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12.12.09 / Im Sinne Georg Dehios / Neue Internetseite gibt Einblicke in moderne Denkmalpflege

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-09 vom 12. Dezember 2009

Im Sinne Georg Dehios
Neue Internetseite gibt Einblicke in moderne Denkmalpflege

Mir scheint also, meine Herren, dass es ganz unmöglich ist, dass das Heidelberger Schloss ohne eine Bedachung in den besagten Gebäuden erhalten werden kann.“ Was der Darmstädter Oberbaurat Karl Hofmann auf dem 5. Tag für Denkmalpflege in Bamberg 1905 so überzeugt vortrug, sollte sich historisch zwar als Irrtum erweisen, stellte seinerzeit aber eine durchaus gewichtige Stimme in dem berühmt gewordenen Heidelberger Schloss-Streit dar. Wenn sich dort das „Konservieren, nicht restaurieren“ des Straßburger Kunsthistorikers Georg Dehio nach Jahren durchaus heftiger Auseinandersetzung schließlich durchsetzen konnte und die Ruine des Ottheinrichbaus unbedacht erhalten blieb, so geschah das durchaus auch in dem Bewusstsein, dass zukünftige Generationen über diese Fragen erneut nachzudenken hätten. „Unsere heutige Generation“, so Dehio, „hat doch wahrhaftig gar nicht die Pflicht, die Heidelberger Schlossfrage ein für allemal zu erledigen.“ Georg Dehio wurde am  22. November 1850 in Reval geboren; er starb am 19. März 1932 in Tübingen.

Dehio gilt als prägend für die Wahrnehmung der Kunst und als höchst einflussreich auf die Konzeptionen der modernen Denkmalpflege. 1883 begann er seine Lehrtätigkeit an der Albertina in Königsberg sowie an der dortigen Kunstakademie. Im Jahr 1892 wurde er dann an das Kunstgeschichtliche Institut nach Straßburg berufen, an dem er bis 1919 als Professor tätig war.

Um ein erneutes Nachdenken über wichtige Fragen der Denkmalpflege im Sinne Georg Dehios anzuregen, stellt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) nun eine neue Plattform zur Verfügung. Die neue Internet-Seite bietet vielfältige Informationen zur Geschichte und Aktualität der Denkmalpflege an. Dabei verstehen sich Denkmaldebatten vor allem als Angebot an die interessierte, breite wie fachliche Öffentlichkeit.

Kommentare und Bilder zu Vordenkern der Denkmalpflege, zu den großen Kontroversen der Denkmalpflege und zu beispielhaftem bürgerschaftlichen Engagement moderieren jeweils die authentischen Stimmen aus den zitierten Denkmaldebatten und erlauben dem Nutzer Einblicke in wichtige Meinungsbildungsprozesse der modernen Denkmalpflege.

Ergänzt werden die Themenseiten durch die Bereitstellung ausführlicher Quellentexte wie auch durch biografische und bibliografische Angaben. Einblicke in die Diskussionen des 19. Jahrhunderts werden ebenso angeboten wie in aktuelle Diskurse. Dass es über den Erhalt von Denkmalen in einer Gesellschaft unterschiedliche Meinungen gibt, hat die jüngere Vergangenheit verschiedentlich unter Beweis gestellt. So hat etwa die Debatte um Erhalt oder Abriss des Palasts der Republik die Gesellschaft weit über die an Denkmalpflege und Stadtentwicklung interessierten Kreise hinaus gespalten. Was für Berlin der Palast ist, ist in Bonn die Beethovenhalle oder das Metropoltheater, für Chemnitz der Kulturpalast, für Hannover der Landtag von Dieter Oesterlen, sind für Karlsruhe seit Neuestem auch Wohnbauten der Siedlung Dammerstock.

Öffentlich diskutiert und gestritten wird aber nicht nur über Erhalt oder Verlust, sondern auch um den sachgerechten Umgang mit der historischen Überlieferung, über Methoden der Restaurierung oder die Zulässigkeit von Rekonstruktionen.

Die DSD dokumentiert auf ihrer neuen Seite wichtige historische und aktuelle Debatten und deren Bedeutung für das heutige Selbstverständnis der Denkmalpflege. Die Notwendigkeit der kontinuierlichen Verständigung über die jeweils aktuellen Denkmalwerte und den Inhalt des der Denkmalpflege zugrundeliegenden öffentlichen Interesses wird offenkundig. Der Blick auf die historischen wie die aktuellen Themen aber auch die Notwendigkeit einer Moderation der unterschiedlichen Interessen wird deutlich.      DSD/PAZ

www.denkmaldebatten.denkmalschutz.de


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