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05.12.09 / Alle wollen es weniger warm / Vor dem Weltklimagipfel: Die USA, China und Russland geben sich kooperativ

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-08 vom 05. Dezember 2009

Alle wollen es weniger warm
Vor dem Weltklimagipfel: Die USA, China und Russland geben sich kooperativ

Wird der zweiwöchige Weltklimagipfel ein Abschluss-Abkommen bringen? Wenn ja, werden sich Staaten wie Russland, China und die USA daran halten? Und die wichtigste Frage, die in der Berichterstattung allerdings meistens ausgeklammert wird: Wird der Milliarden-Aufwand tatsächlich das Weltklima beeinflussen?

Der mächtigste Mann der Welt und gleichzeitig größte internationale Medienstar, US-Präsident Barack Obama, steht im Ruf, alles zu tun, was die Medien von ihm erwarten. Im Wahlkampf hat er sich mit dem Klimaschutz-Guru und Ex-Vizepräsidenten Al Gore für eine Kehrtwende in der US-Energiepolitik stark gemacht. Doch vor der Kopenhagener Konferenz gab er recht widersprüchliche Signale von sich: Mitte November, auf dem Asean-Gipfel in Singapur, begrub er nach Einschätzung der meisten Beobachter die Aussichten auf ein Klimaabkommen mit ehrgeizigen Zielen. Kurz danach, als die Mainstream-Medien ihre Enttäuschung hierrüber artikulierten, schob er eigene nationale Klimaziele nach und kündigte an, Kopenhagen zur Eröffnung des Gipfels an diesem Sonnabend mit seinem Besuch zu beehren. Die USA wollen nun bis 2020 rund 17 Prozent weniger Treibhausgase ausstoßen, gemessen am Ausstoß von 2005.

Das ist ein Schritt in Richtung verbindliche Klimaziele, aber wesentlich weniger ehrgeizig (und teuer) als die Kyoto-Ziele, denen sich nach wie vor die EU verpflichtet sieht. Da liegt der Ausstoß von 1990 als Maßstab an, die Kohlendioxid-Emissionen sollen daran gemessen bis 2020 um 20 bis 30 Prozent sinken – also wesentlich schärfere (und teurere) Eingriffe in Industrie und Energiewirtschaft. Ohnehin sehen Kritiker der Klima-Erwärmungs-Ideologie den eigentlichen Nutzen des Kopenhagener Gipfels darin, dass die anderen Regionen der Erde sich zumindest im Ansatz ähnlich teure Lasten aufbürden wie Europa bisher schon.

China, das sich an sich wenig um seine internationale Reputation schert, ist neuerdings ebenfalls ins Lager der Klimaschützer umgeschwenkt. Das Reich der Mitte will demnach „freiwillig“ bis 2020 um 40 bis 45 Prozent weniger CO2 ausstoßen, gemessen aber wiederum am Ausstoß von 2005, ähnlich wie die USA. Für diesen Ansatz wurde China auch prompt von der EU beim China-EU-Gipfel in Nanjing grundsätzlich gelobt. Doch das reicht nicht, erklärte EU-Ratspräsident und Schwedens Premierminister Fredrik Reinfeldt. China müsse bei der Bekämpfung des Klimawandels eine „Führungsrolle in der Welt übernehmen“. Ohnehin dürfte schwer zu kontrollieren sein, ob und wie China sich wirklich an die eigenen Ankündigungen hält. Unklar ist zudem, warum China eine solche Ankündigung macht, hat die Pekinger Führung doch bisher ausschließlich das gemacht, was dem Land machtpolitisch oder wirtschaftlich nutzt, ohne Rücksicht auf die Umwelt. Die neue Linie widerspricht völlig der bisherigen chinesischen Industriepolitik.

Russland hat sich mit seinem „obersten PR-Beauftragten“, Präsident Medwedjew, neuerdings ebenfalls verbal hinter die Klimaziele gestellt. Medwedew fordert sogar strengeres Vorgehen. Das ist nur auf den ersten Blick überraschend für einen der größten Exporteure von CO2-sensiblen Energie-Rohstoffen wie Erdgas, Öl und Kohle. Allerdings muss man bedenken, dass die russische Industrieproduktion in den Jahren nach 1990 massiv eingebrochen ist, ebenso der eigene Energieverbrauch. Die exportierte Energie geht nicht in die nationale CO2-Bilanz ein. So gesehen kann für Russland ein weltweites Klimaziel gar nicht streng genug sein, nach dem Motto: Gut, wenn die anderen ihre Industrieproduktion drosseln müssen.           Anton Heinrich

Foto: Greenpeace-Aktivisten in Peking: Das bommende Riesenreich China soll mehr für den Klimaschutz tun.

 

Zeitzeugen

Yvo de Boer – „Kopenhagen kann und muss der Wendepunkt im internationalen Kampf gegen den Klimawandel sein“, so die Hoffnung des Generalsekretärs des Sekretariats der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen in Bonn. Der oberste Klimaschützer der UN fordert schon seit 1994, dass die Politik sich dem Klimaschutz verschreibt und verbindliche Zusagen gibt.

 

Norbert Röttgen – Der neue deutsche Umweltminister (CDU) hat in Kopenhagen seinen ersten großen, internationalen Auftritt. „Politische Deklarationen reichen nicht aus, es müssen Entscheidungen getroffen werden“, fordert der 44-Jährige. Der dreifache Vater gilt als einer der engsten Vertrauten der Kanzlerin und trägt ihre hochgesteckten Klimaschutzziele zu 100 Prozent mit.

 

Connie Hedegaard – Bisher hat die 49-jährige Dänin internationalen Gästen vor allem die von einer möglichen Erderwärmung bedrohten Eisberge Grönlands gezeigt, doch dieser Tage empfängt die erste Klimaministerin ihres Landes 60 Staats- und Regierungschefs in Kopenhagen. Und auch nach der Konferenz wird sie weiter für den Klimaschutz kämpfen:  Die dänische Regierung hat die Journalistin gerade für das neue Klimaschutz-Ressort in der EU-Kommission nominiert.

 

Al Gore – Sein internationaler Einsatz für den Klimaschutz brachte dem ehemaligen US-Präsidentschaftkandidaten 2007 sogar den Friedensnobelpreis ein.  Für seinen Dokumentarfilm „Eine unbequeme Wahrheit“ über die globale Erderwärmung hatte er im selben Jahr bereits den Oscar erhalten. Um die CO2-Bilanz nach Flügen mit seinem Privatjet wieder auszugleichen, lässt er in den Tropen Bäume pflanzen.

 

Fred Singer – „Die Natur bestimmt das Klima“, so lautet das Motto einer von Singer gegründeten Initiative namens NIPCC, die sich als Gegenbewegung zum Weltklimarat (IPCC) versteht. Der 1924 in Wien geborene US-amerikanische Wissenschaftler für Atmosphärenphysik glaubt nicht, dass der Mensch mit mehr CO2-Emissionen das Weltklima verändern kann. Abgesehen davon hält er eine wärmere Welt für einen Gewinn.


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