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28.11.09 / Russki-Deutsch (44): Trudarmija

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-09 vom 28. November 2009

Russki-Deutsch (44):
Trudarmija
von Wolf Oschlies

Trudarmija ist ein Akronym aus „trudovaja armija“, was wörtlich Arbeitsarmee bedeutete. So hießen halboffiziell die paramilitärischen Zwangsarbeitsformationen für 400000 Sowjetbürger deutscher Nationalität. Nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion waren mit dem Dekret vom 28. August 1941 über 800000 Deutsche in den asiatischen Teil der UdSSR deportiert worden, von denen über die Hälfte zur Trudarmija „mobilisiert“ wurden. Das Dekret erschien über zwei Monate nach Ausbruch des Krieges, als die deutsche Wehrmacht auf einem scheinbar unaufhaltsamen Siegeszug in Richtung Mos-kau war. Stalin war der Ansicht, dass die deutsche Armee die Bildung einer „fünften Kolonne“ betrieb und verstand die kollektive Bestrafung der Deutschen als „Präventivmaßnahme“. Ab September 1941 wurden deutsche Angehörige der Roten Armee in Bautrupps versetzt, Anfang 1942 zu Gruppen „arbeitsmobilisierter Deutscher“ zusammengefasst. Das markierte den Beginn der Trudarmija, deren Angehörige wie Gulaghäftlinge verpflegt wurden, wie Strafarbeiter im Bergbau, bei der Eisenbahn etc. schuften mussten und wie Soldaten strengster Disziplin unterlagen. Ab Oktober 1942 wurden auch Frauen von 16 bis 45 Jahren zur Trudarmija eingezogen. 

Die Lebensbedingungen in der Trudarmija waren katastrophal, die Sterberaten extrem hoch – es handelte sich um einen „geplanten Genozid“, wie postsowjetische Historiker urteilten. Erst 1946/47 lockerten sich die Bedingungen etwas, die „Arbeitskolonnen und -zonen“ bei Großbetrieben, also die Formationen der Trudarmija, wurden normale Teile der Werksbelegschaft. Die in ihnen festgehaltenen Deutschen durften ihre Familien zu sich holen, unterstanden aber nach wie vor „Sonderkommandanturen“. Die Zusammenführung der getrennten Familien dauerte bis Ende der 1950er Jahre, da die Betriebe den qualifizierten und darum gesuchten Deutschen keinen Wohnraum zur Verfügung stellen konnten oder durften. In ihre alten Siedlungsgebiete im europäischen Teil der Sowjetunion durften Deutsche nicht zurückkehren – auf Entschädigung für enteigneten Besitz mussten sie schriftlich „verzichten“. In asiatischen Regionen lebten sie in „Sondersiedlungen“ des KGB. 


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