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12.12.09 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-09 vom 12. Dezember 2009

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,

liebe Familienfreunde,

es scheint doch eine gute Idee gewesen zu sein, den Gaul von hinten aufzuzäumen, wie wir es im Fall der Familienchronik „Potrafke“ taten. Nun war es allerdings keine lahme Kragg, auch kein müdes Kunterchen, schon eher ein flotter Trakehner, denn er preschte so schnell ins Ziel, dass wir ihm kaum folgen konnten. Im Klartext: Die in der Chronik genannten Mitglieder der Sippe Potrafke gehörten wie vermutet einer ostpreußischen Familie an, die 1889 nach Amerika auswanderte. Nach dieser wurde geforscht, wobei wir versuchten, über hier lebende Verwandte voran zu kommen, und nun geschah das Verblüffende: Es meldete sich eine Bochumerin, die den gesamten Stammbaum dieser Familie besitzt, den sie von einer direkten Nachfahrin aus Texas erhalten hat. Es fügte sich alles so nahtlos zusammen, dass ich es kaum fassen konnte. Kurze Rückblende: Unsere treue Leserin Gertrud Bischof, der schon so manche Zusammenführung ge­glückt ist, hatte „über sieben Ecken“ den Auszug aus einer Bibel mit der Chronik der Familie Potrafke erhalten. Es sollte nachgeforscht werden, ob jemand etwas über diese amerikanische Familie und ihre Herkunft wusste. Ein Suchwunsch mit lauter Fragezeichen, wie Frau Bischof schrieb, den wir in Folge 42 veröffentlichten. Und nun ihre freudige Meldung: „Wir können alle Fragezeichen löschen und dafür lauter Ausrufungszeichen setzen!“ Unser Landsmann Gerd Lau aus Tornesch hatte nämlich den Suchwunsch gelesen und sich an die Tochter von Bekannten aus seinem Heimatort Pr. Rosengart erinnert, die einen Mann dieses Namens geheiratet hatte. Herr Lau ließ der in Bochum wohnenden Frau den Artikel über ihre Eltern zukommen. Wenige Tage später erhielt er eine E-Mail von Frau Sabine Potrafke, dass sie genau die gesuchte Sippe als vollständigen Stammbaum in ihren Unterlagen für die eigene Familienforschung besäße. Sie hätte diesen von Frau Alfreda Potrafke-Miller aus Texas erhalten und korrespondiere mit ihr seit Jahren, weil auch die Amerikanerin sich bemühe, ihre deutschen Wurzeln zu finden. Alle Unterlagen hatte sie schon Frau Bischof zukommen lassen. Die Freude sei groß gewesen – was ich ja auch bestätigen kann. Dass sich die gesamte Familiengeschichte eines Auswandererpaares, über das wir nur wenige Angaben hatten, hier in Deutschland befand, hätten wir nie für möglich gehalten. Wirklich ein großer Fund in der Familienforschung – so Frau Bischof. Dem kann man nur zustimmen, allerdings würde ich doch noch ein paar neue Fragezeichen setzen, diesmal für Sabine Potrafke. Denn die Familie ihres Mannes steht in keinem Zusammenhang mit den ausgewandeten Potrafkes. Seine Vorfahren stammen aus Dietrichsdorf – aber aus welchem? Es gibt mehrere Orte dieses Namens in Ost- und Westpreußen, wahrscheinlich dürfte es sich um das bei Neidenburg gelegene Dietrichsdorf handeln. Da Frau Sabine aus einer westpreußischen Familie stammt, könnte es auch das Diet­richdorf aus dem Landkreis Stuhm sein. Bisher ist sie in ihrer eigenen Familienforschung nicht weiter gekommen – na, vielleicht können wir ihr diesmal helfen. (Sabine Potrafke, Am Sonnenberg 77a in 44879 Bochum.) Auch für Mrs. Potrafke-Miller aus Texas, direkte Nachfahrin des in der Chronik genannten Auswandererpaares, geht das Wurzelsuchen über uns weiter, denn einige Spuren führen nach Königsberg. Doch da müssen wir noch nachfassen und lassen es damit für heute bewenden. Ein ganz besonders herzlicher Dank geht aber an unsern Landsmann aus Tornesch, der unsern Gaul auf die Zielgerade gebracht hat!

