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05.12.09 / Die Eiche endlich fällen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-08 vom 05. Dezember 2009

Die Eiche endlich fällen
von Konrad Badenheuer

Ob eine überwundene Ideologie oder Religion lebt oder tot ist, zeigt sich nicht zuletzt am Umgang mit ihren Symbolen. Unbezweifelbar tot ist ein solches gedankliches System wohl erst dann, wenn seine Symbole nicht mehr verstanden werden oder ganz vergessen sind. Solange das nicht der Fall ist, zeigt der Umgang mit den Symbolen einer entmachteten Ideologie, ob sie in den Köpfen und Herzen noch lebt (und damit das Zeug zum „Comeback“ hat) oder eben nicht mehr.

Das wusste schon der englische Missionar Winfried alias Bonifatius, als er anno 723 die seit Jahrhunderten verehrte Donar-Eiche im nordhessischen Geismar fällen ließ. Die noch nicht so ganz zum Christentum bekehrten Chatten (Hessen) standen daneben und warteten ab. Erst als ihr bisheriger Hauptgott Donar auf die Aktion weder mit einem gezielten Blitz gegen Winfried noch wenigstens mit fernem Donnergrollen reagierte, wandten sie sich ganz vom Heidentum ab.

Den Symbolen der Ideologien des 19. und 20. Jahrhunderts hat niemand je übernatürliche Kräfte zugeschrieben. Und doch wussten die Sieger von 1945 sehr genau, warum sie NS-Symbole genauso konsequent bekämpften wie Winfried „heilige“ Bäume.

Das war gerade auch mit Blick auf die Würde der Millionen Opfer sinnvoll und richtig, doch bleibt befremdlich, dass nur die Symbole der braunen Variante des Sozialismus so konsequent geächtet sind, nicht aber auch die des eher noch blutigeren roten Originals.

Ungarn hat 1994 Hammer und Sichel sowie den Roten Stern als „Symbole der Tyrranei“ verboten. Doch als deswegen jemand eine Geldstrafe bekommen sollte und statt zu zahlen vor der Europäischen Menschenrechtsgerichtshof in Straßburg zog, entschied dieser gegen das ungarische Gesetz: Bloß den Roten Stern zu zeigen, bedeute noch lange nicht, totalitäre Propaganda zu machen; das Gesetz sei diskriminierend und schränke die freie Meinungsäußerung über Gebühr ein. Da die Straßburger Richter das Verbot des Hakenkreuzes nie beanstandet haben, drängt sich allerdings der Eindruck auf, dass nicht dieses Gesetz, sondern eher die Straßburger Rechtsprechung diskriminierend sein könnte, zumal unter dem Roten Stern mehr Menschen zu Tode kamen als unter im Zeichen des Hakenkreuzes.

Umso mehr Respekt, ja Hochachtung, verdient das Gesetz, das das polnische Parlament vor wenigen Tagen verabschiedet und das Polens Präsident Lech Ka-czynski nun unterschrieben hat: Herstellung, Verbreitung und Besitz totalitärer Symbole – ausdrücklich auch kommunistischer – stehen dort nun unter Strafe. Ob demnächst auch der Europäische Gerichtshof in Luxemburg ein ähnlich verqueres Urteil fällen wird wie vor ein paar Jahren die Straßburger Richter? Die weithin fehlende Medienberichterstattung in Deutschland ist jedenfalls ein Hinweis, dass einflussreichen Meinungsmachern das polnische „Eichenfäll-Gesetz“ überhaupt nicht in den Kram passt.

Foto: Im Zeichen von Hammer und Sichel wurden noch mehr Menschen umgebracht als selbst unter dem Hakenkreuz. Dennoch darf dieses Symbol bisher unbeschränkt gezeigt und sogar politisch genutzt werden. Die Republik Polen hat mit dieser Schizophrenie jetzt Schluss gemacht.


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