25.04.2024

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12.12.09 / Blick zurück / Erinnerung an Kindertage

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-09 vom 12. Dezember 2009

Blick zurück
Erinnerung an Kindertage

Die schönsten Jahre unseres Lebens, an die wir uns erinnern können, sind häufig jene sorglosen Tage aus unserer Kinderzeit. Als unsere Eltern die Welt für uns immer wieder gerade rücken konnten, eine Süßigkeit uns das schlechte Wetter vergessen ließ. So berichtet auch Winfried Brandstäter in „Mein Paradies lag in Masuren“ von seiner Kindheit in Ostpreußen als der schönsten Zeit seines Lebens.

„Natürlich besaßen wir auch nicht den Luxus eines Badezimmers. Gebadet wurde in einer Zinkwanne in unserer Küche, und die Toilette war im Stallgebäude untergebracht, umgeben von unseren wärmenden Tieren. Der Weg dorthin konnte im Winter, wenn unsere Hof meterhoch verschneit war, recht mühsam werden; doch was bedeuteten diese kleine Mühen gegenüber unserer grenzenlosen Freiheit?“

Winfried Brandstäter zeichnet dem Leser zunächst das Idyll seiner Kindheit, um deutlich zu machen, wie abrupt der Zweite Weltkrieg ihn und seine Familie aus ihrem bisherigen Leben, aus all ihren Gewohnheiten und Vertrautheiten riss.

Viele Male haben wir von der Vertreibung der Ostpreußen gelesen und gehört, viele Male entsetzt den Kopf darüber geschüttelt, wie russische Soldaten die deutschen Frauen behandelten. Und trotzdem nutzt sich dieses aus tiefstem Herzen empfundene Mitgefühl nicht ab. Jedes Mal wieder fühlen wir mit dem Erzähler mit, durchleben mit ihm in Gedanken die klirrende Kälte des Winters, den bohrenden Hunger und den Schrecken über den Umgang mit den deutschen Flüchtlingen. So auch bei Winfried Brandstäters Zeitzeugenbericht über die Vertreibung aus Ostpreußen.

Doch als wären der Verlust der Heimat und der Tod der Schwester nicht schon tragisch genug, so berichtet der Autor auch über die erste Zeit, als er und seine Mutter die Heimat verlassen hatten und in West-Deutschland angekommen waren. Sie waren ohne Geld, ohne Essen und ohne jemanden, den sie kannten. Wie furchtbar es gewesen sein muss, unter solchen Voraussetzungen im zum Teil zerstörten Nachkriegsdeutschland neu anfangen zu müssen, können nur jene ganz nachvollziehen, die es am eigenen Leib erleben mussten.

„Nach zwei Hungertagen zogen wir, wie andere Verzweifelte auch, aus dem Lager in die Dörfer der Umgebung um etwas Essbares von den Dorfbewohnern zu erbetteln. Das Leben als Bettler bedeutete eine neue schreckliche Stufe in unserem Leben.“

Doch spricht Winfried Brandstäter in „Mein Paradies lag in Masuren – Erinnerungen eines ostpreußischen Jungen an die Schicksalsjahre 1944 bis 1946“ nicht nur von Kindheitsidyll in Masuren, Krieg, Hunger, Tod und Vertreibung, sondern auch davon, wie wichtig es für seine Generation ist, sich mit dieser Vergangenheit auseinanderzusetzen, um diese schrecklichen Ereignisse verarbeiten zu können.

So auch Winfried Brandstäter selbst, der sich erstmalig im Jahre 2005 an die finstersten Jahre seines Lebens zurückzuerinnern traute.            A. Ney

Winfried Brandstäter: „Mein Paradies lag in Masuren – Erinnerungen eines ostpreußischen Jungen an die Schicksalsjahre 1944 bis 1946“, Frieling-Verlag, Berlin 2009, broschiert, 144 Seiten, 10,90 Euro


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