Ein großes Dankeschön können wir auch an viele Leserinnen und Leser weitergeben. Es kommt von der Kreisgruppe Siegen der LS West-Ostpreußen, deren Wunsch nach Kulturgut aus der Heimat, vor allem nach Lesestoff, wir veröffentlicht hatten. „Seit 30 Jahren bin ich in der landsmannschaftlichen Arbeit tätig, aber solch ein großes Echo hätten wir nicht erwartet“, bekundet Kulturwart Frank Schneidewind und spendet uns Lob: „Die Ostpreußische Familie ist ein großartige Familie!“ Die Bücher, Heimatbriefsammlungen, Fotos und anderes Spendengut lassen die Lese- und Begegnungsstube in Siegen nach der Einsortierung aus allen Nähten platzen, so dass sich die Kreisgruppe bereits nach anderen Räumen umsieht. Ihr Vorsitzender, Herr Anton Olbrich, hat sich bei allen Spendern bedankt und bittet uns, seinen Dank noch einmal in unserer Kolumne auszusprechen. Falls jemand sich mit ihm in Verbindung setzen will, hier seine Anschrift: Seitenweg 4 in 57250 Netphen, Telefon (02738) 8847.

Thema Heimatstuben: Ich hatte es vor einiger Zeit aufgegriffen, weil sich immer wieder Leserinnen und Leser meldeten, die aus Altersgründen ihre bibliophilen Schätze, Ansichtskarten, Fotos und andere Erinnerungen an die Heimat weitergeben wollen. In den Heimatstuben wären sie gut aufgehoben und deshalb wäre es zweckmäßig, alle ostpreußischen Heimatstuben aufzulisten. Leider kam eine vollständige Liste bisher nicht zustande, so dass ich also weiter auf einzelne Wünsche eingehen muss. Dazu gehört der einer älteren Leserin aus Hildesheim, die auch verschiedene Dinge – Bilder, Bücher, Noten – weitergeben möchte, damit sie nicht im Container landen. Sie muss allerdings die in Frage kommenden Sachen noch einmal sichten, aber es handelt sich, wie sie schon angedeutet hat, um Erinnerungen an Königsberg, die von einer Großtante, die Diakonissin war, stammen, andere betreffen vor allem Tilsit. Wer Interesse an diesen Erinnerungsstücken hat, sende mir eine kurze Mitteilung – Stichwort: Hildesheim –, ich reiche sie dann an die Leserin weiter, damit sie sich mit den Interessenten in Verbindung setzen kann.

Sämtliche Jahrgänge des Ostpreußenblattes seit 1950, dazu noch gebunden – das ist schon ein Schatz, und er kann gehoben werden. Die Stadtgemeinschaft Allenstein gibt aus ihren Beständen diese gebundenen Folianten kostenfrei ab. Einzige Bedingung: Die Sammelbände müssen abgeholt werden. Interessierte wenden sich bitte an den Vorsitzenden der Stadtgemeinschaft Herrn Gottfried Hufenbach, Danziger Straße 12 in 53340 Meckenheim, Telefon 02225/700418, E-Mail: Gottfried.Hufenbach@t-online.de

Alte Fotoalben haben immer ihren Reiz, und für uns Vertriebene besitzen sie dazu noch einen ganz besonderen Wert, denn sie sind Dokumente aus vergangenen Tagen in der Heimat, aus Kindheit, Jugend, Familie, aus dem Lebenskreis, in dem wir uns geborgen fühlten. Sie rufen in Erinnerung, was vergessen schien, aber doch nicht vergessen wurde. Deshalb ist es gut, wenn solche Alben auch nach dem Tod ihrer Besitzer weitergegeben werden, denn sie betreffen ja nicht nur die Lebensstationen der Verstorbenen, sondern auch die anderer Menschen. Deshalb hat sich auch unser Leser Hartmut Schikowsky an uns gewandt, als er den Nachlass seiner Tante Margarete Bubel gesichtet hatte, denn er fand neben Urkunden und anderen Dokumenten auch ein kleines Album, das sie 67 Jahre lang bewahrt hatte: Es war der Landwirtstochter aus Pronitten, Kreis Labiau zu ihrem 25. Geburtstag am 9. März 1937 geschenkt worden. Ein kleines, in Leder gebundenes Album mit dem Abbild der Berliner Siegessäule auf dem Einband, das dank der guten Qualität noch sehr gut erhalten ist. Mit einer Widmung ihrer Freundin Hilde Feder, die es mit einigen Aufnahmen aus dem Lebenskreis von Margarete bestückt hatte. Familienbilder und Fotos aus dem Freundeskreis, von Ausflügen zum Frischen Haff und nach Masuren. Die ältesten Aufnahmen stammen aus den frühen 30er Jahren, und sie sind, wie auch spätere Aufnahmen aus den ersten Kriegsjahren, für unseren Leserkreis wohl die interessantesten. Sie zeigen Margarete Bubel als Lehrschwester im Städtischen Krankenhaus in Königsberg, wo sie nach der Prüfung als Vollschwester auf der Tuberkulose-Abteilung tätig war. Aus dieser Zeit gibt es Aufnahmen mit Schwestern und Ärzten aus dem Krankenhaus. Nach wechselnden Tätigkeiten – Privatklinik Pulverstraße in Königsberg, Gemeindepflege Pronitten, Kreiskrankenhaus Schloßberg – wurde Margarete Bubel 1940 von der Wehrmacht verpflichtet und kam als OP-Schwester an das Hindenburghaus in Königsberg. Aus diesen Kriegsjahren gibt es mehrere Fotos, sogar von einem „Betriebsausflug“ des Personals nach Heidekrug. Margarete Bubel hat das Album immer weiter bestückt mit Aufnahmen aus ihrem späteren Lebens- und Wirkungskreis in Thüringen und in der Lüneburger Heide. Dort verstarb sie 92-jährig in Soltau. Leider sind wohl einige Aufnahmen aus dem Album entfernt worden, aber die verbliebenen könnten doch für Leserinnen und Leser interessant sein, die einen Bezug zu den genannten Krankenhäusern hatten oder die sie für eine Dokumentation benötigen. Vom Hindenburg-Lazarett dürfte es jedenfalls kaum Aufnahmen geben. Ich danke Herrn Hartmut Schikowsky für die Überlassung des Albums.

Wieder wird ein Buchtitel gesucht und damit verbunden ist der Wunsch, es noch einmal lesen oder sogar besitzen zu können. Für mich ist das immer eine zweischneidige Sache, denn ich müsste eigentlich jedes Buch, das sich mit Vertriebenenschicksalen befasst, gelesen haben oder wenigstens den Inhalt kennen – so glauben jedenfalls viele Landsleute. Und wenn das nicht so ist, wird der Zeigefinger gehoben: Das müssten Sie doch wissen! So könnte es auch in diesem Fall sein, aber mir ist der Inhalt des gesuchten Buches, wie ihn Herr Heinz Kowald aus Bad Homburg schildert, leider nicht geläufig, und so nehme ich den Zeigefinger in Kauf und bitte unsere Leserinnen und Leser um Mithilfe. Im Mittelpunkt steht die Familie eines Schuhmachers, die kurz vor dem Russeneinfall zusammen mit anderen Bewohnern aus ihrem ostpreußischen Dorf flüchten kann. Da der Vater an der Front ist, führt der wegen einer Behinderung frei gestellte Geselle den Treckwagen mit der Mutter, ihren zwei Kindern und den Großeltern über das Frische Haff. Die Großmutter kommt bei einem Luftangriff ums Leben, aber die anderen erreichen den Westen, wo die Familie unter erheblichen Widerständen Fuß fassen kann. Es wird ein Schuhgeschäft gegründet, später eine Schuhfabrik, der Geselle hilft tüchtig mit. Der als vermisst geltende Vater kommt erst spät aus der Gefangenschaft zurück, er fühlt sich am neuen Wohnort nicht zu Hause. So erinnert sich Herr Kowald an den Inhalt des Romans, den er vor etwa 15 Jahren gelesen hat. Kleiner Hinweis an die Redaktion genügt!

Herr Jens Huster sieht die einzige Möglichkeit, etwas über seine Herkunft zu erfahren, in unserem Familienkreis, aber leider muss ich passen, denn er sucht nicht direkt nach Familienangehörigen, sondern den Ort, in dem sein masurischer Großvater geboren wurde. Dieser nannte ihn „Thymussen“ – so schreibt jedenfalls Herr Huster den Namen, und dass er ihn bisher nicht gefunden hat, ist kein Wunder, denn selbst mein immer zuverlässiges „Geographisches Ortsregister Ostpreußen“ hat ihn nicht verzeichnet. Vielleicht hat der Enkel den Namen nicht richtig verstanden, vermutlich sprach der Großvater ihn auch mit masurischer Klangfärbung aus, jedenfalls ist der nur phonetisch überlieferte Ortsname nicht verzeichnet. Ich kann ihn auch nicht mit ähnlich klingenden Namen in Verbindung bringen wie Thymau, oder Thymesdorf, und so muss ich unsere masurischen Landsleute um Hilfe bitten, also zu überlegen, welcher Ort gemeint sein könnte. Herr Huster will nämlich mit seinem Sohn in die Heimat seiner Vorväter fahren, „um ihn mit meinen Ursprüngen bekannt zu machen“. Hoffentlich können wir ihm dabei helfen. Jedenfalls werde ich ihn zuerst über die Suche informieren und vielleicht in einem Gespräch herausfinden, ob es noch andere Hinweise gibt.

Eure Ruth Geede

Foto: Hindenburghaus: Mitarbeiter des Königsberger Krankenhauses im Herbst des Kriegsjahres 1941


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