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21.11.09 / Genial, aber teuer

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-09 vom 21. November 2008

Genial, aber teuer

Das Schütteln des Hubkolben-Verbrennungsmotors störte Felix Wankel (1902–1988) so sehr, dass die Entwicklung eines vibrationsarmen Motors für ihn zur Lebensaufgabe wurde. In der Rotationskolbenmaschine sah der Badenser die geeignete Antriebsform. Er richtete im Haus seiner Mutter eine Versuchswerkstatt ein und ging bald mit ersten Forschungsergebnissen an die Öffentlichkeit. Ab 1936 förderte das Reichsluftfahrtministerium Wankels Forschungen mit Millionenbeträgen.

Nach dem Krieg wurden Wankels Werkstätten von den Siegermächten demontiert und er selbst mit einem Arbeitsverbot belegt. So konnte er seine Forschungen erst 1951 wieder aufnehmen. Im selben Jahr begann seine Zusammenarbeit mit dem Fahrzeughersteller NSU. Es dauerte noch weitere sechs Jahre, bis er den ersten voll funktionsfähigen Drehkolbenmotor praktisch erproben konnte. In dieser Zeit nahmen die NSU-Ingenieure immer mehr Einfluss auf die geheime Motorenentwicklung und modifizierten Wankels ursprünglichen Drehkolben- zu einem Kreiskolbenmotor, wodurch sie dessen Leistung beschränkten.

Auch in dieser Form wies der Wankelmotor gegenüber dem Ottomotor klare Vorteile auf. Anstelle der Hubkolben werden dreieckige Kreiskolben verwendet, die in einer Kammer auf einem Zapfen der Exzenterwelle rotieren und sich dabei um die eigene Achse drehen. Dadurch wird gleich eine Kreisbewegung erzeugt, so dass nicht erst eine Horizontalbewegung in eine Kreisbewegung umgewandelt werde muss. Da der Wankelmotor nur wenige bewegliche Teile hat, ist er sehr kompakt und verschleißarm. Er hat geringere Reibungsverluste und arbeitet zudem weicher und weitgehend vibrationsfrei. Dem stehen jedoch höhere Produktionskosten und ein höherer Kraftstoffverbrauch entgegen.

Am 24. November 1959 ging NSU mit dem produktionsreifen Motor an die Öffentlichkeit. Zu diesem Zeitpunkt war dessen Schöpfer längst ausgebootet. Allerdings machten ihn die Lizenzgebühren in den folgenden Jahrzehnten auch so zum Millionär. Zu den Lizenznehmern gehörten neben dem Vorreiter NSU Daimler-Benz, General Motors, Toyota und Mazda. 1963 brachte NSU mit dem Spider den ersten in Serie gefertigten Wankel-Personenkraftwagen auf den Markt. Großes Aufsehen erregte 1967 der in jeder Hinsicht avantgardistische NSU Ro 80, der allerdings sehr störanfällig war und daher nur in verhältnismäßig geringer Stückzahl verkauft wurde.

Seit der Übernahme von NSU durch Audi/VW und dem Ende der Wankel-Erprobung bei den anderen Herstellern Anfang der 1980er Jahre wird der Wankelmotor nur noch von Mazda im Automobilbau verwendet. Der von ihm erfundene Motor treibt heute außer den Mazda RX 8 noch Flugzeuge, Boote und Maschinen an. Jan Heitmann


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