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21.11.09 / Wo Räuber Hotzenplotz Momo trifft / Eine Ausstellung in Augsburg erinnert an die Helden des Kinderzimmers aus Literatur und Puppentheater

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-09 vom 21. November 2008

Wo Räuber Hotzenplotz Momo trifft
Eine Ausstellung in Augsburg erinnert an die Helden des Kinderzimmers aus Literatur und Puppentheater

Figuren wie Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer, das Urmel, der kleine dicke Ritter Sir Oblong-Fitz-Oblong und Kater Mikesch – sie alle haben die Herzen der Kinder im Sturm erobert. Von der Augsburger Puppenkiste wurden sie auf die Bühne gebracht. Tourneen machten die Bühne auch im Ausland bekannt. Jetzt gibt es eine Ausstellung über die Helden des Kinderzimmers.

Vor einer Woche kehrten die Puppenspieler von einer dreiwöchigen Tournee aus Japan zurück. Das war tatsächlich eine große Reise für Urmel und seine Freunde von der Augsburger Puppenkiste. Fünf Marinonettenspieler um Theaterleiter Klaus Marschall waren in Augsburgs Partnerstädten Amagasaki und Nagahma unterwegs und spielten das neue Stück „Urmels große Reise“ bis zu dreimal täglich vor einem begeisterten Publikum. Dieses Theaterstück für Kinder und Erwachsene ab fünf Jahren wurde vom Ensemble der Augsburger Puppenkiste frei nach Motiven aus Max Kruses Kinderbüchern konzipiert und von Klaus Marschall in Szene gesetzt

Die hölzernen Figuren strahlen viel Charme aus, obwohl sie an dünnen Fäden an einem Holzkreuz hängen und erst durch die kundigen Hände der Puppenspieler zum Leben erweckt werden. Das neue Theaterstück ist in offener Spielweise inszeniert, man kann also Puppe und Spieler sehen und beobachten, wie dieses Wunder geschieht.

Während eine Tournee der gesamten Bühne nach dem Augsburger Vorbild, wie sie in den Jahre 1998 bis 2003 vielerorts durchgeführt wurde, nur mit enormen, zeitlichen und finanziellen Aufwand möglich und an bestimmte Raumgrößen gebunden war, ist die Aufführung der Puppenkiste in offener Spielweise an den unterschiedlichsten Orten möglich. Weitere Auftritte sind in Konstanz, Berlin sowie in Russland und Korea geplant.

„Wie die Welt von morgen aussehen wird, hängt in großem Maß von der Einbildungskraft jener ab, die gerade jetzt lesen lernen“, hat die schwedische Kinderbuchautorin Astrid Lindgren einmal gesagt. Die Augsburger Puppenkiste hat bereits seit Jahrzehnten viel dazu beigetragen, die Einbildungskraft der Kinder auf spielerische Art zu schulen. Seit 1948 werden in dem Haus in der Spitalgasse Märchen aufgeführt, aber auch ernste Schauspiele gezeigt. Mit zahlreichen Fernsehproduktionen er-langte die Puppenkiste seit 1953 bundesweite Bekanntheit.

In einer Sonderausstellung, die unter der Schirmherrschaft der Stiftung Lesen und in Kooperation mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels steht, zeigen die namhaftesten Puppentheater ihre Bühnenfassungen berühmter Kinderbuchklassiker. 150 Leihgaben sind szenisch mit Requisiten in Dioramen und Vitrinen dekoriert. Momo, Pippi Langstrumpf, Karlsson vom Dach, Krabat, die Unendliche Geschichte, Pettersson und Findus, die kleine Raupe Nimmersatt, das Traumfresserchen und Freunde von Helme Heine sind zu bestaunen.

Auch aus dem Repertoire der Augsburger Puppenkiste werden viele Marionetten präsentiert, die literarischen Vorlagen entstammen. Gezeigt werden das Sams von Paul Maar, Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer von Michael Ende, Schlupp vom grünen Stern von Ellis Kaut, das Urmel aus dem Eis von Max Kruse sowie das kleine Gespenst, die kleine Hexe und der Räuber Hotzenplotz von dem Sudetendeutschen Otfried Preußler. Eine echte Rarität sind auch die Filmrequisiten der Fernsehserie „Pumuckl“ nach dem Kinderbuch von Ellis Kaut. Die Original-Schiffschaukel und das kleine Bettchen des frechen Kobolds werden in einer „Meister-Eder-Werkstatt-Szene“ nachgestellt.

Die Archive berühmter Kinder- und Jugendbuchschriftsteller wie Cornelia Funke, Otfried Preußler, Michael Ende und Max Kruse haben sich für diese Ausstellung geöffnet und zeigen teilweise unveröffentlichtes Material, unter anderem Manuskripte mit handschriftlichen Korrekturen, Skizzen, Notizen und Zeichnungen. Selbst die königliche Staatsbibliothek in Stock-holm hat Briefe und Typoskripte von Astrid Lindgren zu Verfügung gestellt. Spektakulär ist auch die handschriftliche Originalfassung der „Unendlichen Geschichte“ von Michael Ende. Originalillustrationen etwa von Janosch oder von Roswitha Quadflieg runden diese Familienausstellung ab. Ein Konzept, das angenommen wurde, kamen doch knapp einen Monat nach der Eröffnung bereits 10000 begeisterte Besucher in die Ausstellung. Und es sind nicht nur die Kleinen, die angetan sind. So mancher Erwachsene fühlt sich zurückversetzt in die phantastische Traumwelt seiner Kindheit.         Silke Osman

Die Ausstellung „Helden der Kinderzimmer“ im Augsburger Puppentheatermuseum „Die Kiste“, Spitalgasse 15, ist täglich außer montags von 10 bis 19 Uhr geöffnet.

Foto: Populäre Figuren des Puppentheaters: Von Jim Knopf bis Momo


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