erlaubt es ihm, Konkurrenten vom Markt zu drängen: nur wer in China produziere, der könne vor Ort die Rohstoffe zu günstigen Konditionen beziehen.

Der Bundesverband der Deuteschen Industrie (BDI) mahnt an, dass China mit seiner Limitierung „den internationalen Handel“ gefährde. Und da das Fraunhofer-Institut erst vor kurzem nachgewiesen hat, wie wichtig für die deutsche Industrie jene von China dominierten Rohstoffe sind, deren Bedarf sich bis 2030 eher noch vervielfache, drängt der BDI die Bundesregierung zu einer „Rohstoff-Außenpolitik“. Doch die scheint das Problem noch nicht erkannt zu haben und schweigt zumindest nach außen hin.

Allerdings haben auch deutsche Unternehmen die Entwicklung verschlafen. So soll der Chemieriese Bayer alle Beteiligungen, die mit dem Abbau von Rohstoffen in Brasilien und Südafrika zu tun hatten, verkauft haben. Das hat zur Folge, dass der Konzern jetzt zu Weltmarktpreisen teuer einkaufen muss, anstelle selbst geförderter Rohstoffe zu verarbeiten.

Einige Unternehmen überlegen jedoch bereits, welche anderen technischen Methoden sie anwenden können, um die Verarbeitung der teuren Rohstoffe zu umgehen. Siemens wiederum recycelt das Indium aus alten Röntgengeräten. Auch für das Berliner Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung ist Wiederverwertung eine wichtige Strategie zur Rohstoffgewinnung, auch wenn die teuren Personalkosten in Deutschland derzeit nur die Zweitverwertung von sehr teuren Rohstoffen zulassen.     Rebecca Bellano

Foto: Rohstoffe: Ob Kohle, Öl oder Seltene Erden, das wachsende China braucht alles in gigantischen Mengen.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren