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28.11.09 / Eine unerklärliche Sehnsucht trieb ihn an / Zum 125. Geburtstag des Expressionisten Karl Schmidt-Rottluff – Sonderschau in Chemnitz

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-09 vom 28. November 2009

Eine unerklärliche Sehnsucht trieb ihn an
Zum 125. Geburtstag des Expressionisten Karl Schmidt-Rottluff – Sonderschau in Chemnitz

Das Kernstück der 1909 als König-Albert-Museum gegründeten Kunstsammlungen Chemnitz bilden die Werke des vor 125 Jahren im heutigen Chemnitzer Ortsteil Rottluff geborenen Karl Schmidt. Gegenwärtig umfasst die seit 1919 angelegte Sammlung 52 Gemälde, zwei Skulpturen, über 250 grafische Blätter sowie kunsthandwerkliche Gegenstände, darunter auch Leihgaben aus Privatbesitz. Das Spektrum der Gemäldesammlung repräsentiert alle Schaffensperioden des Künstlers, beginnend bei frühen skizzenhaften Arbeiten aus seiner Jugend über die exemplarischen Gemälde der „Brücke“-Zeit bis hin zum reifen Spätwerk. In einem „Blick in die Sammlung“ werden sie derzeit gesondert präsentiert.

Karl Schmidt-Rottluff gilt als ein Klassiker der Moderne, als einer der Hauptvertreter des Expressionismus in Deutschland. Geboren wurde er am 1. Dezember 1884 als Sohn eines Müllers in dem sächsischen Dorf Rottluff. Ursprünglich wollte er, der sich schon während seiner Schulzeit in Chemnitz durch besondere Begabung im Zeichnen hervortat, Architekt werden. So besuchte er die Technische Hochschule in Dresden. Dort rief er gemeinsam mit Erich Heckel, Fritz Bleyl und Ernst Ludwig Kirchner 1905 die Künstlergemeinschaft „Brücke“ ins Leben.

Die gemeinsame Begeisterung für die Malerei hatte die vier Studenten zusam-mengeführt und schon bald stießen gleichgesinnte Maler zu ihnen, darunter Max Pechstein und Otto Mueller. 1906 kam Emil Nolde dazu, der allerdings die Gruppe bald wieder verließ.

Nach dem Umzug der „Brücke“-Maler 1911 nach Berlin blieb die Gemeinschaft nur noch zwei Jahre bestehen. Bereits 1913 zerstritten sich die Freunde, und jeder begann seinen eigenen Weg zur Kunst zu suchen.

Im Kreise der „Brücke“-Künstler war Schmidt-Rottluff der Sprödeste, Wortkargste und Konsequenteste. Schon während der gemeinsamen Zeit der „Brücke“ verfolgte er seine Ansichten von Kunst mit der ihm eigenen Ausschließlichkeit. „Das von Anfang an konsequente Beharren auf der eigenen Bildvorstellung und der eigenen Position ließ Schmidt-Rottluff auch später Werke von großer Unabhängigkeit und künstlerischer Selbständigkeit hervorbringen“, betont Magdalena Moeller, Direktorin des Berliner „Brücke“-Museums. „Als einzigem der ehemaligen ,Brücke‘-Künstler gelang es ihm, die Stilmöglichkeiten des Expressionismus vollständig auszuschöpfen beziehungsweise im Spätwerk sogar noch einmal zu steigern.“

Schmidt-Rottluff gehörte zu den vielen Malern, welche die Künstlerkolonie Nidden auf der Kurischen Nehrung besuchten. 1909 hatte Max Pechstein dieses Paradies für sich entdeckt, und er mag auch Schmidt-Rottluff darauf aufmerksam gemacht haben.

Von Juni bis August 1913 blieb er in Ostpreußen. Beeindruckt von der unvergleichlichen Landschaft, malte Schmidt-Rottluff dort auch zum ersten Mal Akte in der freien Natur. Lebensfreude und Sinnlichkeit darzustellen gelang ihm ebenso wie die Synthese von Ausdruck und Form. Eine „unerklärliche Sehnsucht, das zu fassen, was ich sehe und fühle, und dafür den reinsten Ausdruck zu finden“, sei es, was ihn antriebe, hat Schmidt-Rottluff, der am 10. August 1976 in einem Berliner Krankenhaus starb, einmal bekannt.       os

Die Kunstsammlungen Chemnitz, Theaterplatz 1, sind dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet, Eintritt 6 / 3 Euro.


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