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21.11.09 / Weltmeister 1955

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-09 vom 21. November 2008

Weltmeister 1955

Mit 200 Siegen war Hermann-Paul Müller (1909–1975) einer der erfolgreichsten Rennfahrer seiner Zeit. Der am 21. November 1909 in Bielefeld Geborene entwickelte frühzeitig ein Interesse für Fahrzeuge und Verkehrsmittel. Nach der Mittleren Reife machte er 1928/29 ein Volontariat beim Bielefelder Automobilbauproduzenten Dürkopp und 1929 eine Pilotenausbildung im westfälischen Münster. Mit einem rennmäßig hergerichteten Sportmotorrad nahm er 1929 erstmals an einem Rennen teil und gewann gleich. Weitere Erfolge folgten und Müller machte sein Hobby zum Beruf. Ab 1931 arbeitete er als Versuchs- und Rennfahrer für die Victoria-Werke in Nürnberg. Bereits 1932 errang er mit einer Beifahrermaschine seinen ersten Deutschen Meistertitel. 1935 wechselte er als Versuchsfahrer und Techniker zum damals größten Motorradhersteller, DKW. Hier war es seine besondere Aufgabe, die Ebenbürtigkeit des Zwei- mit dem Viertaktmotor in Rennen unter Beweis zu stellen. 1936 gewann er die Deutsche Meisterschaft in der Halbliterklasse.

Dann zog sich jedoch DKW aus der Halbliterklasse zurück und Müller wechselte als Nachwuchsfahrer zur Rennwagen-Abteilung der Auto Union, zu der DKW ab 1932 gehörte. 1937 begann Müllers Karriere als Automobil-Rennfahrer und bereits im ersten Jahr belegte er den dritten Platz bei einem Rennen im italienischen Pescara. 1939 war das beste und letzte Jahr des Autorennfahrers Müller. Im letzten Friedensjahr gewann er den Grand Prix von Frankreich und wurde Zweiter beim Großen Preis von Deutschland. Er war auch schon auf dem Weg zum Europameistertitel, aber dann wurde nicht nur seine Karriere jäh vom Ausbruch des Zweiten Weltkrieges unterbrochen.

Während des Krieges war Müller in einer Flugzeugfabrik in Lodsch („Litzmannstadt“) tätig und danach wurde er von der sowjetischen Besatzungsmacht zur Zwangsarbeit in Chemnitz verpflichtet. Nach seiner Entlassung konnte er 1946 in seiner Heimat Westdeutschland wieder an seine Motorsportkarriere anknüpfen. Mit einer Vorkriegs-DKW gewann er 1947 und 1948 die Deutschen Meisterschaften in der Viertelliterklasse. Seinen Unterhalt bestritt er in dieser Zeit als technischer Leiter im Zweigwerk Emmen des niederländischen Moped- und Mofaherstellers Pluvier.

Erst als DKW die Fahrzeugproduktion 1949 wieder aufgenommen hatte und rasch eine Rennabteilung aufbaute, konnte Müller als dessen Angehöriger wieder seine Leidenschaft zum Beruf machen. 1950 und 1951 wurde er auf einer DKW Deutscher Meister in der Achtelliterklasse. 1954 wechselte er zum damals größten deutschen Motorradproduzenten NSU. Auf einer NSU erlebte Müller denn auch den Höhe- wie auch Schluss­punkt seiner Motorradrennfahrerkarriere. Nachdem er 1954 noch ein siebtes Mal Deutscher Meister geworden war, diesmal in der 350-Kubikzentimeterklasse, gewann er 1955 die Weltmeisterschaft in der Viertelliterklasse.                Manuel Ruoff Foto: Hermann-Paul Müller


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